13. Schmerzende Vergangenheit

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Mit einem wehmütigen Blick in ihren Augen, die weiterhin stur auf den Wald gerichtet waren, hielt sie inne.....während ihre Gedanken in der Zeit zurückreisten.
Sie seufzte leise und fuhr fort zu erzählen....

"Sie war etwas ganz besonderes,....ein wunderbarer Mensch,...sie war wunderschön......außen, wie innen.
Ein wirklich herzensguter Mensch und ich fühlte mich so wohl und einfach ......einfach gut in ihrer Nähe, auch wenngleich ich wußte, das nie mehr daraus werden würde.
Ich fühlte mich zu ihr hingezogen,....sehr sogar..........so sehr das es mir schon fast ein wenig Angst machte,......weil ich solch starke Gefühle bis dahin noch nie empfunden hatte und meine schützende Fassade aus pedantischer Ordnung und äußerlicher Angepasstheit.....immer mehr zu bröckeln begann.
Wie die meisten jungen Frauen, erzählten auch wir uns gegenseitig von unseren Sorgen, Problemen und Wünschen,.....wobei ich stets ganz geschickt Ellen den Vortritt ließ und mein Leben eher im Hintergrund behielt.
Viel lieber hörte ich ihr zu und betrachtete sie dabei......betrachtete die Frau für die ich schon so viel empfand und die doch nie, die meine sein würde......"

*****

Freitag 8. Oktober 1971

"Welches Kleid findest du schöner,....das grüne, oder das in lila....?"

fragte Ellen mit leichter Verzweiflung in ihrer Stimme.

"Du siehst in beiden wunder.....ähhhh..... toll aus.....!" brummte Melanie von ihren Bett aus, auf dem sie seitlich lag und ihre Mitbewohnerin möglichst neutral betrachtete.
Etwas,....was ihr seit Wochen immer schwerer fiel, nicht nur allein deswegen weil Ellen in ihren Augen die hübscheste Frau auf dem ganzen Campus war, sondern auch wegen Ellen's Freund, diesem aufgeblasenen Jurastudenten, der Praktikant in der Kanzlei ihres Vaters werden wollte.

Es wollte Melanie einfach nicht in den Kopf, was sie an diesem arroganten Fatzke fand, wohingegen sie selbst doch wirkliche Gefühle für die süße Frau mit dem langen Haselnussbraunen Haar hegte.....die aber für sie einfach unerreichbar bleiben würde.

"Danke....aber das hilft mir gerade nicht weiter......ich kann nur eines tragen....und es ist ziemlich wichtig weißt du!"

Melanie setzte sich seufzend auf...und rieb sich kurz über ihre Augen.

"OK dann nimm das zweite.....die Farbe nennt sich übrigens Pflaume....du Banause!"
Ellen streckte ihrer Mitbewohnerin kurz die Zunge raus, schlüpfte schnell in das vorgeschlagene Kleid und drehte sich ein paarmal lächelnd im Kreis.

"Danke Mel.....! Ich hoffe es wird Clemens gefallen..!"

-Clemens!-

dachte Melanie verärgert und ihr Körper spannte sich sogleich an.
Allein bei der Nennung seines Namens verspürte sie eine unsägliche und ohnmächtige Wut und hätte am liebsten dessen selbstgefälliges Grinsen, welches er immer so gerne zur Schau stellte, mit ihren Fäusten aus seinem Gesicht gewischt, nach außen hin aber verbarg sie diese Wut so gut es ging und brummte stattdessen....

"Das wird es ganz bestimmt!!"

-Wieso auch nicht?-

fügte sie in Gedanken hinzu und ließ ganz unauffällig ihren Blick, an Ellen auf und ab gleiten.

Dankenswerterweise liefen sich Melanie und Clemens nicht oft über den Weg, es sei denn er holte Ellen ab, um sie als Begleitung, zu irgendwelchen höchstwichtigen Events mitzuschleppen.
In ihren Augen benutzte er Ellen lediglich als Karrieresprungbrett und um seinen Fuß in die Kanzleitür ihres Vaters zu bekommen und sich dort festzuwanzen, aber sie war einfach zu blind um dies zu sehen.

Amor Celeste BAND 14 (Karma Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt