Eine Tür wird geöffnet

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Der Abend davor, eine Spirale, die Abwärts verläuft

Du lehnst gegen meine Brust, wie es schon so oft der Fall war, aber es fühlt sich noch immer anders als normalerweise an. Vielleicht wegen dem Alk? Du bist heute so zappelig oder bilde ich mir das nur ein?

Ich nerve dich nicht mit Fragen. Zumindest so lange bis du mir deine spitzen Knochen zwischen die Rippen bohrst, weil du dich schon wieder anders hinsetzen willst.

„Au! Mann, Pass doch auf, du bist so ein Knochensack, Stein!" Das klingt jetzt genervter, als geplant. Scheiße, nimm mir das in deinem Zustand jetzt nicht krumm, bitte...

„Sorry...In mir drinnen flatterts." Trocken lache ich auf.

„Na wenn's bloß das ist. Du hast echt ganz schön übertrieben." Das machst du doch sonst nie, füge ich im Kopf hinzu. Du bist der vernünftige von uns beiden was das angeht. Der Vincent den ich kenne mischt nicht einfach so bunt drauf los. Was ist bloß los mit dir?

„Du bekommst ganz hässliche Sorgenfalten, wenn du so weiter machst." Ach, jetzt traust du dich doch den großen, bösen Dag anzuschauen, der es wagt sich sorgen um dich zu machen? Meine Fresse grade gehe ich mir selbst auf die Nerven mit meinem eigenen angepisst sein, da ist dein rumgedruxe und schweigen ja fast noch erträglich gegen.

„Du könntest ja was dagegen tun." Schlage ich grummelig vor.

Das du das Wortwörtlich nimmst und nicht so wie ich es eigentlich meine, hätte ich mir eigentlich denken können.

„Hier, lächle mal." Deine Finger pieken in meine Wangen und ziehen meine Stirn glatt was mich tatsächlich zum Lachen bringt.

„Du bist so durch Vinnie." Lache ich und gebe dir eine freundschaftliche Kopfnuss.

„Genau wie du Dagkie." Und prompt bin ich der, der die Kopfnuss bekommt. Spätestens jetzt fällt aber auf, dass du wirklich drauf bist um nicht zu sagen: Deine Motorik ist Müll.

Deine Stirn landet zwar gegen meiner, da bleibt sie dann allerdings auch und du starrst mich an, mit nem Blick der einem ohne die geröteten Augen echt Angst machen könnte.

Du...bleibst da jetzt einfach lehnen oder wie darf ich das verstehen?

Sieht ganz so aus.

Kann mich nicht erinnern dir schonmal so nah gewesen zu sein, also über längere Zeit und vor allem nicht mit dem Blick.

Grade trau ich dir wirklich alles zu. Zum Beispiel, dass du anfängst zu lachen wie ein Psycho oder dass du dich nicht mehr halten kannst und einfach auf mich drauf krachst. Vielleicht schläfst du auch gleich ein und erinnerst dich morgen an gar nichts mehr oder du knutscht mich gleich ab...

„Hast du gewusst, dass nur etwa 29% der Menschen mit dunklen Haaren blaue Augen haben genau wie du?" Was ist denn jetzt kaputt? Was...ok ich weiß was du genommen hast, aber wie zur Hölle machst du das?!

„Hä, ne." Bei den Gedankengängen kommt mein Hirn heute nicht mehr mit.

„Ja, du bist quasi ne Minderheit. Nicht so langweilig wie ich. Weißt du manchmal bin ich neidisch auf dich." Sagst du und lässt dein Kinn auf mein Brustbein sinken, natürlich nicht ohne deinen Welpenblick.

„Ich bin...Moment was? Woher weißt du sowas überhaupt?" Das ist echt ne berechtigte Frage. Ich dachte du hast nur ne Menge mal mehr mal weniger nützliches wissen über Musik mit dem ich meistens so gar nichts anfangen kann, wenn jetzt das Bundesamt für Statistik zu deinem Schatz des unnötigen und unnützen Wissens dazu kommt, dann mach ich mir zurecht Gedanken um dich.

Dein Achselzucken macht die ganze Situation noch stranger.

„Hab's gegoogelt. Unsere Sternzeichen sind übrigens kompatibel. Auch wenn du Schalentier eigentlich viel zu emotional für mich bist. Bei dir geht das voll ok für mich. Und wenn du mir Sachen von vor zwanzig Jahren vorwirfst. Mich wirst du nicht mehr los Dag-Alexis Kopplin..." Zufrieden mit dir und der Welt machst du die Augen zu und drehst deinen Kopf, wie zum Schlafen auf meine Brust.

Deine CollegejackeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt