kapitel 38 : ein freundliches ‚bitte'

20 5 0
                                    

Barbossa und Jack standen auf dem Hauptdeck der *Black Pearl* wie zwei wütende Löwen, deren Revierstreit längst zu einem ohrenbetäubenden Duell angeschwollen war. Beide brüllten gleichzeitig, die Stimme des einen kaum von der des anderen zu unterscheiden. Ihre Worte vermischten sich zu einem Chaos aus Befehlen und Anschuldigungen, die die Crew nur verwirrt und hin- und hergerissen zurückließen. Jeder Mann an Bord blickte unsicher von Barbossa zu Jack und wieder zurück, während die *Black Pearl* selbst in den Wellen schaukelte, als wäre sie von dem lauten Streit erschüttert. „Folgt mir, ihr elenden Landratten!", schrie Barbossa und riss sein Schwert aus der Scheide, als wolle er seine Autorität damit unterstreichen. Doch kaum hatte er den Satz beendet, brüllte Jack, der seine Pistole lässig schwenkte, ebenso laut: „Ihr hört auf *mich*! Ich bin der Captain dieser verdammten Schute!"

Der Wind peitschte über das Deck, die Segel knarrten, und doch schien niemand sich zu rühren. Die Crew erstarrte, als die beiden Männer sich aufeinander zubewegten, die Luft zwischen ihnen knisterte vor Spannung. Es war, als würde die gesamte See den Atem anhalten. „Und was, bei allen sieben Meeren, tust du hier, Barbossa?" knurrte Jack, seine Augen blitzten vor Trotz, während er die Worte mit einem breiten, verschmitzten Grinsen formte. „Das hier ist meine Pearl, und ich dulde keinen Piraten, der meint, er könne mir den Rang ablaufen." Barbossa ließ sich nicht beeindrucken. Mit seinem gewohnt zynischen Lächeln erwiderte er: „Deine Pearl? Hah! Wäre nicht ich, würdest du längst auf dem Meeresgrund schmachten. Also wage es nicht, mich zu belehren, Sparrow."

Die beiden Männer standen nun nur wenige Schritte voneinander entfernt, ihre Blicke wie Schwerter, die sich im Duell kreuzten. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis einer von ihnen den ersten Schlag führte – sei es mit Worten oder Waffen. „Ich bin der Captain!" rief Jack, und seine Stimme war ein Sturm, der über die Wellen raste. „Nein, ich bin der Captain!" konterte Barbossa, seine Stimme ebenso unnachgiebig und kalt wie ein heraufziehender Gewitterhimmel. Es war klar, dass die Situation bald außer Kontrolle geraten würde. Die Crew wechselte hilflos die Blicke, keiner wagte sich zu rühren oder gar Partei zu ergreifen. Wen sollten sie nun folgen? Wer war wirklich der Captain? Und dann, plötzlich, wie aus dem Nichts, ertönte eine klare, durchdringende Stimme über das Deck.

„Haltet den Rand! Alle beide!" Die Stimme zerschnitt die Luft wie ein scharfes Schwert und ließ sofort alle innehalten. Barbossa und Jack drehten sich irritiert um, als Nanami, eine schlanke, aber unübersehbar entschlossene Gestalt, aus den Schatten trat und sich in die Mitte des Decks stellte. Ihre Augen blitzten kühl, ihre Haltung war unerschütterlich. „Das ist ein Befehl. Verstanden?" Sie sprach ruhig, aber mit einer Autorität, die keinen Widerspruch duldete. Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Jack öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber bevor ein Wort herauskommen konnte, hob Nanami eine Hand, als ob sie ihm mit einer einfachen Geste den Wind aus den Segeln nehmen würde.

„Entschuldigt," fügte sie mit einem schiefen, amüsierten Grinsen hinzu, das ihre Augen funkeln ließ. „Ich dachte nur, wenn es schon so unklar ist, wer der Captain hier sein soll, bringe ich mich einfach mal in dieses total bescheuerte Gespräch ein." Sie legte den Kopf leicht zur Seite, als wolle sie ihre Worte noch unterstreichen, während sie Jack und Barbossa einen herausfordernden Blick zuwarf. Es war, als hätte sie die gesamte Macht der Szene einfach an sich gerissen, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Die Crew stand da, die Augen weit aufgerissen, und man konnte förmlich spüren, wie sich die Stimmung an Bord veränderte. Ein leises Murmeln ging durch die Reihen, und dann – Stille.

Jack schloss seinen Mund wieder, sein übliches Grinsen kehrte zurück, doch diesmal war es fast... anerkennend. Barbossa zog seine Augenbrauen hoch, wie um zu prüfen, ob er wirklich gerade von einer Frau – einer Nicht-Captain – zum Schweigen gebracht worden war. Nanami ließ den Moment sacken, bevor sie, immer noch lächelnd, leicht mit den Schultern zuckte. „Jetzt, wo das geklärt ist, sollten wir vielleicht wieder das tun, wofür wir alle hier sind, oder?"  Nanami stand nun im Mittelpunkt des Geschehens, und obwohl die Luft immer noch vor Anspannung knisterte, hatte sie die volle Kontrolle über das Deck ergriffen. Die Crew, die vor wenigen Augenblicken noch unsicher zwischen Barbossa und Jack hin- und hergerissen gewesen war, schaute nun nur noch auf sie – als hätten ihre scharfen Worte und die unerschütterliche Ruhe eine unsichtbare Linie gezogen, der jeder folgen würde.

NANAMI || ᵗʰᵉ ᵖⁱʳᵃᵗᵉˢ ᵒᶠ ᵗʰᵉ ᶜᵃʳⁱᵇᵇᵉᵃⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt