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»Nimm diese Farbe, die passt zu deinem Hautton«, sage ich, als ich das rosa Nagellackfläschchen neben Elles Hand halte.

»Findest du?«, fragt sie. »Ich finde ich sehe dann so blass aus.«

»Hey, der Einzige, der immer noch blass ist, bin ja wohl ich.«

»Stimmt, deine Bräunungsversuche haben nicht viel gebracht«, kichert sie.

»Also ich finde es ist schonmal ein Unterschied zu vorher«, sage ich und schaue auf meine Arme, »es wundert mich ja, dass ich noch keinen Sonnenbrand habe.«

»Nach Röte kommt die Bräune«, kommentiert sie.

Ich würde gerne lachen, doch die beinahe getrocknete Maske auf meinem Gesicht, hält mich davon ab, meine Lippen zu bewegen, weshalb mir lediglich komische Laute entfliehen, während ich den Nagellack schüttle.

Es ist ein Bild für die Götter. Elle und ich haben uns eine Decke geschnappt und uns im Garten ein kleines Reich aufgebaut.

Sie bestand darauf, Erdbeermasken zu machen, während ich eher für Erdbeerbowle war, was definitiv keine so schlechte Idee gewesen ist, da ich schon mein drittes Glas fast leer habe.

Wir haben uns einen Haufen Magazine mitgenommen, die wir schon alle durchgelesen haben, wobei mich eher die Horoskope interessieren.

Wir reden sehr viel dummes Zeug, was man halt so macht, wenn zwei beste Freunde lange Zeit miteinander reden. Irgendwann kann man den Gesprächen auch nicht mehr folgen.

Erst, als ich beginne, ihr die Nägel zu lackieren, wechseln wir das Thema zu einem, dem ich ganz besonders gut folgen kann.

»Jetzt mach schon«, seufzt sie.

Ich schaue auf. »Was?«

»Ich sehe doch, wie sehr es dir auf der Zunge brennt, über ihn zu reden.«

Ich presse meine Lippen zusammen, um mein Grinsen zu verstecken.

»Louis«, beginnt sie, »ich kann immer noch nicht verstehen, wie du dich in so jemanden verlieben konntest.«

Ich muss schmunzeln. 

»Glaub mir, ich kann es noch weniger verstehen«, sage ich, während ich ihr weiter die Nägel lackiere, »wenn ich bedenke, dass er für mich auch immer sowas, wie ein Bruder war, ist es schon ziemlich komisch.«

»Liegt es an seinem Aussehen?«, fragt Elle vorsichtig.

Ich sehe sie an. »Du willst wirklich darüber sprechen?«

Sie nickt. »Ich will wissen, was so in deinem Kopf vorgeht.«

»Also gut.« Ich nehme ihre andere Hand und beginne dort ihre Nägel zu lackieren. »Louis ist...anders. Ich weiß, das klingt total kitschig, aber es ist so. Ja, natürlich spielt sein Aussehen irgendwo eine Rolle, ich meine, hallo, sieh ihn dir an, er ist Sex auf zwei Beinen.«

»Oh Gott, Harry, bitte, er ist mein Bruder«, jammert sie und verzieht das Gesicht.

»Sorry«, kichere ich. »Jedenfalls, abgesehen von seinem Aussehen, hat er einen Charakter von einem Engel. Er ist fürsorglich, findet immer die richtigen Worte, und wenn er mal keine Worte findet, dann kann er gut zuhören. Er ist aufmerksam, charmant und weiß immer, wann es zu viel und wann es zu wenig ist. Ich kann gar nicht beschreiben, wieso ich mich ausgerechnet in ihn verliebt habe. Es ist einfach passiert.«

»Süß«, brummt sie lächelnd, »er hat es dir echt angetan.«

Ich nicke. »Das hat er, ja. Pusten!«

My Best Friend's Brother [l.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt