Lügen

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Ein Hauch von Schicksal, ein Funken Wahrheit, noch viel mehr Wahnsinn

Historiker werden sich in 1000 Jahren die Frage stellen, wie es im Leben von Dag-Alexis Kopplin dazu kam, dass nach allem, was in der Vergangenheit eine Lehre sein sollen, er seinen besten Freund trotzdem immer wieder dazu brachte für ihn zu knien. Ja, man könnte wirklich meinen, dass er zumindest etwas aus der Vergangenheit gelernt haben sollte aber...nein, das wäre ja viel zu einfach. Alles Bullshit.

Weder in 1000 noch in 100 Jahren wir sich irgendjemand fragen was im Leben von Dag eigentlich nicht schiefgelaufen ist, sie werden sich höchstens die Köpfe zerbrechen, warum Vincent, der erfolgreiche Musikproduzent, ihn nicht schon vor Jahren verlassen hat.

Ein lautes Schnipsen zerreißt die Stille.

„Warum lügst du mich an?" Mein Kopf schnellt nach oben und alles dreht sich. Ich...lüge ich? „Ich weiß es nicht!" Ja, ja ich habe gelogen. Was habe ich nochmal gesagt? Meine Gedanken rennen wieder in Kreisen, zwischen Historikern, der fernen Zukunft und Vincents Kopf in meinem Schoß. Fuck!

Er hat es schon wieder getan oder? Was ist das? Wie macht dieser Arsch das immer?!

Ach Dag...du lässt dich so schön manipulieren. Denk nach, was ist das Letzte woran du dich erinnerst?

Therapie. Ich bin zu Therapie gegangen...gestern, das war ein schöner Tag. Ich hab Martin wieder gesehen, es geschafft was richtiges zu essen bis ich satt war und mit Vincent gekuschelt. Er hat mit mir geredet...ja. Über was?

Das ‚was' hallt in meinem Kopf nach wie ein endloses Echo. Es ist immer da, ich kann es nicht ignorieren, wenn ich mich darauf konzentriere ist es noch immer da und wird langsam lauter und wieder leiser.

Wie spät haben wir?

„Dag, ich will das nicht tun, aber du stehst heute komplett neben dir. Hattest du noch eine Psychose? Eine Panikattacke? Rede mit mir, ich will dir wirklich nur helfen." Eklunds Stimme klingt ruhig, er will mich beruhigen? Warum muss er mich beruhigen?! Muss ich mir Sorgen machen?

Was für eine Frage.

Ich schlucke die aufkeimende Angst nur schwer hinunter. Ich bin hier sicher, in diesem Raum bin ich sicher, ich habe keine Angst, ich muss keine haben. „Keine Attacke. Nur gestern konnte ich einmal nicht hören, aber das ist wieder weggegangen nach dem ich meine Tabletten genommen habe." Ich verschränke meine Finger ineinander um etwas zu haben um mich irgendwie zu beschäftigen. Mein Blick schweift über das schlichte Mobiliar der Praxis, das kratzen von Eklunds Stift auf dem Papier versuche ich auszublenden. Der denkt eh was er will.

„Welchen Abstand hattest du zu der letzten Einnahme?" Er tut so als wäre er gelassen, aber das ist er nicht. Mittlerweile kenne ich ihn gut genug um auch meine Schlüsse zu ziehen was sein Verhalten angeht. „Bin mir nicht sicher. Eigentlich nehme ich sie immer um neun, Abends nehme ich nur die Citalopram, dann schlafe ich besser...kann aber auch sein, dass ich die vergessen habe..." Nach dem wie Vincent im Bett auf mich gewartet hat, ist das auch kein Wunder. Ich hatte eindeutig besseres zu tun als meine Antidepressiva einzuwerfen.

Der Doktor seufzt leise, verkneift sich aber den Kommentar.

Wüsste er was passiert ist, würde er ganz die Klappe halten.

Oder mir einen Vortrag darüber halten, wie unverantwortlich ich doch bin, meine kaputte Psyche so auf die Probe zu stellen. Schließlich soll ich es ‚langsam angehen lassen'. Diesmal kein bissiger Kommentar aus meinem Kopf. Na wäre ja ein Ding, wenn ihr euch mal mit Eklund einig seid...Premiere um genau zu sein.

„Dag...glauben heißt nicht wissen, du weißt doch wie wichtig es ist deinen Medikamentenplan einzuhalten. Hast du sie die letzten Tage regelmäßig eingenommen?" Ich nicke.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 6 days ago ⏰

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