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Da ist er, mein letzter Tag in Gold Coast.

Es ist komisch. Meine Koffer sind gepackt und stehen schon im Zimmer bereit.

Es ist wie in England, als ich mich mit Bauchschmerzen ins Bett gelegt habe, weil ich so aufgeregt war und es kaum erwarten konnte, endlich in den Flieger zu steigen und hierher zu fliegen.

Jetzt sitze ich auch auf dem Bett, aber mit Bauchschmerzen, weil ich hier nicht weg will. Ich starre meinen Koffer an und erwäge einen Augenblick, alles wieder auszupacken.

Letztlich habe ich keine Pflichten, wenn ich zuhause bin. Gut, bis auf Uni-Einschreibungen und was nicht alles. Aber ansonsten habe ich nichts, was ich nicht auch hier machen könnte.

Vielleicht sollte ich wirklich überlegen hierzubleiben. Louis hat ja gesagt, ich könnte bei ihm wohnen.

Aber dafür muss ich hier erstmal eine gute Uni finden. Und überhaupt einen Studiengang. Einen Job brauche ich auch noch! Oh Gott. Das sind alles Dinge, über die will ich noch gar nicht nachdenken.

Ich habe ja noch nicht einmal mein Zeugnis in der Hand.

Ein Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken.

Die Tür geht auf, Elle steht im Türrahmen.

»Bist du fertig?«, fragt sie und geht in mein Zimmer.

Ich kräusle die Lippen. »Jap, habe alles eingepackt.«

»Mum hat Wassermelonenpizza gemacht«, sagt sie und streckt ihre Hand nach mir aus.

Dankend lächelnd nehme ich ihre Hand und lasse mich von ihr auf die Beine ziehen.

Wir gehen runter ins Esszimmer, wo Daphne tatsächlich den Tisch mit zwei Tellern Wassermelonenpizza und einer großen Schale Erdbeerbowle gedeckt hat.

Ich glaube so viel Erdbeerbowle, wie ich hier in den letzten Wochen getrunken habe, werde ich in meinem ganzen Leben nicht mehr trinken.

Gemeinsam mit ihr und Roderick essen wir die Pizza, während wir hauptsächlich darüber reden, was wir an unserem letzten Tag hier machen.

»Louis und ich gehen heute Essen«, sage ich, »und danach treffen wir uns noch alle am Strand und spielen Volleyball.«

»Und die Nacht machen wir durch«, bestimmt Elle.

Ich sehe sie irritiert an. »Echt?«

»Habe ich jetzt beschlossen.«

»Elle, vielleicht will Harry auch schlafen«, sagt Daphne lächelnd.

Ich schüttle den Kopf. »Ich kann im Flugzeug lange genug schlafen.«

»Wann geht dein Flieger denn?«, fragt Roderick.

»Um vier Uhr morgen früh.«

»Wir werden dich zum Flughafen bringen, Louis wird sicherlich auch mitkommen«, sagt Daphne.

Ich nicke. Es sollte mich freuen, dass sie mich extra noch zum Flughafen begleiten wollen, aber ich glaube, dass es das noch schwerer für mich macht, als es eh schon ist.


Elle ist so lieb und hilft mir noch mein Outfit für das Date mit Louis rauszusuchen, und meine Klamotten dann wieder alle in meinen Koffer zu packen.

Sie hat mir eine schwarze Skinny Jeans und das schwarz-rot-kariertes Flanell rausgesucht. Ich weiß nicht, wie oft ich vorher Zähne putze, und wie viel Parfüm und Deo ich mir aufsprühe. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass eine einfache Dusche nicht ausreicht, um meinen Angst- und Trauerschweiß zu verdrängen.

Sie hilft mir noch meine Haare ordentlich zu stylen, bevor sie meine Klamotten nochmal zurechtrückt und mich von oben bis unten mustert.

»Louis wird Augen machen«, sagt sie mit einem breiten Grinsen.

Ich lächle. »Danke, Elle, das bedeutet mir so viel.«

Es klingelt, ich reiße die Augen auf. »Ist er das?«

»Warte ich gucke!«

Sie stürmt aus meinem Zimmer, die Treppe runter. Ich folge ihr langsam und als ich Louis' Stimme höre, bin ich plötzlich total nervös.

Ich halte vorm Spiegel auf dem Flur und fahre mir durch die Haare. Sehe ich wirklich gut aus? Louis hat mich schon viel schlimmer gesehen, das weiß ich, aber ich weiß ja auch nicht, wie schick er sich gemacht hat, und ich will nicht underdressed sein, wenn wir uns in der Öffentlichkeit zeigen.

Das passt schon. Irgendwie.

Ich gehe die Treppe runter und sehe Louis im Hausflur stehen, wunderschön wie jeden Tag. Ich fühle mich wirklich underdressed, wenn ich ihn hier in Jeans, weißem T-Shirt und schwarzem Jackett stehen sehe. Seine Haare hat er wellig nach oben gestylt und ein leichter Drei-Tage-Bart ziert sein Kinn.

Ich habe ihn so angestarrt, dass ich die letzte Treppenstufe übersehe und plötzlich in seinen Armen liege. Mir steigt die Hitze in die Wangen, und ich sehe schüchtern zu ihm hoch.

»Hey«, sage ich.

Wo kommt diese Schüchternheit denn plötzlich her?

»Hey«, sagt er amüsiert, »alles gut?«

»Hm, danke.« Ich stelle mich wieder hin und richte meine Klamotten. »Tut mir leid.«

Aber er lacht nur gedämpft und schiebt mir eine Haarsträhne hinters Ohr.

Elle kichert. »Ich wünsche euch viel Spaß, wir sehen uns nachher am Strand, ja?«

»Jap, ich schreibe dir dann«, sage ich und gebe ihr eine kleine Umarmung.

»Viel Spaß«, kommt es noch von Daphne, bevor wir aus dem Haus gehen und die Straße heruntergehen.

Unsere Finger miteinander verschränkt.

»Schaffst du das mit deinem Fuß?«, fragt er, während wir die Straße runtergehen.

»Das passt, es tut kaum noch weh«, sage ich.

»Und wenn du nicht mehr kannst, dann trage ich dich einfach«, schlägt er vor.

Jetzt wünschte ich mir gerade, dass mein Fuß immer noch wehtut. 


A/N: Happy All Of Those Voices release! Wer guckt den Film diese Woche im Kino??

My Best Friend's Brother [l.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt