Mauern

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Und ich bin der mit dem Presslufthammer und der Angst im Bauch


Zwei sehr lange Wochen später...


Egal wie man es dreht und wendet, in der Psychiatrie festzusitzen ist das beste und gleichzeitig schlechteste das mir passieren konnte. Auch wenn mich meine Gedanken jede Nacht wachliegen lassen und Vincents Geruch in meinem Kopf in Formen schlüpft, die meinen Verstand auf eine halsbrecherische Reise schicken, jedes mal aufs neue und jedes mal ein Stückchen tiefer in mich selbst. Wenn es nicht diese Nervenheilanstalt schafft, dann schafft noch mein eigener Kopf mich völlig verrückt zu machen und den Rest erledigen dann die Medikamente.

Eine Nacht...nur eine Nacht...

Halt die Füße still, du bekommst deine Nacht doch jetzt und nicht nur die eine. Es sind zwei. Ein ganzes Wochenende. Vincent gehört ganz dir...uns, er gehört bald ganz uns.

Nein. Unruhig fahre ich mir durch die Haare. Da sind sie wieder, die Gedanken, die mich daran hindern wollen Fortschritt zu machen, ein krankes Weltbild...Vincent ist doch mein Freund und nichts, das man besitzen kann!

Ach ja? Und da bist du dir sicher seit...? Ahhh richtig, seit diese Schreckschraube und Eklund der Verräter den Gedanken in deinen Kopf gepflanzt haben!

Das...das ist nicht wahr! Ich bin krank! Das alles ist nicht in Ordnung und...

Und trotzdem wirst du deine Bedürfnisse nicht los. Die Bilder, all die unerfüllten Wünsche...frag dich doch mal warum sie sich nicht abschalten lassen, aber diesmal mach es ernsthaft. Genau das ist es nämlich: Sie können dich manipulieren, aber dass was dich ausmacht löschen können sie nicht, das kannst nicht mal du.

Mein Handy vibriert. >>Bist du schon da?<< Die Zeichen auf dem Display verschwimmen kurz vor meinen Augen, für ein paar Sekunden frage ich mich ob ich mir die Nachricht nur einbilde, aber sie ist da. >>Ja.<< tippe ich schnell ein, bevor ich es mir anders überlegen kann. Ich schaff das. Es ist doch das was ich mir die ganze Zeit gewünscht habe, warum fällt es mir jetzt so schwer? Nein, bitte ich will mir die Frage selbst beantworten, nur dieses eine mal...was ist nur schon wieder los mit mir? Vor was genau habe ich Angst?

Nur ein kleiner Tipp: Es hat was mit dir zutun.

Ach wirklich? Da wäre ich ja jetzt gar nicht drauf gekommen...ich-ich habe Angst. Ich will ihn nicht verletzten... >>Willst du hochkommen oder soll ich dich abholen?<< Ich weiß es nicht. Einerseits will ich einfach nur Vincent in den Arm nehmen und mich mit ihm aufs Sofa oder noch besser direkt ins Bett kuscheln, aber wie verhalte ich mich bloß richtig? Darf ich ihn überhaupt naja...anfassen? Nicht so! Also schon doch auch, aber auch anders. Vor allem anders. Einfach in den Arm nehmen und festhalten und vielleicht ein ganz kleines bisschen seinen Körper Streicheln, wenn er das möchte, wirklich nur wenn er es möchte!

Wenn? Dir ist in deinen Erwägungen aber schon noch klar, dass wir hier von Vincent reden oder? Der Vincent der sich wie ein primitives Tier an dir gerieben hat und bei jedem Kuss zu wachs in deinen Armen wird. Erinnerst du dich noch? Einmal haben sogar seine Beine nachgegeben.

Wirklich? Ich kann mich grade irgendwie nicht mehr erinnern.

>>Dag?<< Ich mache mich besser auf den Weg. Er darf nicht schon jetzt bemerken wie kaputt ich wirklich bin. Dabei ist das doch eigentlich total egal, er hat doch am eigenen Leib erfahren was mit mir falsch ist und trotzdem will er mich noch hier haben? Ob man es noch sieht...? Ich weiß nicht ob ich es nochmal ertragen kann die Spuren die ich auf seinem Körper hinterlassen habe zu sehen.

Deine CollegejackeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt