Tür auf, Tür zu

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Palim Palim, ihr könnt mich mal

Es hat etwas schicksalhaftes, als genau in diesem Moment die Tür aufgeschoben wird und zwei Krankenpflegerinnen in heller Krankenhausmontur den Raum betreten oder wohl eher stürmen.

„So, wir sind ein bisschen spät dran, bitte entschuldigen sie unsere Verspätung, Herr Kopplin. Ich bin Schwester Hannah und das ist meine Kollegin Schwester Wilma. Wir würden sie jetzt untersuchen, ihnen im Bad helfen und ein paar fragen stellen, natürlich werden wir ihre auch beantworten, nun, so gut wir es können." Übermotiviert kommt die erste auf mich zugeschossen, bewaffnet mit einem neuen Set Nadeln. Nein! Nicht schon wieder!

Mit panisch aufgerissenen Augen krabble ich ans Kopfende meines Bettes und mach mich klein.

Das bringt doch so nichts! Schau dass du da raus kommst, irgendwie! Renn verdammte Scheiße! Es kann doch nicht so schwer sein! Die wollen dir dein Blut abzapfen und du tust nichts?! Du warst früher echt verlässlicher!

„Oh, das ist nur ein kleines Blutbild. Keine Sorge, wir können ihren Zugang dafür benutzen und müssen sie nicht nochmal piksen." Sie zwinkert mir beschwichtigend zu, wahrscheinlich hat sie von meinem Ausraster gehört oder war vielleicht sogar dabei. Aber mir fällt bei diesem Gesichtsausdruck einiges ein, aber ganz sicher nicht mich zu entspannen!

„Ich...geh dann mal raus." Nikolas ist aufgestanden um respektvoll die Bühne zu räumen.

Der will sich einfach nicht anschauen oder mithören müssen wie beschissen es wirklich um dich gestellt ist und dein Geheule über Blutabnehmen, von deiner künftigen Hilflosigkeit mal ganz abgesehen.

Ich nicke, während mein Blick auf mein gegipstes und bandagiertes Handgelenk gesenkt ist. Hilflos, ja. Was soll ich denn mit nur einer Hand, meiner rechten Hand wohlgemerkt, machen?

So ein Ding bleibt doch gewöhnlich für sechs oder waren es acht Wochen dran oder? Ich werde auf keinen Fall alleine klarkommen.

Na immerhin ist es nicht dein Bein. Du hättest nicht den Hauch einer Chance in deine Wohnung zu kommen, die ganzen 72 Stufen hoch. Gut, jetzt kannst du halt erstmal nicht wichsen, blöde Sache. Das hältst du so auf keinen Fall durch, da überlegen wir uns noch was.

Was? Nein! Ich habe nicht drum gebeten und echt andere Sachen im Kopf grade.

„Wie geht es ihnen denn? Was macht die Hand?" Ich runzle die Stirn und gebe wiederwillig meine heile Hand mit der Infusion her.

„Müssten sie mir das nicht sagen?" Schwarzer Humor, etwas anderes habe ich nicht um mich von der Prozedur abzulenken. Ich kann nicht hinsehen, weil ich weiß, dass wenn ich es würde, ich obwohl nichts wehtun kann, Schmerzen hätte.

Scheiß irrationale Angst vor Nadeln. Sie hat mich voll im Griff und ich kann nichts dagegen tun.

„Naja, ich kann ihnen sagen, dass ihre Vitalwerte im grünen Bereich sind. Sie erholen sich wirklich gut. Ich hab hier leider keinen Monitor der mir sagt, ob oder wo sie Schmerzen haben." Ja wer dumme fragen stellt bekommt...gar nicht mal so dumme Antworten.

Ich lache trocken auf und mache den Fehler den Blick zu heben. Hätte ich mal lieber sein lassen sollen.

Oh Gott. Ich glaube mir wird schlecht! Es ist nicht nur die Nadel, es ist die Art wie mein Blut aus mir raus läuft durch den dünnen Schlauch, die meinen Magen dazu bringt sich umdrehen zu wollen.

Aber da ist nichts was ich erbrechen kann. Wann habe ich eigentlich das letzte mal was gegessen?

Ein weiteres Klopfen und wieder geht die Tür auf. Ein weiterer Pfleger, mit Schürze und Tablett steht im Zimmer, grade als mein Blutdruck gemessen wird.

Deine CollegejackeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt