19. Nicht ohne meinen Freund

3 2 0
                                    

Ben stand bei Caio, Eskil und Erik in dem kleinen Waldstück vor den Stadttoren. Caio und ihm war es gelungen aus der Stadt zu fliehen.

Sie hatten sich hinter den Büschen versteckt und beobachteten nun die Menschen, die in Scharen vor den Blutwölfen und Ishdur flohen.

Die Blutwölfe sahen schaurig aus.

Sie hatten leuchtend rote Augen, langes schwarzes Fell und waren riesig. Ben hatte noch nie in seinem Leben solch riesige Tiere gesehen.

Sie überragten die Menschen, die vor ihnen flohen, fast um das Doppelte.

„Warum nennt man sie Blutwölfe?", fragte Ben.

„Weil sie von Blutgeruch angezogen werden", antwortete Eskil. „In manchen Gegenden Baldriens nennt man sie auch Kriegerwölfe, weil man sie fast immer nur auf Schlachtfeldern antrifft".

„Miese Drecksviecher!", schimpfte Erik, der an einem Baum lehnte und seine Wunden versorgte. „Denen verdanke ich diese hier", sagte er und zeigte auf die große Narbe in seinem Gesicht, die sich von seinem linken Auge bis hinunter zu seiner Oberlippe zog. Er spuckte verächtlich auf den Boden.

Ben, der Erik angesehen hatte, drehte sich wieder um und starrte auf das Stadttor, in der Hoffnung Luis und Askan dort zu erblicken.

„Wir müssen sie suchen gehen!", sagte Ben und drehte sich wieder zu den drei Männern um. Eskil schüttelte bedauernd den Kopf.

„Nein", antwortete er schlicht.

„Sie sind auf sich allein gestellt. Wir beschützen dich", erklärte Erik.

„Mach dir keine Sorgen, Ben", sagte Eskil. „Askan ist ein guter Schwertkämpfer und ein noch besserer Rashazur. Sie werden es schaffen".

„Gut!", sagte Ben wütend. „Wenn ihr solche Feiglinge seid, gehe ich sie halt selbst suchen!".

Caio, der an einen Baum gelehnt stand und seine Arme vor der Brust verschränkt hatte, blickte zum ersten Mal, seit sie sich in dem kleinen Waldstück versteckt hatten auf.

Seine schwarzen Augen musterten Ben geringschätzig.

„Nichts wirst du tun", knurrte er. „Du machst das, was wir dir sagen!".

Ben, der sich nicht von Caio einschüchtern lassen wollte, blickte ihm trotzig entgegen.

„Du kannst mir nicht vorschreiben, was ich tue! Luis ist mein bester Freund!".

Caio trat einen Schritt auf Ben zu. „Halt deinen vorlauten Mund, Bursche!".

Caio zitterte vor Wut und streckte ihm drohend den Finger entgegen.

„Du nervst mich schon, seit ich dein einfältiges Gesicht zum ersten Mal gesehen habe!".

Ben ballte seine Hände zu Fäusten.

„Was willst du tun?".

Caio lachte ein freudloses Lachen.

„Das wirst du schon sehen! Fordere es lieber nicht heraus!".

Ben und er funkelten sich wütend an.

„He! Seid still", zischte Eskil leise. „Ihr macht die Blutwölfe auf uns aufmerksam. Sie gucken schon in unsere Richtung!".

Ben drehte sich um.

Tatsächlich.

Die Blutwölfe hatten sich zu ihnen umgedreht und hoben nun ihre langen dunklen Schnauzen schnüffelnd in die Luft.

„Sieh was du angerichtet hast!", brüllte Caio vorwurfsvoll.

Ben kreuzte die Arme vor der Brust.

„Ich?! Das ist alles deine Schuld. Wenn du mich hättest gehen lassen, dann hätten wir das Problem jetzt nicht!".

Chroniken der Hexer IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt