11. Kapitel

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     Der Tag zog sich in die Länge. Zuerst war alles ganz schnell gegangen, jetzt schien die Zeit bleiern schwer zu sein und die Minutenzeiger bewegten sich im Schneckentempo über die Uhr. Zumindest kam es mir so vor.
     Die Zeit wollte einfach nicht schneller vergehen. Egal wie oft ich auf die Uhr sah, die Zeiger schienen sich einfach nicht bewegt zu haben.
     Dejan und ich warteten nun schon seit einer Stunde in der prallen Sonne und warteten darauf, endlich aufgerufen zu werden. Er musste zur Bank, doch sie ließen heute kaum jemanden herein und es gab weit und breit keinen Schatten.
     Seufzend strich ich mir eine schweißnasse Strähne aus der Stirn und sah ihn an. Auch Dejan schwitzte, sah dabei aber nicht so fertig aus wie ich, sondern er schien das gewohnt zu sein.

     Im Innenraum der Bank schien die Hölle los zu sein und ich wollte Dejan fragen, ob er wirklich heute etwas erledigen musste. Die Worte verbiss ich mir aber, da Dejan nicht umsonst vor der Bank warten würde, wenn es nicht wichtig wäre.
     Die brütende Hitze war der starke Kontrast zum gestrigen Tag und ich verfluchte die Sonne dafür, heute so stark zu scheinen. Denn es war heiß. So heiß, dass der Asphalt kochte und man die Schlieren darüber tanzen sehen konnte.
     Die Leute flüchteten sich in den Schatten der Häuser, wenn es denn einen gab. Hier, mitten in der Stadt, gab es keinen Luftzug, denn diese wurden von den Häusern verdrängt. Draußen am Meer ging noch ein ordentlicher Wind, den ich mir gerade herbeisehnte. Und wie ich das tat. Ich sehnte ihn mir herbei. Wollte ihn spüren.
     Stattdessen spürte ich nur den Schweiß, der in Strömen meine Wangen und an meiner Stirn hinablief. Zu viel des Guten. Zu viel. Es war einfach zu viel.

     Innerlich hasste ich mich dafür, dass mein letztes, sauberes Outfit aus einer Jeans mit Shirt bestanden hatte. Die Jeans klebte mittlerweile an meinen Beinen und war nicht mehr loszubekommen. Sie würde dort nun für eine ganze Weile kleben. Verdammt.
     Schon jetzt grauste mir davor den engen Stoff der Jeans von meinen Beinen zu ziehen, nur um die Abrücke an meinen Beinen zu sehen oder die Fussel, die am Bein kleben würden. Nein, danke.
     Meine Augen erblickten einen Kleidungsladen und ich sah meine Chance, der Hitze für eine Weile zu entkommen. Also sagte ich meinem besten Freund bescheid und verschwand im Laden. Dort blies mir die kühle Luft der Klimaanlage entgegen und ich lächelte zufrieden und glücklich darüber, endlich etwas anderes zu spüren, als die unerträgliche und drückende Hitze.
     Die kühle Luft verschaffte mir das, was ich brauchte. Der Schweiß und die Hitze in meinem Nacken wurden weniger und schon gleich fühlte ich mich besser, erleichterter. Ich suchte mir ein paar Sachen aus, die mir passen würden und ließ mir dabei ordentlich Zeit, obwohl ich Dejan nicht gerne allein warten ließ.
     Auf der anderen Seite aber... auf der anderen Seite wollte ich eine Pause von der Hitze, wenn wir schon nicht zum Strand gingen. Zufrieden mit meiner kleinen aber bescheidenen Auswahl an Kleidung lief ich zur Kasse und bezahlte alles.

     Langsam lief ich auf die Tür zu. Sehr langsam. Denn ich wusste, was mich draußen erwarten würde. Eine Hitzewand.
     Hitze schlug mir in Strömen entgegen, als ich die Tür öffnete. Es war wie eine Wand, gegen die man lief. Erneut bildete sich Schweiß auf meiner Haut, während ich durch die Hitze zu Dejan lief, der lächelte und mit etwas wank. Gut, dachte ich. Er war fertig.
     »Gönnen wir uns jetzt ein Eis?«, fragte er mich und ich nickte, weil mir jetzt nach einer Abkühlung war, selbst wenn es nur für meinen Magen gedacht war, der sich darüber nicht freuen würde, weil er dann... Nein, daran wollte ich nicht denken. Ich wollte jetzt ein Eis.
     Zusammen liefen wir also durch die Stadt zu einem beliebten Eisladen. Zum Glück waren bei der Mittagshitze nicht allzu viele Leute unterwegs und wir bekamen schnell unser Eis. Wie immer schmeckte es vorzüglich und sehr gut. Es schmeckte perfekt.
     Zusammen liefen wir mit unserem Eis durch die Gassen von Zadar und sahen uns um. Es war lange her, dass ich hier gewesen war, doch es war schön. Anders als Cres, aber schön. Ich mochte es hier. Und für morgen hatte Dejan etwas geplant. Er wollte mich überraschen. Mit was auch immer er das wollte.

Das Rätsel des VertrauensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt