Schon nach den ersten Schritten war mir klar, was Vaughn mir sagen wollte. Seine Haltung war plötzlich ganz verspannt und sein Blick zuckte immer wieder gen Himmel, wo sich neue wattebauschähnliche Wolken tummelten.
Eine leichte Sommerbrise fegte durch die Straßen von Zadar und kühlte unsere erhitzte Haut. Vaughn wirkte sehr nachdenklich. Seine Stirn war gerunzelt und er schwieg bereits eine ganze Weile.
»Ich bin sicher, dass du nicht nur spazieren wolltest. Was ist los?«
Meine direkte Frage ließ ihn kurzzeitig zusammenzucken und er sah mich an. Für einen Moment schien er sich darüber zu freuen, dass ich meinen Charakter noch nicht an diese Arschlöcher aus meiner Arbeit verloren hatte, doch dann verdunkelte sich sein Blick.»Das Hafenamt hat uns angerufen... wir müssen bereits in zwei Tagen den Hafen verlassen, weil ein große Yacht kommen wird. Von irgendeinem Promi und dieser Promi hat verlangt, dass der ganze Steg leer ist, wenn er da ist, weil die beiden allein sein wollen... ich war total wütend und habe sogar mehr Geld als diese Person geboten, aber es lässt sich nichts machen.«
Seine Worte ließen mich überrascht innehalten und ich fragte mich, wie es möglich sein konnte, dass eine Person einfach andere von ihrem Urlaubsort vertrieb. Ich fragte mich, wie man so sein konnte. Wie kam man auf diese Idee?
»Schon übermorgen?«, murmelte ich. Meine Zeit bei Dejan sollte noch vier Tage dauern und ich war noch nicht bereit ihn schon zu verlassen. Dafür hatte ich ihn zu lange nicht gesehen. Viel zu lange.
Auf der anderen Seite aber wollte ich nicht, dass ich Vaughn dann vermutlich nicht mehr sah, bevor er dann bald wieder in die USA fliegen würde. Ich wollte nicht, dass das jetzt schon alles gewesen war.
Denn ich hatte meine Gefühle für ihn noch lange nicht gut genug erkunden. Es gab noch einige Dinge, die ich tun wollte, einige Dinge, die ich tun musste. Ich wollte so viel tun. Musste herausfinden, was ich wollte und was das zwischen uns war. Das war ich ihm schuldig. Ich musste es herausfinden.»Ja. Aber da diese Person sehr früh in zwei Tagen kommt, müssen wir vermutlich schon morgen Nacht fahren.«
Seine Worte waren harte Hiebe, die mein Herz und meine Balance trafen. Mein Herz krampfte sich vor Schmerz zusammen und meine Balance wackelte unter seinen Worten. Für einen Moment hatte ich das Gefühl zu fallen. Als würde ich jeden Moment umstürzen.
»Du musst aber nicht mit, wenn du das nicht willst, Sita. Du kannst noch bei Dejan bleiben und nachfliegen, wenn du möchtest. In der Nähe von Trogir ist doch der Flughafen von Split. Wir würden dich auf jeden Fall abholen.«
Flugzeug... Flughafen... Ein bitteres Lachen ballte sich in meiner Kehle an, doch ich kämpfte es zurück nach unten. Früher hatte ich das Fliegen geliebt. Für Lila war ich geflogen. Doch nach ihrem Tod... bei meinem letzten Flug waren Dinge passiert... Dinge, die mich davon abgebracht hatten in ein Flugzeug zu steigen.Mir war klar, dass diese Art von Flug nicht immer so war und dass man nicht immer in Turbulenzen flog und dass es auch Flüge gab, wo alles ruhig und entspannt war. Das hatte ich ja selbst erlebt.
Aber nach Lila war ich mir sicher gewesen, nie wieder in ein Flugzeug steigen zu müssen. Weil Vaughn nicht mehr bei mir war und mich verletzt hatte und man in Kroatien eigentlich kein Flugzeug brauchte.
Blanker Horror rauschte durch meinen Körper bei der Vorstellung in einem Flugzeug zu sitzen. Das war nicht die Art von Urlaub, die ich erleben wollte. Und ein Flug war gar nicht so billig, wenn man eh so wenig Gehalt bekam.
»Ich ähm... das weiß keiner... aber ich habe seit einem Flug irgendwie Angst vorm Fliegen, weißt du?«
Unsicher spielte ich mit den Spitzen meiner Haare. Vaughns Augen leuchteten bestürzt auf und ich sah die Sorge in seinen eisblauen Augen, die mich gerade nicht an kalte Nächte erinnerten, sondern warme Sommernächte, in denen er mir verbotene Dinge ins Ohr geflüstert hatte.
Doch die Sorge in seinen Augen wurde größer, je länger er mich ansah und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Vaughn sah so besorgt aus, dass ich schwer schlucken musste.
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Das Rätsel des Vertrauens
RomanceAbgeschlossen Sita kann Vaughn nicht ausstehen. Was daran liegt, dass ein Vorfall, der in der Vergangenheit liegt, die Zukunft der beiden überschattet. Bis jetzt hat sie es ganz gut geschafft ihm aus dem Weg zu gehen, doch eine verpasste Fähre nach...