NANAMI || ᵗʰᵉ ᵖⁱʳᵃᵗᵉˢ ᵒᶠ ᵗʰᵉ ᶜᵃʳⁱᵇᵇᵉᵃⁿ

kapitel 8 : das ist wahnsinn

„Man weiß nicht viel über Jack", hörte Nanami im nächsten Moment Gibbs sagen, der gerade die Seile festzurrte. Ihr Blick wanderte zu ihm und dann zu Will, der neben ihm stand und aufmerksam lauschte. Gibbs' Stimme war tief und rau, getragen von den vielen Jahren auf See. „Aber er kam nach Tortuga, um den Schatz der Isla de Muerta zu finden. Das war, bevor wir uns kennenlernten. Er war der Captain der Black Pearl", fuhr Gibbs fort. „Was?", entfuhr es Will überrascht. Er starrte Gibbs ungläubig an. Gerade als Gibbs einen Schluck aus seiner Feldflasche nahm – Nanami konnte nie verstehen, warum sie es so nannten, schließlich waren sie auf See und nicht im Feld – murmelte Will weiter: „Das hat er nie erwähnt."

Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich Nanami neben ihnen auf. Ihre Augen funkelten im schwachen Licht der Laternen, während sie mit einem schiefen Lächeln sagte: „Er behält generell alles für sich. Wenn man etwas wissen will, muss man es ihm aus der Nase ziehen und selbst dann ist es kryptisch. Das ist eine echt bittere Lektion, die ich jedes Mal aufs Neue erteilt bekomme..." Gibbs nickte zustimmend und setzte seine Geschichte fort: „Nach drei Tagen auf See kam der Erste Offizier zu ihm. Er wollte denselben Anteil für alle. Es ging auch um den Fundort des Schatzes." Gibbs' Gesicht wurde ernst, seine Augen verengten sich, als er in die Erinnerung eintauchte. „Jack gab ihm die Koordinaten. In der Nacht kam es zur Meuterei. Sie brachten Jack zu einer Insel. Da sollte er sterben. Aber erst sollte die Hitze ihn in den Wahnsinn treiben."

"Das ist also der Grund für diese...," begann Will, doch er brauchte den Satz nicht einmal zu Ende zu bringen. Die anderen beiden wussten genau, was er meinte. Dennoch imitierte er Jack's unverwechselbare Art, bewegte sich wie er und setzte einen dummen Gesichtsausdruck auf. „Das hat nichts damit zu tun!", zischte Nanami sofort und ihre Augen blitzten vor Ärger. „Wenn ein Pirat ausgesetzt wird, gibt man ihm eine Pistole mit einem Schuss. Nur ein Schuss. Das nützt wenig. Weder bei der Jagd noch für die Rettung."

„Erzählst du die Geschichte oder ich?", fiel Gibbs ihr ins Wort und sein raues Lachen hallte über das Deck. Nanami legte ihren Kopf schief und funkelte ihn an. „Du!", erwiderte sie schließlich mit einem Seufzen. „Aber nur ausnahmsweise." Gibbs nickte und setzte seine Erzählung fort. „Also, nach drei Wochen mit hungrigem Magen und Durst, sieht die Pistole auf einmal sehr verlockend aus. Aber Jack entkam und hat den Schuss noch. Er hebt ihn für einen Mann auf. Für den meuterischen Ersten Offizier."

„Barbossa," entfuhr es Will, als die Erkenntnis in seinen Augen aufblitzte. „Jap, Barbossa," bestätigte Nanami mit einem finsteren Nicken. „Die Meuterei kam aus dem Nichts. Sie nahmen Jack alles, was er hatte – sein Schiff, seine Crew, seinen Stolz. Sie setzten ihn auf einer winzigen Insel aus, die kaum größer als ein Floß war, in der Hoffnung, dass die Sonne und der Hunger ihn in den Wahnsinn treiben würden." Nanami konnte die Spannung in der Luft spüren, während sie sich vorstellte, wie Jack allein auf dieser Insel kämpfte. Die Sonne brannte unerbittlich auf ihn herab, das Meer um ihn herum war eine endlose, glitzernde Wüste, und die Pistole mit dem einen Schuss wurde zur einzigen Hoffnung in einer ausweglosen Situation.

„Wie kam er von der Insel herunter?", riss Will sie aus ihren Gedanken ehe Gibbs einen tiefen Atemzug nahm und antwortete:" Ich erzähl es dir. Er watete hinaus ins seichte Wasser, wo er drei Tage und drei Nächte verweilte. Alle Kreaturen des Meeres gewöhnten sich nach und nach an seine Anwesenheit. Am vierten Morgen griff er sich schließlich zwei Schildkröten, band sie zusammen und benutzte sie als Floß." Will, die Augen vor Verwunderung weit geöffnet, fragte ungläubig: „Zwei Seeschildkröten zusammengebunden? Was nahm er als Seil?" Gibbs verstummte, unsicher, wie er antworten sollte. Da fiel sein Blick auf Jack, der plötzlich neben Nanami stand. "Menschliches Haar. Von meinem Rücken", sagte Jack mit einem selbstzufriedenen Grinsen. Nanami verzog angewidert das Gesicht und fauchte:" Das ist ekelhaft! Geh wieder Captain spielen und lass uns in Ruhe."