Amor Celeste BAND 14 (Karma Teil 1)

22. Angel of mine...

-Ich sollte ihr beibringen wie man richtig küsst?
Wie bitte?
Hatte ich das mit all den wirren Gedanken, die mein Hirn schon eh die ganze Zeit überfluteten,..... überhaupt richtig verstanden?
Oder bildete ich mir dies etwa nur ein, weil ich kaum an etwas anderes denken konnte?
Ihre Lippen so sanft, so süß und weich...an meinen zu spüren,.....auch wenn es "nur" eine unschuldige Berührung war....reichte völlig aus, um mich zum Träumen zu bringen.
Davon zu träumen.......ihre Lippen noch intensiver zu spüren,.......ihre Küsse noch länger genießen zu können,.....das Gefühl unserer Verbundenheit und dieses unglaubliche Kribbeln und Prickeln noch stärker durch meinen Körper strömen zu fühlen...........all das würde aus den "richtigen Küssen" wie sie es nannte, ganz sicherlich resultieren.........das würde es und ich wollte es.......aber....war es das richtige?

Für sie,.... für dieses wunderbare Wesen?
Für diese schöne,....und vor allem so junge Frau?
Was wenn sie mittendrin.......ihre Meinung änderte und sie sich möglicherweise völlig angewidert von mir anwenden würde..???-

Wie Blitze schossen diese Fragen durch ihren Kopf, während sie voller Sorge in die Himmelblauen Augen hinaufblickte, die sie erwartungsvoll musterten.
Stille senkte sich über die beiden Frauen und außer ihrer beider Atem und dem Plätschern des Regens, war sonst nichts zu hören.
Mit einem tiefen Seufzen, aus dem die Enttäuschung darin, deutlich herauszuhören war,....ließ die junge Frau von ihrer älteren Freundin ab und zog sich auf ihre Seite des Bettes zurück, während die alte Frau sich langsam aufrichtete, einen scheuen Blick in ihre Richtung wagte und sich dann vom Bett erhob.
Mit leicht schwankenden Schritten, die aber nicht ausschließlich ihren üblichen Zipperlein geschuldet waren, ging sie hinüber zum Kamin um in den Flammen zu rühren, obwohl dies momentan völlig unnötig war.
Mit fahrigen Bewegungen stocherte sie in der Glut herum, bevor sie schließlich mit einem mühsam unterdrückten Brummen, den Schürhaken wieder an seinen Platz hing.

-Diese peinliche Stille ist einfach grauenhaft.......ich bin grauenhaft....!-

haderte sie mit sich selbst und dann fiel ihr Blick auf das Transistorradio, welches stumm in der Ecke stand.
Ohne einen speziellen Wunsch bezüglich des Senders, oder der Songauswahl, schaltete sie einfach das Gerät ein, um endlich die unsägliche Stille zu unterbrechen.

Ein Nachrichtensprecher beendete gerade seinen stündlichen Monolog und kündigte das nächste Lied an und in dem Moment als die zarte Frauenstimme im Hintergrund zu singen begann, wandte sie sich um und ihr Blick fiel auf ihre junge Mitbewohnerin, die mit angewinkelten Beinen auf dem Bett saß und mit traurigen Augen zum Fenster hinaus in den Regen starrte.

Traurig??

Weil sie enttäuscht war?

Weil sie sich darauf gefreut hatte, sie küssen zu können,...intensiver,....tiefer,......richtig küssen zu können?
Sollte sie es wagen?
Sollte sie ihren eigenen Wünschen nachgeben?
Ihrem stillen Begehren?
Sollte sie alle Bedenken über Bord werfen, nicht denken,........sondern einfach nur tun wonach ihr Körper lechzte?

'Angel of mine.....'. sang die Frau im Radio und die alte Frau sah hinüber zu ihrem Engel.....denn das war die junge Frau....für sie.
Langsam durchquerte sie den Raum und ließ sich auf das Bett sinken.

"Engelchen....!" sagte sie leise und wrang nervös das dünne Laken zwischen ihren Fingern.
Die junge Frau wandte ihren Blick vom Fenster ab, musterte sie kurz und holte dann tief Luft.

"Es....es tut mir leid wenn ich etwas falsches getan, oder gesagt habe....ich....!"

"Komm her....bitte....!"