24. Kapitel

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     Der Tag mit den anderen war super. Ja fast perfekt. Wir aßen das Essen von Rocco und langsam brach der Nachmittag heran. Dec wusste, dass ich noch hier war und beschloss auch zu kommen. Roccos Augen leuchteten auf, als ich das erwähnte.
     Er strahlte förmlich wie die Sonne am Himmel. Wenn nicht sogar heller. Es war wunderbar das zu sehen. Und es war noch schöner zu sehen, dass die Leute Spaß daran hatten, dass Vaughn und ich uns geküsst hatten.
     Die Freude war bei allen übergesprungen. Und das hatte mich verwundert. Sie kannten mich kaum und doch freuten sie sich für mich. Für Vaughn. Das alles war einfach kaum zu glauben. Ich hatte zumindest einen kleinen Widerstand erwartet, aber alle freuten sich.
     So auch Dec, der eine Stunde später eintraf und sah, dass ich Vaughns Hand hielt. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und er grinste mich breit an. Diese Freude hatte ich sicher nicht bei ihm erwartet. Ganz sicher nicht.

     »Lasst uns was spielen oder wollt ihr was anderes machen?«, fragte Mark in die Runde. Es dauerte eine Weile, bis jemand antwortete. Niemand wagte etwas zu sagen. Sie alle waren verdammt still. Als wüsste niemand, was er sagen sollte. Als wüsste niemand, wie es weitergehen sollte. Und doch war es eigentlich einfach. Nicht zu viel. Nicht zu wenig. Und ich? Ich wusste selbst nicht genau was ich wollte. Denn was wollte ich? Meine Gedanken waren ein einziges Wirrwarr. Ein wildes Knäul, das keinen Anfang und kein Ende hatte.
     Wie sollte ich mich da noch auskennen? Richtig. Gar nicht. Ich wusste nicht genau, was ich tun wollte. Nur zu quatschen hatte bis jetzt gereicht. Allerdings machte spielen sehr viel Spaß.
     »Wir haben die letzten Male immer gespielt. Lasst uns heute einfach reden. Wie wäre das?«, schlug Stacy schließlich vor. Niemand hatte etwas einzuwenden. Und das war gut so.
     Irgendwer machte Musik an. Es war eim bunter Mix aus Pop, Rock, HipHop, RnB, kroatischer Musik und auch etwas Country. Perfekt für alle, die am Tisch saßen.

     Ein bunter Mix war immer gut. So konnte man den Geschmack von jedem abdecken. Zumindest fast.
     Je länger der Tag dauerte, desto ausgelassener wurde es. Die Musik wurde peppiger, lauter und wilder. Die Stimmung passte sich dieser getrost an. Dec hielt sich bei dem Ganzen noch etwas zurück, doch auch er taute langsam auf. Ganz langsam.
     Besonders, wenn Rocco etwas zu ihm sagte, antwortete er in ganzen Sätzen und schien Spaß daran zu haben. Zumindest für eine kurze Zeit. Und ich? Ich saß neben Vaughn auf der Sitzbank und spürte, wie meine Lippen von einem Lächeln ständig nach oben gezogen wurden. Ein Dauerlächeln. Ja, fast schon ein Dauergrinsen.

     Vaughn ging es nicht anders damit. Auch er strahlte rund um die Uhr. Wir waren dieses Paar. Das Paar, das ständig zusammen grinste. Und ich bereute es nicht. Würde es wohl auch nie bereuen. Dec schien sich für mich zu freuen und das war die Hauptsache.
     Denn ich wusste nicht, was ich getan hätte, hätte er sich mit Vaughn nicht verstanden. Die beiden mussten sich einfach verstehen. Sie mussten einfach. Die Sonne schob sich immer weiter über den Himmel, als wir alle beschlossen rauszugehen aufs Deck.
     Die Party verlagerte sich auf Deck. Die meisten von uns lagen auf den Liegestühlen und sonnten sich. Rocco und Dec standen an der Reling und unterhielten sich leise. Die beiden sahen sich dabei immer wieder an. Der Anblick war wunderschön.

     Die Sonne schob sich immer weiter nach unten, während die beiden in ihrer eigenen Welt versanken. Jedenfalls wirkte es fast so. Die beiden bemerkten nichts mehr um sich herum. Mein Herz schlug schneller und leichter bei diesem Anblick, zeigte es doch, wie gut es den beiden gerade ging. Es erfüllte mich mit Freude zu sehen, dass es den beiden mehr als nur gut ging.
     Das Atmen fiel mir in diesem Moment auch leichter als noch heute Morgen. Die Welt wirkte weniger dunkel und die Stimmung war locker und leicht. Und das genoss ich in vollen Zügen. Genoss es, dass niemand hier auf meine Figur achtete, oder darauf, dass ich gerade nur in einem Bikini auf der Liege lag und jedem meine Speckfalten präsentierte und meine Tattoos.
     Es störte sich niemand daran und das war das Wichtigste. Es war wichtig, weil ich mich nicht unwohl fühlen wollte und es nur selten so gut in einer Gruppe klappte. Die Wärme auf meiner Haut sorgte dafür, dass ich mich mehr als nur wohlfühlte. Die Wärme auf meiner Haut half mir dabei, die dunklen, kalten Gedanken zu vertreiben. Zumindest für den Moment.

Das Rätsel des VertrauensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt