07

343 30 1
                                    

Ich habe geschlafen.

Wieso ich das so betone?

Es wundert mich selbst, dass ich auch nur ein bisschen Schlaf gefunden habe, zumal ich gerade den zweiten Tag hier bin und es durchaus länger als ein Tag dauert, den Körper an eine andere Zeitzone zu gewöhnen.

Nichtsdestotrotz habe ich geschlafen und das auch nicht wenig.

Nachdem wir gemeinsam zu Abend gegessen haben - Elle, Daphne, Roderick und ich - sind Elle und ich auch ein bisschen später zu Bett gegangen als ihre Eltern, da keine Pflichten am nächsten Tag auf uns warten würden.

Wir haben noch einen Spaziergang zum Strand gemacht, der am Abend völlig leer gewesen ist. Es war wirklich schön.

Ich habe Gemma einen Haufen Bilder geschickt, da ich ihr sowieso schreiben wollte, dass ich heile angekommen bin, nachdem ich es nur meinen Eltern geschrieben hatte.

Lange sind wir nicht geblieben, denn dann war Elle irgendwann schon wieder müde und wir sind zu Bett gegangen. Und nach einem zweistündigen Kampf gegen Kopfschmerzen und Spinnen-Paranoia, bin ich auch ins Traumland abgetaucht.

Um fünf Uhr morgens bin ich wiederrum schon hellwach gewesen, habe mich sogar richtig ausgeschlafen gefühlt.

Jetzt stehe ich hier, komplett eingekleidet in meinem Outfit für den Tag, und schaue dumm aus der Wäsche; alle schlafen noch, Daphne, Roderick, Elle ganz besonders, und ich weiß nicht mit mir anzufangen.

Es ist inzwischen halb sechs. Ich könnte in die Stadt gehen und Brötchen für ein schönes Frühstück besorgen. Aber wo ist hier ein Bäcker? Gibt es überhaupt Bäcker?

Ich zücke mein Handy, Google hat die Antwort.

Wenn ich richtig nachgeschaut habe, dann ist die nächste Bäckerei zwei Kilometer von hier entfernt, das Bam Bam Bakehouse, oder wie auch immer das heißt.

Die öffnen in einer Stunde, und so wie ich das verstanden habe, stehen Daphne und Roderick um sieben Uhr auf, also könnte ich es theoretisch schaffen.

Laut Google Maps brauche ich auch nur sieben, höchstens acht Minuten mit dem Fahrrad, bedeutet insgesamt ungefähr eine viertel Stunde. Da ich aber einen Orientierungssinn wie ein Moorhuhn habe, plane ich gleich mal eine Dreiviertelstunde ein, weshalb ich mich auch gleich auf den Weg mache.

Die Zeit überbrücke ich damit, zu schauen, was der Kühlschrank noch so hergibt, nachdem ich glaube, dass Louis heute Nacht wieder hier gewesen ist und die Hälfte mitgenommen hat.

Erstaunlicherweise bietet er aber noch vieles an, aus dem sich ganz sicher ein leckeres Frühstück zaubern lässt.

Mit ausreichend Geld schwinge ich mich auf das Fahrrad, habe mein Handy zur Sicherheit in der Hand, und fahre los.

Ein bisschen der Strecke kenne ich noch, da es dieselbe Strecke zum Strand ist, aber irgendwann bin auch ich verwirrt, wo ich denn jetzt hinmuss, da sogar Google mich plötzlich in Stich lässt.

Letztlich habe ich die Bäckerei doch noch gefunden, und ich finde, dass ich einen Schulterklopfer dafür verdiene.

In der Bäckerei kaufe ich ein paar Brötchen und fahre dann sofort wieder zurück, da es doch schon später ist, als ich gedacht habe. Ich hoffe Daphne und Roderick verschlafen heute.

Um circa zehn vor sieben bin ich wieder zuhause und in Windeseile kreiere ich ein Frühstück, was noch nie jemand gesehen hat. Mit Früchten, Rührei, frischen Brötchen...

Stolz über das, was ich an diesem frühen Morgen gewuppt habe, stemme ich meine Fäuste in die Seiten und lächle.

So ein Jetlag kann sich schonmal bezahlt machen.

My Best Friend's Brother [l.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt