Zerfall

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Auch wenn er so schnell rannte wie noch nie in seinem Leben, hatte er das Gefühl zu spät zu kommen. Irgendetwas sagte ihm, dass er es nicht schaffen würde. Dass er zum zweiten Mal die Frau verlieren würde, welche er über alles liebte. 

Ein letztes Mal mobilisierte er alle seine vorhandenen Kräfte und jagte noch schneller voran. Als die heulende Hütte endlich in Sicht kam, konnte er schon von weitem mehrere Figuren ausmachen. Verdammt, warum waren da so viele Leute? Wussten sie denn nicht, dass sie es ihm damit noch schwerer machten? Wussten sie denn nicht, wie sehr ihr Geruch ihn aufwühlte? Ihn anstachelte und den Jagdtriebe weckte? Sicher er wusste welche Konsequenzen dies alles hatte. Er war bei weitestgehend klarem verstand. Aber die Aggressionen löschte der Trank leider nicht aus. 

Er bremste ab und näherte sich die letzten Meter langsam. Erst sein dunkles Knurren ließ alle herumfahren, bevor er vorsichtig aus den Schatten trat. "Remus Merlin sei dank. Hermine braucht dich. Sie wird immer wieder ohnmächtig vor lauter Schmerzen. Das Amulett zerfällt zusehend. Wir wissen nicht mehr, was wir noch machen können." 

Und zum ersten Mal seit Jahren sah er Tränen in Minervas Augen, während ihn Andromeda und Poppy unsicher musterten. Bei ihnen schien der gesunde Menschenverstand noch zu funktionieren. Immerhin standen sie hier mit einem Werwolf auf der Lichtung. Bei Vollmond. 

Als ein markerschütternder Schrei durch die Nacht drang, schien seine Welt still zu stehen. Vergessen war alles um ihn herum. Mit zwei langen Sätzen war er an Hermines Seite und stupste sie winselnd an. Er hatte das Gefühl sein Herz würde jeden Moment stehen bleiben. Bei seiner Berührung zuckte Hermine schmerzerfüllt zusammen, versuchte aber gleichzeitig nach ihm zu greifen.

Unruhig fiel er ins Gras und robbte vorsichtig näher zu Hermine. Diese versuchte die Augen zu öffnen und krallte sich in sein Fell. Er konnte spüren, wie sich ihre Fingernägel in seine Flanken bohrten. Doch der Schmerz konnte sein Bewusstsein nicht erreichen. Für ihn zählten nur die beiden sanften braunen Augen, die ihn gerade ungläubig betrachteten. Dann fuhr die nächste Welle durch Hermine. Schreiend drückte sie sich an ihn und barg ihr Gesicht in seiner Seite. 

In dieser Gestalt zu sprechen, war unnatürlich und wahnsinnig anstrengend. Seine Stimme klang heiser und kratzend. "Hermine." 

Doch dieses Wort schien zu reichen. Ihr Körper schmiegte sich in seine Berührung und sie schien sich langsam zu beruhigen. Als sie den Kopf hob, wirkte ihr Blick klarer und schaute ihn fast suchend an. Die Stille zwischen ihnen war zum schneiden dick und keiner wusste was er sagen soll.

Ein leises Geräusch sorgte dafür, dass er zur Seite schaute. Entsetzt beobachtete er wie sich ein weiterer Teil des Amulettes auflöste. Als würde es Stück für Stück verpuffen. "Remus du musst irgendetwas tun. Minerva ist ziemlich sicher, dass Hermine stirbt, sobald das Amulett komplett zerfällt", erreichte ihn die bebende Stimme von Poppy.

Erst jetzt wurden ihm die drei Frauen wieder bewusst, als hätten sie sich vorher kurzzeitig in Luft aufgelöst. Sein Verstand raste. Er suchte panisch nach einer Lösung konnte aber keine finden. Wie gerne würde er sich jetzt einfach zurück verwandeln um Hermine in seine Arme ziehen zu können.

Ein erneuter Schrei, verlangte seine gesamte Aufmerksamkeit. 


Bis Morgen ihr Lieben ^^

Im Mondschein sieht alles anders ausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt