26 - Abendmahl

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Ich hatte mich schick gemacht, was nicht so einfach war, denn was das Schminken betrifft, war ich nicht so versiert. Der Gedanke, mir das Gesicht anzumalen, war mir eher fremd. Auch wenn ich schön geschminkte Frauen durchaus reizvoll finde. Aber mein eigenes Gesicht sah eher albern aus, wenn ich da zu Werke ging.

Ich konzentrierte mich also eher auf ein Kleid, das eigentlich viel zu kurz war, viel zu viel Bein zeigte, das ich aber trotzdem nicht zurückgeschickt hatte.

Nun war die Gelegenheit gekommen, mutig zu sein und es mal anzuziehen.

Zudem entschied ich mich für die schickste Spitzenunterwäsche, die ich mir auch mal gekauft hatte, in der Hoffnung, dass ich die mal brauchen könnte. Jetzt war es soweit.

Ich war durchaus aufgeregt. Obwohl ich keinen Plan von Wein hatte, kaufte ich noch eine Flasche. Ich suchte mir im Supermarkt eine aus, die teuer war. Im Blumenladen nebenan kaufte ich noch eine einzelne Rose, so als Zeichen meiner Liebe. Irgendwie erschien mir das passender, als einen ganzen Strauß zu kaufen.

Frau Schwarz hatte sich auch fein gemacht, war aber ein wenig im Kochstress, als sie mir die Tür öffnete.

Sie umarmte mich flüchtig und gab mir so französische Küsse auf die Wange, links und rechts, wie es zwischen Freundinnen üblich war, und ich fühlte mich richtig erwachsen, denn niemand, den ich kannte, machte so etwas.

"Ich hab Ihnen was mitgebracht."

"Für heute Viktoria!" lächelte sie und küsste mich auf die Nasenspitze.

Ich war erleichtert.

Zum Wein sagte sie nicht viel, außer:

"Wär doch nicht nötig gewesen!".

Bei der Rose sah sie mich an und meinte:

"Wie romantisch!"

Die eine Rose hatte also mehr Effekt gehabt als die Flasche Wein. Bei mir wäre ees genauso gewesen.

Aber dann war sie auch schon wieder in der Küche verschwunden, und ich folgte ihr, so ein wenig unschlüssig, was ich tun sollte und sah ihr nur zu.

Ich hatte keine Ahnung, was da alles passierte in den Töpfen. Für mich hätte ehrlich gesagt eine Pizza mit Salat und Knoblauchbrot vom Lieferservice gelangt. Ich war nicht so ein Gourmet. Aber sie tat alles, dass ich mich so richtig wichtig fühlte.

Im Wohnzimmer hatte sie den riesigen Tisch gedeckt mit Stofftischdecke und dem guten Geschirr. Sie stellte auch die Rose, die ich ihr geschenkt hatte, auf den Tisch in einer kleinen, eleganten Vase.

Vor allem aber fiel mir auf, dass da so ganz nebensächlich eine Reitgerte lag und ein paar schwarze Ledermanschetten. SM-Spielzeug. Als wäre es ganz selbstverständlich.

Sie hatte einen anderen Wein vorgesehen.

Frau Schwarz erzählte mir, was das für einer war. Ich muss gestehen, dass ich damit nichts anfangen konnte. Aber es musste ein guter Wein sein, nach ihren Worten zumindest. Sie goss den Rotwein in riesige Gläser und wir stießen an. Die Gläser klirrten und klangen richtig teuer. Für mich schmeckte es nach Wein, hätte was süßer sein können. Aber sie schwärmte von allen möglichen Nuancen, die sie da schmeckte. Ich stimmte ihr zu, aber ehrlich gesagt war es Wein für mich. Hätte, wie gesagt, was süßer sein können.

Sie hatte das volle Programm aufgefahren, erklärte mir, was sie da gekocht hatte und was da alles drin war. Es war alles französisch. Frau Schwarz hatte da gelebt und kochen gelernt. Ich verstand nur Bahnhof. Aber es schmeckte.

Sie wollte mir zeigen, wie sehr sie mich mochte und wie wichtig ich ihr war, aber ich bekam auch das Gefühl, wie weit wir voneinander entfernt waren, wie sehr unsere Welten sich unterschieden.

Meine Lehrerin, meine HerrinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt