21 - Samstagnacht

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Es klingelte.

Es klingelte Sturm.

Richtig verdammt Sturm.

Klingelsturm.

Mitten in der Nacht.

Ich grunzte mürrisch, wollte das eigentlich ignorieren, aber das klappte nicht.

Es hörte nicht auf.

Die Uhr auf meinem Nachttisch zeigte 3 Uhr.

Wer zum Teufel konnte das sein?

Ich presste mir das Kissen auf die Ohren, aber das Klingeln verschwand nicht.

Schließlich konnte ich es nicht mehr ignorieren.

Vielleicht war es ja wirklich was Wichtiges.

Vielleicht brannte es.

Ich stand auf, tappste zur Tür und fragte in die Sprechanlage, wer da war.

"Ich bin's, mach auf!"

Es war Frau Schwarz, und sie klang ziemlich betrunken.

Ich hatte ihr irgendwann mal erzählt, wo ich wohnte, als wir etwas quatschten.

Aber sie hatte mich noch nie besucht.

Es war eine kleine Wohnung in der Innenstadt, recht günstig in der Miete, ein wenig heruntergekommen, aber eben meine erste eigene Wohnung.

Ich buzzte die Eingangstür auf.

Unten im Treppenhaus rumorte es.

Sie stieg die Treppe hinauf, einmal schien sie auszurutschen und auf der Treppe hinzufallen. Sie fluchte laut: "Fucking hell!", dass ich Angst hatte, die Nachbarn würden gleich Stress machen.

Schließlich erklomm sie aber die vier Treppen und stand auf wackeligen Beinen in der Tür. Frau Schwarz sah ziemlich mitgenommen aus. Zerzaust, betrunken, wackelig auf den Beinen.

Sie fiel mir indie Arme, und ich musste sie echt auffangen, sonst wären wir hingefallen. Ihr Atem roch nach Alkohol. Sie war verschwitzt. Ich roch ihren frischen Schweiß über einem sehr süßen Parfum. Nicht dem etwas herben, das sie sonst trug.

Wir wankten in mein kleines Wohnzimmer, und ich verfrachtete sie auf meine Ikea-Couch.

"Fuck, ich habe einen Schuh verloren. Hol mir den, mein kleines Aschenputtel!", stammelte sie.

Ich hatte das Märchen anders in Erinnerung, aber lief die Treppe runter, fand ihn ganz unten und dann wieder die vier Etagen hoch.

Als ich zurückkam, war die Couch allerdings leer, doch im nächsten Moment hörte ich es in meinem Bad rumpeln, und dann dieses fiese Geräusch von jemandem, der sich gerade übergibt.

Ich lief ins Bad, und da hockte Frau Schwarz vor meiner Kloschüssel, und so ganz rechtzeitig hatte sie es nicht geschafft. Ohne in Details zu gehen, war ihre Bluse nicht mehr sauber, und weil sie kniete, war es auch auf ihrem Rock.

Sie sah wirklich erbärmlich aus.

"Oh, hey! Ich glaube, mir geht's nicht so gut!", lallte sie. Ihre Augen waren rot, sie schniefte nicht sehr ladylike.

Das sah ich allerdings selbst.

Und als sie gerade sprach, unterbrach sie, schluckte, und dann hielt sie ihren Kopf wieder über die Schüssel und erbrach sich noch einmal. Ich sprang ihr zur Seite, hielt ihr die Haare aus dem Gesicht, damit sie sich die nicht auch noch versaute.

Es tat mir echt weh, sie so zu sehen, wie sie litt.

Wie so ein Häufchen Elend über meiner Kloschüssel.

Meine Lehrerin, meine HerrinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt