21. ....noch mehr Nähe..

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Völlig Fassungslos und unfähig sich zu rühren,...hatte die alte Frau dort gesessen und die überraschende Berührung ihrer jungen Mitbewohnerin gespürt.
Sie gespürt.............und genossen.
Und auch wenn diese Berührung,....dieser Kuß...... in all seiner Unschuld, nur ein Federleichter, zarter Hauch gewesen war,....das prickelnde Gefühl auf ihren Lippen, durchfuhr dennoch ihren ganzen Körper und rief eine lange verloren geglaubte Empfindung in ihr hervor.

Noch lange, lange danach.....hatte sie wachgelegen,....hatte im blassen Licht des Mondes ihre schlafende junge Freundin betrachtet, hatte dieses Kribbeln noch nachgespürt und erstaunt darüber nachgedacht.
Nachgedacht darüber, was dieser süße, kleine Kuß so alles in ihr auslöste,....
Erinnerungen an schöne Zeiten,....süße Zeiten und.......der Wunsch nach mehr.

Mehr von diesen Berührungen, ...mehr von Ihr ?

*****

Das war vor einer Woche gewesen und nun....?
Seit diesem besonderen Abend, war dieser Kuß, zu einem allabendlichen Ritual geworden....
Der Gute Nacht Kuß.....unschuldig,...süß und doch so wunderschön.....etwas so unerwartetes und so wertvoll.

Etwas das sie nicht mehr missen wollte.

**

Gedankenverloren stand sie vor dem Waschbecken, sah zum Fenster hinaus und lächelte plötzlich, als ihre drei fleißigen Mitbewohnerinnen aus dem Wald heraus, auf die Lichtung traten.

Mit ihren überaus geschickten Händen, hatte ihre junge Freundin ein stabiles Geschirr gefertigt, welches dafür sorgte das sich die beiden meckernden Hornträgerinnen, endlich intensiver nützlich machen konnten.
Mit einem riesigen Bündel frischem Waldwiesenheu auf ihrem Rücken, lief sie mit kraftvollen langen Schritten voran, während ihr die beiden Ziegen....den umfunktionierten, bis zum Bersten mit duftenden Heu gefüllten Handwagen, hinter sich herziehend......ihr dicht auf den Fersen folgten.....immer eifrig darauf bedacht nach den losen Halmen zu haschen.

Dieses Schauspiel konnte sie heute bereits zum dritten Mal bewundern,....so eifrig waren die drei schon unterwegs gewesen und das schon seit vier Tagen.

Nachdem ihre blonde Mitbewohnerin den Bogen mit der Sense raushatte, war sie kaum mehr zu stoppen gewesen und hatte die fast Fußballfeld große Wiese, welche neben dem Waldstück, hinter der Hütte lag,.... in zwei Tagen, gemäht.
Und nachdem sie ihre Mahd,.....sobald der Tau getrocknet war,.....gewendet hatte......war sie am nächsten Tag mit den beiden meckernden Damen losgezogen, um deren Winterfutter in die Scheune zu transportieren.

-Dieses Jahr würde ich nur Stroh von Fritz brauchen, kein Heu. Das spart mir so viel ein.....einfach unglaublich.

Ohne Ihre Hilfe, hätte ich dies aber nicht geschafft..... auf keinen Fall!-

dachte sie und bemerkte wie Marianne und Louise, Wagen und Geschirrlos über die kleine Lichtung sprangen.

-Soviel Energie hätte ich auch gerne....!-

seufzte sie in Gedanken und stellte das letzte Glas Marmelade, welche sie aus Walderdbeeren und Brombeeren gekocht hatte, beiseite.
Ihre junge Mitbewohnerin hatte sicherlich schon die letzte Fuhre Heu für heute, in der Scheune untergebracht und würde danach gleich duschen gehen.

-Da bleibe ich besser hier drin,....bevor ich mich noch unnötigerweise selbst aufheize.....!-
redete sie sich selbst zu und richtete stattdessen lieber das Abendessen her, so viel Fleiß machte schließlich auch sehr viel Hunger.

Kurz nachdem sie mit dem Tisch decken fertig war, spazierte die eifrige Sensenschwingerin herein und bedachte die alte Frau mit einem erschöpften, aber äußerst stolzen Lächeln.

Amor Celeste BAND 14 (Karma Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt