Epilog (1/3)

277 34 3
                                    

30. Juni

Nervös sitze ich auf meinem Bett und spiele mit dem Armband an meinem linken Handgelenk.

Immer wieder werfe ich einen Blick auf den Wecker, der auf meinem Nachttisch steht und mir zeigt, dass es nur noch eineinhalb Stunden sind, bis ich mein Abschlusszeugnis in der Hand halte.

Mein Blick wandert zu meiner Zimmerwand.

Nachdem ich aus Australien zurückgekommen bin, habe ich meine ganze Wand mit Bildern von Elle und mir, von Louis und mir, und von allen anderen Freunden, die ich dort kennengelernt habe, tapeziert.

Ich habe dort sogar Bilder von Zayn und Elle hängen. Sowohl Elle als auch Louis, und sogar Zayn, haben mir berichtet, dass sie offiziell zusammen sind. Während Elle und Zayn natürlich überglücklich waren, blieb es also an mir hängen, Louis davon zu überzeugen, Zayn nicht einen Kopf kürzer zu machen, weil er seine kleine Schwester datet.

Erst wollte Louis mir nicht glauben, aber als ich ihm erklärt habe, in was für einer Situation wir uns damals befanden, hat er nachgegeben und deren Beziehung, wenn auch widerwillig, akzeptiert.

Bei dem Anblick der vielen Bildern tauchen Erinnerungen auf und ich erwische mich dabei, wie ich einige Tränen verliere, doch schnell wische ich sie mit dem Ärmel meines Sakkos weg.

Mein Armband hat sich schlagartig von gelb auf blau verfärbt, aber ich denke nicht, dass Louis das mitbekommt, schließlich ist in Australien jetzt mitten in der Nacht, und er ist vermutlich am Schlafen.

Hoffe ich zumindest.

Ich schaue auf mein Bett und seufze. Seine graue T-Shirt Jacke, die er mir damals am Flughafen gegeben hat, liegt neben meinem Kopfkissen.

Ich habe sie seit jenem Tag nicht einmal gewaschen, in der Hoffnung sein Duft würde für immer in diesem Stoff verwebt sein, doch, wenn ich jetzt daran schnuppere, dann riecht sie nach nichts.

Liegt vermutlich an der Tatsache, dass ich nachts mit ihr kuschele und sie auch oft genug anziehe, wenn ich zum Beispiel traurig bin. Oder, wenn ich mich allein fühle.

Wie jetzt, zum Beispiel.

Plötzlich aber klingelt mein Handy neben mir und, als ich seinen Namen auf dem Bildschirm flackern sehe, habe ich Schmetterlinge im Bauch und mein Herz schlägt höher.

Sofort gehe ich ran und halte das Handy vor mein Gesicht, sodass er mich sieht und ich ihn sehen kann. Endlich.

»Hey«, sage ich lächelnd.

»Hey, Love, ich wollte dich schon früher anrufen, aber es ist was dazwischengekommen, tut mir leid.«

»Du hättest mich gar nicht anrufen müssen, Lou«, schmunzle ich, »du sollst doch schlafen. Es ist schließlich mitten in der Nacht in Australien.«

Er zuckt mit den Schultern.

»Ich hatte noch ein bisschen was zu erledigen, und dann habe ich das gesehen.«

Er hält sein Handgelenk, an dem sein Armband blau leuchtet, in die Kamera.

»Wieso bist du traurig?«, fragt er besorgt. »Heute ist dein großer Tag, Schatz, es gibt keinen Grund traurig zu sein.«

Ich zucke mit den Schultern.

»Keine Ahnung. Ja, es ist ein großer Tag, aber du bist nicht hier...Elle ist nicht hier. Irgendwie sehe ich keinen Sinn darin, überhaupt rauszugehen.«

Er seufzt. »Harry, Baby, ich bin immer bei dir, das weißt du doch. Ich schicke dir während der Zeugnisausgabe ganz viele Herzen!«

»Das ist süß von dir...«

My Best Friend's Brother [l.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt