1. Wozu das alles....?

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Freitag 1. März 2019

Laut ächzend und mit sichtlichem Unwillen erhob sich die alte Frau von ihrem Nachtlager und blieb auf der Kante ihres sehr einfachen und sehr rustikalen Bettes sitzen.
Mit jedem verstreichenden Tag, fiel ihr das Aufstehen,....das Aufraffen von Mal zu Mal schwerer und der Wille, es dennoch immer wieder zu tun, schwand ebenso dahin.

"Wozu.....wozu......mach ich das denn überhaupt? Ich sollte....ich sollte einfach liegen bleiben und.......!" murmelte sie missmutig vor sich hin und schwankte gedanklich zwischen aufstehen und wieder zurück sinken, hin und her.

Ein schrilles Geschrei und heftiges Bummern an der wackligen Tür, der schäbigen Hütte, ließ die alte Frau erschrocken zusammenfahren.
Und mit zusammengebissenen Zähnen und unter lautem Stöhnen, richtete sie sich schließlich dann doch auf.
Auf wackligen Beinen und mit schmerzenden Knien, bewegte sie sich zum Kamin, rührte in dem kleinen Glutnest herum und warf die letzten beiden noch verbliebenen Scheite die in dem Feuerholzkorb lagen, hinein.

In der Hütte war es so kalt das sie ihren Atem sehen konnte, weshalb sie auch zwei Lagen Kleidung trug, selbst zum schlafen.
Seufzend packte sie den Korb und stöhnte Schmerzgepeinigt auf, als ihre Rheumageplagten Finger kaum den Brennholzbehälter halten konnten.

-Wenn ich kein Brennholz hole werde ich erfrieren!-

dachte sie bei sich und hielt kurz inne, dann erklang wieder das schrille Geschrei und das energische Rumpeln an der Tür und ihr letzter Gedanke verblasste.
Angestrengt schnaufend trottete sie zum Eingang der Hütte, streifte sich mit etwas Mühe die Rotschwarz karierte Jacke über, die dort hing und öffnete die Tür.
Mit einem Schwall eisiger Luft, polterten laut meckernd eine weißbraun und eine weißschwarz gefleckte Ziege herein.

"Wie seid ihr denn wieder rausgekommen hmm..?" brummte die alte Frau und scheuchte ihre meckernden Mitbewohnerinnen aus dem Zimmer, wieder hinaus ins Freie.
Eilig zog sie die Tür hinter sich zu und atmete tief die kalte, klare Luft ein.
Ringsherum um die Hütte, lag der Wald still und wie mit Puderzucker bestäubt da,....so ruhig.....so friedlich.....bis die Ziegen sich wieder lautstark in Erinnerung brachten und die alte Frau die wenigen Meter rüber bis zur Scheune ging.
Kritisch betrachtete sie den Griff der Scheunentür, der nur noch lose an einer verrosteten Schraube hing und nahm sich vor neue Schrauben zu kaufen, wenn sie später zum Dorfladen hinunter fahren würde.....heute war ja schließlich der Erste,....und somit das Geld vom Amt da.

Wieder ein weiterer karger Monat vorbei und ein weiterer, ebenso karger Monat lag vor ihr.....aber eins nach dem anderen.
Mit der Erfahrung Jahrelanger Routine, lockte sie die beiden Meckerliesen zurück in die Scheune, versorgte die beiden mit frischem Futter und füllte ihren Korb mit Brennholz.
Die Scheunentür band sie notdürftig und mit größter Anstrengung, mit einem herumliegenden Kabel zu und ging dann zurück zur Hütte, wo sie sich ächzend auf die Bank vor ihrem Kamin fallen ließ.

"Wenigstens ist mir jetzt warm!" brummte sie sarkastisch und warf noch ein Stück Holz in die aufflackernden Flammen.
Eine Weile lang blieb sie dort sitzen und blickte Gedankenverloren in den gelblichen Schein des Feuers, bis sich ihr Magen leise zu Wort meldete und sie sich  schließlich mit einem lauten Ächzen erhob und in die kleine Kammer nebenan ging.
Aber außer noch kühlere Luft und ein paar vereinzelte Konservendosen in den beiden Regalen, befand sich nicht wirklich viel in dem kleinen Raum.
Mit einem resignierenden Schulterzucken griff sie nach der kleinen Dose mit Mandarinen und verließ die Kammer wieder.
Mit leisen fluchen und unter heftigem Schnaufen, gelang es ihr schließlich die Büchse mit ihren steifen Fingern zu öffnen und anschließend ihr Frühstück auf dem kleinen wackligen Tisch zu stellen und vorsichtig auszulöffeln.

Amor Celeste BAND 14 (Karma Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt