kapitel 4 : groß die angst

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Irgendwann nachts stand Nanami auf und trat leise zum Fenster. Der Vollmond stand hoch am Himmel und tauchte die Welt in silbernes Licht. Sie setzte sich auf das Fensterbrett und ließ ihren Blick über die ruhige Szenerie schweifen. Der sanfte Glanz des Mondes schien eine beruhigende Wirkung auf ihr aufgewühltes Inneres zu haben, doch tief in ihrem Herzen blieben die Fragen bestehen. Was würde die Zukunft bringen? Sie hatte dem Commodore immer noch keine Antwort gegeben. Zum Glück konnte sie sich auf die aufregenden Ereignisse des Tages berufen, um mehr Zeit zu gewinnen.

Plötzlich fiel ihr Blick auf etwas am Horizont. Ein Schiff, das aus der Dunkelheit auftauchte. Ein dichter Nebel zog auf, und eine Gänsehaut kroch über ihre Haut. Sie lauschte angestrengt und hörte plötzlich die donnernden Kanonenschüsse, die ihr nur allzu bekannt waren. Nanami kniff die Augen zusammen und flüsterte kaum hörbar: "Die Black Pearl."

Der Name hing in der Luft, als ob er die Stille der Nacht durchbrechen könnte. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als Erinnerungen an vergangene Abenteuer und Gefahren in ihr aufstiegen. Die Black Pearl war kein gewöhnliches Schiff; sie war eine Legende, gefürchtet und bewundert zugleich. Nanami wusste, dass ihre Ankunft nichts Gutes bedeutete. Während sie dort saß, auf dem Fensterbrett, in das Mondlicht getaucht, konnte sie die Aufregung und die Angst nicht abschütteln. Ihre Gedanken rasten, doch sie blieb regungslos, gebannt von dem Anblick des mysteriösen Schiffes. Würde sie erneut in das gefährliche Spiel des Schicksals gezogen werden? Und was würde der Commodore sagen, wenn er davon erfuhr?

Nanami hörte plötzlich einen durchdringenden Schrei, der die Stille der Nacht zerriss. Es war Elisabeth. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie den Schusswechsel und die Kampfgeräusche vernahm, die von überall im Haus widerhallten. Panik stieg in ihr auf, als sie realisierte, dass die Piraten bereits direkt vor ihrer Zimmertür standen. Ihr Herz raste, und Adrenalin durchflutete ihren Körper. Sie musste sich verstecken, aber wo? Hastig suchte sie den Raum ab. Die Zeit war knapp. Schließlich schlüpfte sie unter das Bett und hoffte, dass die Dunkelheit und die Eile ihre Anwesenheit verschleiern würden.

Die Tür flog mit einem Krachen auf, und grobe, schmutzige Stiefel traten in den Raum. Nanami konnte die schweren Atemzüge der Piraten hören. Sie kauerte sich noch enger zusammen und versuchte, ihre Angst zu unterdrücken. Doch ihre Hoffnung auf Verstecken war vergebens. Eine kräftige Hand packte ihren Arm und zerrte sie brutal hervor. Nanami schrie auf und trat um sich, aber der Griff war unerbittlich. In einem verzweifelten Versuch, sich zu wehren, ergriff sie das Schürhaken vom Kamin. Sie schwang ihn wild und traf einen der Piraten an der Schulter. Ein dumpfer Laut entwich ihm, aber zu ihrer Enttäuschung und ihrem Entsetzen regenerierte sich die Wunde sofort. Diese Piraten waren verflucht und konnten nicht sterben. Das wusste sie.

„Lass mich los!" rief sie, ihre Stimme bebte vor Angst und Wut. Doch die Piraten lachten nur gehässig. „Sieh an, was wir hier haben," sagte einer von ihnen, während er sie fester packte. „Ein wildes Kätzchen." „Parlamentär", entfuhr es ihr, ihre Stimme zitterte, doch sie setzte alles auf diese eine Karte. Der Pirat, der sie gepackt hatte, verharrte irritiert. „Wat?" „Parlamentär. Ich habe ein Recht darauf. Gemäß dem Kodex der Piraten Morgan und Bartholomew... müsst ihr mich zum Captain bringen." „Ich kenne den Kodex", zischte der Pirat nur und seine Augen verengten sich misstrauisch. Nanami atmete tief durch und fuhr fort: „Einem Parlamentär darf man bis zum Ende der Verhandlungen nichts tun." „Zum Teufel mit dem Kodex", kam es spöttisch von dem anderen Piraten im Raum. Der Pirat, der sie festhielt, konterte jedoch entschieden: „Sie will zum Captain."

„Aber seit wann gilt das für Verräter", erwiderte der andere Pirat verächtlich und schloss die Tür hinter sich. Nanami konnte seine Abneigung förmlich spüren und eine eiskalte Angst kroch in ihr hoch, als sie merkte, dass sie um ihr Leben fürchten musste. Doch noch schlimmer war die Furcht vor dem, was er ihr antun könnte. Sie hörte ein dumpfes Geräusch und spürte plötzlich Hände an ihren Beinen, die sie grob über den Boden zogen. Verzweifelt griff sie nach irgendetwas, das ihr Halt geben konnte, doch der Angreifer war stärker.

NANAMI || ᵗʰᵉ ᵖⁱʳᵃᵗᵉˢ ᵒᶠ ᵗʰᵉ ᶜᵃʳⁱᵇᵇᵉᵃⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt