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Wir haben unsere Klamotten allesamt ins Boot geschmissen, dort werden sie nicht sandig und auch nicht nass.

Nackt im Meer zu baden ist nochmal ein anderes Gefühl als bekleidet, oder im Schwimmbad.

Hier ist absolut niemand, außer uns, und es hat etwas Geheimnisvolles, hier zu sein, während alle anderen am anderen Ende des Ufers warten und denken, wir machen einfach einen kleinen Ausflug über die Flüsse der Stadt.

Nein. Stattdessen sind wir im tobenden Meer, die Wellen brechen über uns herab, und ich schwimme gerade auf Louis zu, der schon ein wenig weiter rausgeschwommen ist.

»Kannst du hier überhaupt noch stehen?«, frage ich lachend, als ich fast bei ihm bin.

»Hey, nur, weil du dich einmal über meine Größe lustig gemacht hast, heißt es nicht, dass du das noch ein zweites Mal machen musst«, sagt er streng.

Ich bleibe vor ihm stehen, komme mit meinen Füßen auf dem sandigen Boden auf und schiebe mir meine nassen Haare nach hinten.

Tatsächlich stellt er sich vor mir hin, was mich nicht unbeeindruckt lässt.

»Nicht schlecht«, sage ich.

»Du bist gemein«, jammert er und kreuzt seine Arme vor der Brust.

Er dreht sich von mir weg und kehrt mir den Rücken zu.

Für einen Moment sehe ich ihn völlig irritiert und geplättet an, und ich verstehe gar nicht, was gerade passiert ist. Habe ich ihn gerade wirklich verletzt?

Auch, wenn wir uns früher als Kinder oft gegenseitig geneckt haben, ist es jetzt nochmal irgendwie etwas anderes.

Ich schwimme auf ihn zu und klammere mich von hinten um seinen Rücken, wie ein Koala Baby.

Meine Beine schlinge ich um seine Hüften und meine Arme legen ich über seine Schultern auf seine Brust.

»Honey, es tut mir leid, ich wollte dich doch nicht ärgern«, sage ich und presse einen Kuss auf sein Schulterblatt.

Seine Haut schmeckt nach Sonnencreme und Salzwasser.

»Verzeihst du mir?«

Ich beuge mich vor, um ihm ins Gesicht sehen zu können und muss grinsen, als ich das zurückhaltende Lächeln seine Lippen umspielen sehe.

Er schiebt meine Arme und Beine von sich, dreht sich auf der Stelle zu mir um, nur um dann meine Beine zu nehmen und mich wieder an sich zu ziehen.

Ich umklammere seine Hüften mit meinen Beinen und lege meine Arme automatisch um seinen Nacken, während er seine arme um meine Hüften legt.

»Natürlich verzeihe ich dir, Baby«, flüstert er und haucht einen federleichten Kuss auf meinen Mundwinkel.

Ich muss kichern und drücke ihm einen Kuss auf die Stirn.

Dann lege ich meine Hand auf seine Wange. Mit meinem Daumen fahre ich zärtlich über seine Lippen und seufze.

»Jetzt, wo ich hier bin, mit dir, habe ich das Gefühl, endlich alles geschafft zu haben.«

Louis' Lächeln wird größer. »Das Gefühl hatte ich schon, als wir uns zum ersten Mal geküsst haben.«

»Ich liebe dich, Louis.«

»Ich liebe dich auch, Harry.«

Ich lege meine Lippen auf seine und küsse ihn, so sanft und zwanglos, wie ich ihn schon immer küssen wollte. Ohne, dass ich Angst haben muss, irgendjemand könnte uns erwischen.

Denn jetzt sind es nur wir, unsere Lippen, und die Wellen.

Gefühlte Stunden verbringen wir im Wasser, bis ich jedoch zu frieren beginne und wir beschließen rauszugehen und uns in den warmen Sand zu legen.

Selbstverständlich, nachdem wir uns erstmal wieder angezogen haben.

Louis hat sich auf den Rücken gelegt, sodass ich meinen Kopf auf seine Brust, und meinen Arm um seinen Oberkörper legen kann. Unter den federleichten Berührungen seiner Finger, die mit meinen Haaren spielen, und seinem regelmäßigen Herzschlag, werden meine Augenlider immer schwerer.

Ich kuschle mich dichter an ihn.

Der Moment ist so perfekt. Für diesen Moment bin ich einfach frei; frei von allem.

Es sind nur wir, das Wellenrauschen, der heiße Sand.

Damit ich nicht wirklich in dieser angenehmen Ruhe einschlafe, beschäftige ich mich damit, immer wieder Sand aufzuheben und auf seinen Arm rieseln zu lassen, nur um ihn dann wieder sanft von seiner Haut zu streifen und wieder raufrieseln zu lassen.

Dann aber zerstört er diesen perfekten Moment, mit einer Frage, die mich völlig aus dem Konzept bringt: »Wann fliegst du eigentlich zurück?«

»Ich will daran gar nicht denken«, antworte ich, »in zwei Wochen.«

Ich höre sein Herz stolpern. »Kannst du nicht länger bleiben?«

»Ich wünschte ich könnte. Aber die Bewerbungsverfahren beginnen in zweieinhalb Wochen und dann muss ich zuhause sein.«

»Und wenn du dich hier bewirbst? Hier gibt es gute Unis.«

Ich setze mich auf und sehe ihn an. »Du meinst ich soll hier studieren?«

Er setzt sich ebenfalls auf und stützt sich im Sand an.

»Ja«, sagt er bestimmt, »wieso denn nicht? Oder du machst ein Auslandsjahr, Work and Travel, Au-Pair, es gibt so viele Möglichkeiten...«

Ich kräusle die Lippen. »Du könntest ein Auslandssemester in England machen.«

»Das wäre mein zweiter Vorschlag gewesen.«

Ich lächle und schüttle nur den Kopf. »Ich weiß nicht...Ich habe mir über all das schon Gedanken gemacht, aber zu viel hat immer dagegen gesprochen.«

Er sieht mich aufmerksam an. »Das da wäre?«

»Naja, Unterkunft, Kosten...«

»Du könntest bei mir wohnen«, sagt er schnell, »du könntest hier arbeiten, in einer Schule oder in einem Kindergarten, oder in einer Bar, als Aushilfe, oder du machst hier deine ersten beiden Semester...Oder du wohnst bei Elle, oder in einer Gastfamilie.«

»Lou«, seufze ich, »das ist süß, dass du dir solche Gedanken darüber machst, aber ich glaube wirklich, dass mein Platz erstmal in England ist. Zumindest so lange bis ich irgendwie auf eigenen Beinen stehen kann. Ich wohne immer noch bei Mum und Dad; ich will möglichst in der Nähe bleiben, wenn ich ausziehe.«

Er nickt. »Das verstehe ich. Aber wenn du dich doch irgendwann dazu entscheidest, hierherzukommen, dann komm einfach. Jederzeit.«

Ich lächle. »Und du kannst mal zusehen, dass du wieder nach England kommst.«

»In den Regen?«, fragt er entsetzt. »Nein, danke.«

»Ach, so viel bin ich dir wert?«, frage ich gespielt beleidigt und kreuze die Arme vor der Brust.

Er zieht scharf die Luft an. »Baby, nein, so meinte ich das nicht.«

»Dann sieh mal zu, wie du das wieder gut machst.«

Und ehe ich mich versehe, liegen seine Lippen auf meinen und er drückt mich rücklings in den Sand.

Ich lege meine Arme um seinen Nacken, vergrabe meine Hände in seinen Haaren und ziehe ihn dichter an mich, während er fast komplett über mir liegt und mit seiner Hand unter mein T-Shirt fährt und eine enorme Gänsehaut auf meiner Haut hinterlässt.

»Ist okay«, nuschle ich in den hitzigen Kuss, »sei dir verziehen.«

»Bist du dir da ganz sicher?«, fragt er mit einem schelmischen Grinsen.

Ich beiße mir auf die Unterlippe und schüttle den Kopf, bevor er seine Lippen wieder auf meine legt und mich sanft küsst.


Funfact: Ich habe kurzzeitig vergessen, dass heute Mittwoch ist. Lol. Die nächsten Kapitel werden wieder spannender! 

P.S. DANKE FÜR 1K READS OMG! Ihr seid die besten! Danke!

My Best Friend's Brother [l.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt