34 - Zimmereinteilung

1.4K 54 2
                                    


Der Reisebus fuhr ruhig über die Autobahn, draußen rauschte die italienische Landschaft vorbei. Ich hatte mein Keyboard auf dem Schoß, die Kopfhörer auf und klimperte so vor mich hin.

Drei Reihen vor mir auf der anderen Seite saß Frau Schwarz und las ein Buch. Ich schaute immer mal wieder zu ihr hinüber, ließ mich von ihrem Anblick inspirieren.

Um mich herum waren meine Klassenkameraden beschäftigt mit allerlei Unsinn. Ich kümmerte mich nicht drum. Sie waren kindisch.

Ich hatte überhaupt keine Lust auf diese Klassenfahrt und wäre auch nicht mitgefahren. Aber Frau Schwarz war eben dabei, und das konnte ich mir nicht entgehen lassen!

Alles andere war mir egal.

Es war auch irgendwie ein großes Problem gewesen, denn ich war erst in die Klasse gekommen, nachdem die Reise schon gebucht war. Es gab also kein Zimmer mehr für mich. Sie hatte irgendwas getrickst und gedreht, dass es trotzdem noch klappte. Es hatte mich ehrlich nicht interessiert, wie die Lösung aussehen würde. Ich hatte kein Interesse daran, mir mit meinen Mitschülern ein Zimmer zu teilen, die auf dem Zimmer ihre albernen Spielchen spielen, saufen und Unsinn treiben würden.

Das war alles nicht meine Sache.

Und es war auch nicht die Sache von Frau Schwarz. Ich konnte es sehen. Sie war jetzt schon genervt. Meine Mitschüler hatten auf der Hinfahrt schon den Busfahrer genervt, weil sie sich nicht anschnallen wollten, weil sie ihren Müll in den Gang warfen und weil sie während der Fahrt im Bus herumliefen.

Alle mit einer Grundintelligenz hatten es also schon satt. Meine Mitschüler fanden es geil.

Angekommen in der Jugendherberge in der Nähe von Rom waren die Schüler ungeduldig, maulten herum und motzten.

Ich beachtete sie nicht, aber Frau Schwarz war zunehmend entnervt, weil es in der Rezeption zu langsam voran ging und der junge Mann vollkommen überfordert war mit den Schlüsseln und unserer Reservierung. Und sein Englisch war wohl auch nur so auf dem Niveau meiner Schulkameraden. Also nicht so gut.

Sie wies einige Schüler zurecht, auch wiederholt, auch lautstark, aber da wir auf einer Klassenfahrt waren, hatten ihre Worte nicht so viel Schrecken wie im Klassenraum.

Sie stellte sich vielleicht auch nicht so klug an, denn ihre Worte wiegelten die Klasse nur noch mehr gegen sie auf. Ich hörte meine Mitschüler "Hexe" und "was für ein verfickter Drache" flüstern.

Die Stimmung war also nicht so gut. Kein guter Start für eine Klassenfahrt, auf der die Schüler Party und Alkohol erwarteten und Frau Schwarz einen pädagogischen Mehrwert.

Frau Schwarz kam schließlich raus mit einem Haufen Schlüsseln. Sie las die Namen und das Zimmer vor. Einen nach dem anderen, verschwanden die Schüler in Gruppen mit ihrem Gepäck, viel zu viel Gepäck, als gingen sie auf eine Weltreise, in ihre Zimmer.

Am Ende trollten sich auch die letzten Schüler davon, und nur noch ich stand da mit Frau Schwarz vor der Jugendherberge.

Ziemlich ratlos war ich und gespannt, was jetzt kommen würde, wo ich denn schlafen sollte.

"Für dich gab es kein Zimmer mehr. Es gibt nur eine Möglichkeit, dich unterzubringen!"

Frau Schwarz sagte aber nicht, welche das war. Ich dachte schon, ich müsste im Bus schlafen. Stattdessen befahl sie mir, ihr zu folgen, und das tat ich dann auch, enttäuscht, dass sie mich ebenso mürrisch behandelte wie meine Mitschüler. Ich hatte ihr ja nichts getan.

Ich verstand sie ja sogar, warum sie so schlecht gelaunt war, ich war ihr auch immer ergeben. Warum behandelte sie mich dann so wie die anderen Doofen in meiner Klasse? Erkannte sie nicht, dass ich nicht so war. So wie die anderen?

Meine Lehrerin, meine HerrinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt