54. Der große Herrscher

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Luis öffnete die Augen. Zunächst wusste er nicht, wo er war, doch dann fielen ihm die Ereignisse der letzten Tage wieder ein und ihm wurde bewusst, dass er in Hangar, auf einer kleinen Lichtung, mitten im Wald war.

Er setzte sich auf.

Die Vögel zwitscherten laut und der Himmel wurde von dem Sonnenaufgang in einen satten Rotton getaucht.

Er gähnte laut und streckte sich.

So gut hatte er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr geschlafen.

Luis blickte sich um. Ben lag direkt neben ihm auf dem Boden und schnarchte laut. Er lächelte leicht darüber.

Ben hatte schon immer unglaublich laut geschnarcht. Luis' Großvater Theo hatte ständig Witze über Bens lautes Schnarchen gemacht, wenn er bei ihnen übernachtet hatte.

Kaia lag direkt neben Ben und auch sie schlief tief und fest.

Caio, Eskil und Erik schliefen ebenfalls. Erik schnarchte so unglaublich laut, dass Luis sich ein Lachen verkneifen musste. Wenn sie hier irgendjemand hätte finden wollen, dann hätte Eriks Schnarchen ihnen den Weg geleitet.

Luis stand auf. Er konnte Malik und Askan nirgendwo sehen.

Plötzlich blies ihm ein kleiner, warmer Wind ins Gesicht und Luis lächelte. Er ließ sich von dem Wind leiten und folgte ihm.

Hinter der großen Trauerweide auf einem kleinen Baumstamm saß Askan, der ihm entgegenblickte.

Luis ging zu ihm herüber und setzte sich neben ihn auf den Boden.

„Hast du gut geschlafen?", fragte Askan.

Luis nickte. Er blickte in Askans müdes Gesicht. Er schien nicht besonders gut geschlafen zu haben.

„Wo ist Malik?", fragte Luis.

„Er ist bereits zurück in den Wald der Ruhelosen gegangen, um der Königin Bericht zu erstatten", erklärte Askan.

Luis schwieg. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte so unglaublich viele Fragen. Wie sollten Ben und er wieder zurück nach Hause kommen? Wie war es möglich, dass er ein Ahazur war, und was bedeutete es für seine Zukunft? Hatte Askan wirklich Thewes' Anwesenheit gespürt? Er wusste nicht, welche der vielen Fragen er zuerst stellen sollte.

„Du hast bestimmt viele Fragen", sagte Askan, während er Luis mit seinen dunklen Augen musterte.

Luis nickte.

„Ich kann sie dir nicht alle beantworten", sagte Askan seufzend.

„Aber ich vielleicht. Die vielen Jahre haben nun gereicht!"

Luis erkannte die Stimme sofort und drehte sich, genau wie Askan zu Gustel um. Sein kleines freches, knollennasiges Gesicht blickte sie aus dem Stamm der Trauerweide lächelnd an. Askan sprang auf.

„Gustel!... Aber wie... wie ist das möglich?", fragte er stotternd. Luis rannte um den Baum herum. Er war in diesem Moment so unglaublich glücklich, dass er am liebsten laut geschrien hätte. Endlich würden Ben und er zurück nach Hause gehen. Ihre Zeit war gekommen.

Er rannte auf der Lichtung herum und schüttelte jeden einzelnen von ihnen wach.

„Ben!", rief er laut. „Gustel ist hier! Wir kommen nach Hause!".

Caio sprang sofort auf und rannte zu der Trauerweide. Er schien seinen Augen nicht trauen zu können. Auch Eskil, Kaia und Erik folgten ihm.

Sie alle blieben mit offenen Mündern vor Gustel stehen, der ihre entsetzten Blicke zu genießen schien.

Chroniken der Hexer IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt