5 - Detektivin

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Frau Schwarz wohnte also am Rand des Parks und war solo. Das reichte schon einmal. Im Telefonbuch fand ich eine Frau Schwarz (davon gab es in der kleinen Stadt ein paar), die am Rand des Parks lebte. Das musste sie sein.

Da der Nachmittag schön war, machte ich mich mit meinem Rucksack mit dem Keyboard auf den Weg in den Park, radelte durch ihre Straße und schlenderte mal so leger an ihrem Haus vorbei. Ich konnte in ihr Wohnzimmer schauen. Das Haus hatte eine breite Fensterfront bei der Terrasse. Das Wohnzimmer sah ziemlich unordentlich aus. Es schien auch ihr Atelier zu sein. Überall standen Bilder, Rahmen, Farbeimer, Tuben und Sachen, die so eine Malerin braucht. Auch die Wände hingen voller Bilder. Überall. Es waren die unterschiedlichsten, ich konnte sie nicht beschreiben.

Ich hätte gedacht, dass sie so ganz sauber und ordentlich war. Aber scheinbar nicht. Vielleicht mussten Künstler chaotisch sein.

Ich fand eine Stelle im Park, von der aus ich aus einiger Entfernung ihr Haus beobachten konnte. Ich fühlte mich wie eine Detektivin. Aber es wurde schnell langweilig, darauf zu warten, dass sie nachhause kam. Also nahm ich mein Keyboard heraus und spielte eine ganze Weile so vor mich hin, bis es dunkel wurde. Eigentlich hätte ich Besseres zu tun gehabt, vor allem in meiner neuen Wohnung gab es noch einiges zu tun. Aber das hier war nun wichtiger. Ich musste herausfinden, was das alles mit ihr auf sich hatte!

Schließlich ging das Licht bei ihr an und wenig später erschien Frau Schwarz in ihrem Wohnzimmer. Sie stellte ihre schwere Schultasche achtlos in die Ecke und ließ sich auf einen Sessel fallen und legte die Füße auf den Tisch und den Kopf in den Nacken.

Das war nun unglaublich spannend für mich, wie ich sie ganz geheim beobachtete.

Ich konnte wirklich fühlen, wie die Anstrengung und der Stress aus ihrem Körper fuhren, und als wäre das ein Soundtrack zu einem Film, spielte ich, ohne dass es mir bewusst war, ein paar Akkorde, die sich von angespannt und disharmonisch zu sanft und emotional wandelten.

Ich konnte echt verstehen, wie sie sich fühlen musste und fragte mich, woran sie dachte, als sie da saß, die Arme und Beine von sich gestreckt und einfach nur ausatmete.

Dachte sie an all die miesen Erlebnisse des vergangenen Tages, oder waren ihre Gedanken bei den schönen Dingen?

War ich vielleicht sogar gerade in ihren Gedanken?

Dachte sie an mich und wenn, dann was dachte sie?

Sie schien sich zu entspannen, tat mir trotzdem aber irgendwie leid, weil sie so einen harten Tag gehabt zu haben schien. Und es war irgendwie traurig, dass sie in so eine leere Wohnung zurückkam, in der niemand auf sie wartete.

Ich schien die Einzige zu sein, die auf sie gewartet hatte, wenn auch insgeheim.

Und irgendwie brachte mich das ihr ganz nah. Zumindest in Gedanken. Ich wollte ihr Gesellschaft leisten.

Plötzlich sah ich mich in ihrer Wohnung, natürlich nur in meinen Gedanken.

Wie ich sie bedienen würde.

Vielleicht als Wiedergutmachung für all den Stress, den meine Mitschüler ihr bereitet hatten.

Ich würde hinter ihren Sessel gehen und ihr leicht die Schultern massieren. Ganz vorsichtig würde ich sie da anfassen und ihre Muskeln bewegen, bis ich merkte, dass sie sich entkrampften und entspannten. Ich wäre dabei richtig vorsichtig, trotzdem würde ich ihre weiche Haut spüren, massieren, aber eben auch ein wenig streicheln. Ich wollte, dass sie sich gut fühlt.

Aber einmal würde meine Hand auch so ein wenig ausrutschen, und ich würde über ihren Hals streicheln. Vielleicht würde sie es genießen, meine Hand nehmen und sie zurück an ihren Hals legen, damit ich sie weiter streichelte. Vielleicht wird sie meine Hand ganz lieb küssen. So stellte ich mir das zumindest vor.

Ich würde das alles gerne machen, sogar die Schuhe würde ich ihr ausziehen und wenn sie es wollte, würde ich mich vor sie knien und die massieren. Ich würde ihr dienen. Ich würde machen, was sie wollte, nur um ihr zu gefallen!

Ich erschrak über meine eigenen Fantasien. So etwas war komplett neu für mich. Ich hatte noch nie etwas dergleichen gedacht, noch nie in diese Richtung fantasiert! Über eine Lehrerin, der ich gefallen wollte.

War ich in sie verknallt oder was war los?

Was passierte plötzlich?

Wo waren meine Gedanken nur hin?

Warum wollte ich zu ihren Füßen liegen?

Es machte mir echt ein wenig Sorgen, wohin meine Gedanken abdrifteten. Denn all das war ja komplett verrückt und würde nie Realität werden.

Egal wie hart mein Crush auf sie war.

Frau Schwarz und ich, das würde nie was!

Sie würde mir nur das Herz brechen, mehr nicht!

Glücklicherweise war das alles bald vorbei, als Frau Schwarz aufstand und zwar ziemlich dynamisch. Sie hatte offensichtlich nur ein paar Minuten gebraucht, um all ihre Stärke wiederzuerlangen und verschwand in der Küche, vermutlich um sich was zum Abendessen zu kochen.

Ich hätte zwar gerne gewusst, was sie so mochte, aber es war schon spät.

Ich packte meine Sachen zusammen, fand mich unglaublich clever, wie ich sie ausspioniert hatte, ohne dass sie etwas davon mitbekommen hatte, und fuhr nach Hause.

Meine Lehrerin, meine HerrinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt