kapitel 5 : hals hinhalten müssen

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„Ich habe von ihr gehört", meinte Jack nur auf Williams Aussage. „Wo ist ihr Heimathafen?", verlangte Will sofort zu wissen. Jack und Nanami wiederholten im Chor: „Heimathafen?" „Hörst du nie zu, Will?", warf Nanami ein, während sie sich erhob und den Dreck von ihren Klamotten abklopfte. „Captain Barbossa und seine schurkische Crew sind auf der Isla de Muerta. Die Insel findet keiner, es sei denn, man weiß, wo sie liegt."

„Das Schiff existiert. Also muss es einen Ankerplatz geben. Wo ist er?", beharrte Will und Nanami blickte ihn gelangweilt an. „Warum fragst du mich und nicht die Frau neben dir?", erwiderte Jack und ließ sich auf den Rücken auf den Boden fallen. „Weil Sie ein Pirat sind und ich eine Lady, die bald James Norringtons Ehefrau sein wird!", knurrte Nanami und legte so viel Groll gegen Jack in ihre Stimme, wie sie nur aufbringen konnte. „Und er will auch Pirat werden, stimmt's? Und du willst dieser Ehe entkommen?", konterte Jack gelangweilt.

„Niemals!", kam es prompt von Will, der sich ganz nah an die Gitterstäbe drängte. „Sie haben Miss Swann", fuhr Will fort, und Jack lächelte. „Er hat also doch eine Freundin. Ich verstehe", sagte Jack mit einem wissenden Lächeln. „Du willst alles für ihre Rettung wagen und gewinnst dann... das Herz der schönen Lady. Das musst du allein machen. Ich habe nichts davon." „Ich hole Sie hier raus", erklärte Will entschlossen, und Jack meinte trocken: „Und wie? Der Schlüssel ist weg." Während Will einen Plan schmiedete, die Zelle, die er selbst gebaut hatte, aufzubrechen, rollte Nanami mit den Augen. Sie wusste, dass es viel einfacher ging.

„Wie ist sein Name?", wollte Jack wissen und sein Blick lag auf Nanami, während Will eine Bank hochhob, um sie als Hebel zu benutzen. „Will... na ja, William Turner", antwortete sie zögerlich und Jack erwiderte: „Sein Vater heißt auch so, oder?" „Jap." „Ich hab es mir überlegt", warf Jack ein: „Wenn du mich hier rausholst, Liebes, schwöre ich bei der Todesstrafe, ich bringe ihn zur Black Pearl... und zu seinem schönen Schatz... aber nur, wenn du mitkommst... Einverstanden, Liebes?"

„Wenn es denn sein muss", entgegnete Nanami leise, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern im Dunkeln. Mit einer geschmeidigen Eleganz und wenigen geübten Handgriffen öffnete sie das Schloss, als wäre es ein Kinderspiel. Will starrte sie ungläubig an. Es war nicht nötig, dass er mit seiner brachialen Kraft die Tür aus den Angeln hob – Nanami hatte die Aufgabe mit Leichtigkeit gemeistert. Das Gitter schwang auf und ein kalter Luftzug wehte ihnen entgegen. Nanami drehte sich zu Will um, ihre Augen blitzten entschlossen. „Wir sollten hier verschwinden, bevor jemand es bemer..."

„Nicht ohne meine Sachen", unterbrach Jack sie heftig und sprang aus der Zelle. Während Jack hektisch seine Habseligkeiten zusammensuchte, warf Will Nanami einen verwirrten Blick zu. Wie hatte sie das Schloss so schnell geknackt? Wo hatte sie das gelernt? Sie war doch eine Lady, keine Einbrecherin. Aber es schien, als verbarg Nanami mehr, als ihr äußeres Erscheinungsbild vermuten ließ. Mit einem letzten prüfenden Blick durch die Kerker nickte Jack. „Los, raus hier!"

Sie rannten durch die feuchten, dunklen Korridore des Kerkers, jeder Schritt hallte bedrohlich wider. Als sie endlich den Strand erreichten, duckten sie sich hinter einer Reihe von Felsen, um nicht entdeckt zu werden. Die Sonne spiegelte sich auf den sanften Wellen des Ozeans. „Welches Schiff kapern wir, Jackie?" fragte Nanami fordernd, ihre Augen fixierten ihn neugierig. Jack deutete mit einem knappen Nicken in eine Richtung. „Das da", sagte er schlicht, seine Stimme ruhig und bestimmt. Sie folgten seinem Blick und sahen ein prächtiges Schiff, das majestätisch im Wasser lag, bereit für ihre Flucht.

Doch bevor sie loslegen konnten, drehte sich Jack zu Will und sah ihn eindringlich an. „Eine Frage zu deiner Motivation. Sonst ist das hier alles sinnlos. Dieses Mädchen – wie weit bist du bereit zu gehen, um sie zu retten?" Wills Augen funkelten im Mondlicht. Ohne zu zögern, antwortete er fest: „Ich würde sterben für sie." Jack musterte ihn einen Moment lang und nickte dann zufrieden. „Gut, dann mache ich mir keine Sorgen. Liebes, würdest du die Ablenkung übernehmen?" wandte er sich an Nanami und ein verschmitztes Lächeln huschte über sein Gesicht.

NANAMI || ᵗʰᵉ ᵖⁱʳᵃᵗᵉˢ ᵒᶠ ᵗʰᵉ ᶜᵃʳⁱᵇᵇᵉᵃⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt