NANAMI || ᵗʰᵉ ᵖⁱʳᵃᵗᵉˢ ᵒᶠ ᵗʰᵉ ᶜᵃʳⁱᵇᵇᵉᵃⁿ

kapitel 6 : egal wie gern

„Als Kind war ich in England," begann Will, seine Stimme zitterte leicht bei der Erinnerung. „Allein mit meiner Mutter. Nach ihrem Tod kam ich hierher. Ich suchte meinen Vater." Während er sprach, schleifte er sorgsam sein neues, gestohlenes Schwert, die scharfen Klingenfunken spiegelten seine inneren Unruhen wider. „Tatsächlich?", erwiderte Jack, der aus unergründlichen Gründen unruhig hin und her lief, seine Augen rastlos über das Deck wanderten.

„Mein Vater. Bill Turner", sagte Will fest und hielt kurz inne, als Nanami vor Überraschung das Messer aus der Hand fiel, mit dem sie schnitzte. „Du wolltest mir erst helfen, als du den Namen gehört hast", fügte Will hinzu und verfolgte Jack über das Deck: „Da ich das wollte, habe ich nicht gefragt..." „Jack, er ist kein Trottel. Du kanntest seinen Vater, genauso wie ich!", meldete sich Nanami zu Wort und Jack verharrte, drehte sich langsam um.

„Ich kannte ihn", sagte er schlicht und trat direkt vor Will: „Aber nur wenige kannten ihn als William Turner. Alle anderen nannten ihn Stiefelriemen oder Stiefelriemen-Bill..." Will wiederholte die Namen verwirrt, während Jack erneut über das Deck eilte. Er schnappte sich ein überraschend sauberes Tuch und lief schnurstracks auf Nanami zu. „Guter Mann, guter Pirat. Du siehst aus wie er", fuhr Jack fort, während er begann, Nanamis Schnittwunde zu reinigen und zu verbinden.

„Das ist nicht wahr. Er war bei der Handelsmarine. Gut, respektabel, gesetzestreu", konterte Will sofort und Nanami zog eine Augenbraue hoch. „Er war eher ein verdammter Pirat und Taugenichts, aber auch ein echt guter Geschichtenerzähler", warf nun Nanami ein, und im nächsten Moment lag Wills Klinge an Jacks Hals. „Mein Vater war kein Pirat", zischte Will und Nanami erwiderte gelassen: „Steck das weg. Das ist keine Niederlage wert. Du hast gesehen, wie ich Jack geschlagen habe. Willst du, dass ich dich auch schlage?" „Du könntest mich nicht besiegen. Er hat unfair gekämpft", meinte Will nur: „In einem fairen Kampf würde ich euch beide töten." „Warum sollte ich dann fair kämpfen?", wollte Jack wissen und im nächsten Moment hing Will kopfüber in der Luft, eine Schlinge um seinen Knöchel geworfen.

„Da oben kannst du uns besser zuhören", grinste Nanami und trat näher: „Die einzigen Regeln, die wichtig sind, sind folgende: Was ein Mann kann... und was er nicht kann. Ein Beispiel: Du kannst akzeptieren, dass dein Vater ein Pirat und ein guter Mann war, oder du kannst es nicht. Der Pirat liegt dir im Blut. Damit musst du dich abfinden. Ich zum Beispiel kann dich ertrinken lassen, ohne dich ins Wasser zu schmeißen. Aber erstens können wir beide das Schiff nicht alleine nach Tortuga bringen, und zweitens würde mir Lizzy das niemals verzeihen."

Mit einer schnellen Handbewegung ließ Nanami ihn wieder aufs Deck plumpsen und fuhr fort: „Kannst du unter dem Kommando deiner besten Freundin segeln... oder kannst du es nicht?" Will warf ihr einen verwirrten Blick zu, sein Blick schweifte kurz zu Jack und dann sofort wieder zu Nanami. „Tortuga?" Will rappelte sich mühsam vom Deck auf, klopfte den Staub von seiner Kleidung und starrte Nanami verwirrt an. „Das er meinen Vater kennen soll, kann ich ja verstehen, aber du?" Seine Stimme war fest, verlangte nach einer Antwort, die seine verworrenen Gedanken ordnen könnte.

Nanami öffnete den Mund, wollte etwas erwidern, aber kein Laut verließ ihre Kehle. Ihre Augen suchten nach Worten, die sie nicht finden konnte, und schließlich machte sie auf dem Absatz kehrt. Mit entschlossenen Schritten ging sie zur Reling und blickte übers Meer, die sanften Wellen schienen ihre einzige Zuflucht in diesem Moment zu sein. Warum war sie noch einmal mitgekommen? Die Frage nagte an ihr, bohrte sich tief in ihr Bewusstsein. Es war viel zu gefährlich, sie brachte alle nur in Gefahr – vor ihm. Jack trat neben Will, und meinte:" Nanami und dein Vater... ihre Wege kreuzten sich auf eine Art und Weise, die du dir kaum vorstellen kannst." Will runzelte die Stirn, suchte in Jacks Augen nach Antworten, fand dort aber nur Geheimnisse und die Schatten der Vergangenheit.