Big Family - Big Problems

Gerechtigkeit - Teil 3

POV SKYLAR
Es war echt komisch, das alles aus Tyler's Sicht zu hören.. Er erzählte, wie der Anruf abgelaufen ist, wie dann die Ermittlungen gestartet wurden und wie alles aus dem Ruder gelaufen ist. Anscheinend waren die Ermittlungen schon nach wenigen Stunden nicht mehr in seiner Hand. Dann kam er zu dem Punkt mit dem Video und erzählte, dass ihn sehr starke Schuldgefühle geplagt hatten.
„Es war einfach schrecklich meine kleine Schwester so leiden zu sehen und zu wissen, dass alles die eigene Schuld ist. Als dann ein paar Tage später die Nachricht kam, dass es einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort gibt, war das ein riesiger Lichtblick. Und dann haben wir sie ja tatsächlich gefunden. Wenn wir aber auch nur eine Minute später gekommen wären, wäre sie vielleicht schon tot gewesen." Am Ende zitterte seine Stimme leicht und man merkte, dass es ihm nicht ganz leicht fiel, das alles zu erzählen.
Dann stellte die Richterin noch ein paar Fragen, bevor er sich dann wieder neben mich setzen durfte. Als nächstes war Jaiden dran.
Zuerst erzählte er von dem Anruf und dem Video und davon, wie schrecklich diese Tage der Unwissenheit waren. Er sollte in erster Linie meine Verletzungen beschreiben, da er ja mein behandelnder Arzt war.
„Es war ein absoluter Schock, als wir erfahren haben, dass sie entführt wurde. Keiner von uns hätte damit gerechnet. Bei dem Anruf hat man ihre Angst stark gespürt. Am liebsten hätte ich das Geld sofort überwiesen und sie nach Hause geholt. Leider hatten wir nicht annähernd so viel Geld und es ist ja dann sowieso alles ganz anders gelaufen. Dann kam das Video.. Es war einfach schrecklich, das zu sehen, ihre Angst und die großen Schmerzen, die sie gehabt haben musste. Danach wurden die Tage noch schlimmer."
Dann erzählte er von den Verletzungen und wie der Heilungsprozess abgelaufen war. Auch von meinem Trauma und davon, dass ich Therapiestunden gebraucht hatte und auch noch immer brauche, erzählte er.

Wir haben vorher gemeinsam mit meiner Therapeutin Jenny über diese Aussagen gesprochen und meine Brüder hielten sich auch genau an die Abmachungen. Bei ein paar Sachen wollte ich nicht, dass sie erzählt werden, also ließen meine Brüder so sensible Informationen, wie den genauen Ablauf der Therapie, meine Alpträume oder ähnliches weg.

Wenig später durfte sich auch Jaiden wieder neben mich setzen. Dann wurde erstmal eine fünfzehn minütige Pause eingelegt. Erst jetzt traute ich mich meinen Blick von meinen Fingern zu nehmen und die Männer direkt anzuschauen. Mein Blick traf sich mit dem Blick von dem Mann, der versucht hatte, mich zu vergewaltigen. Ich spürte wie ich anfing zu zittern und plötzlich sah ich sein Gesicht direkt vor mir.Wie er sich über mich gelehnt hatte im Keller. „Na, Lust da weiterzumachen, wo wir aufgehört haben?", fragte er dreckig grinsend und stand schwungvoll von seinem Stuhl auf, sodass dieser mit einem Knall nach hinten umfiel.

Angstvoll schrak ich zurück und spürte im nächsten Moment, wie ich hochgehoben und kurz darauf hingestellt wurde. Tyler hatte mich in eine Ecke des Gerichtssaales getragen, wohin auch meine anderen drei Brüder uns folgten. Von hier konnte man die Männer nicht mehr sehen.

Ich zitterte immer noch stark. Die Situation war extrem beängstigend gewesen.. „Vielleicht ist es am besten, wenn du die Männer nicht noch einmal anschaust.", meinte Jaiden ruhig. „E-es tut m-mir leid.", sagte ich leise und schaute nach unten. „Hey, alles ist gut, Sky. Du hast nichts falsch gemacht.", antwortete Jaiden und nahm mich vorsichtig in den Arm. Hier fühlte ich mich gleich viel sicherer.

„Am liebsten würde ich dahin gehen und die alle ins Krankenhaus prügeln.", sagte Tyler wütend und ballte die Fäuste zusammen. Braden und Nate nickten zustimmend. „Dann wären wir auch nicht besser als die. Wir halten uns zurück, so schwer es auch ist. Glaubt mir, ich würde nichts lieber tun, als mich an ihnen zu rächen, für das, was sie Skylar angetan haben. Aber das Gericht wird sich schon darum kümmern, dass sie eine gerechte Strafe erhalten.", sagte Jaiden ruhig. „Du hast ja Recht.", meinte Tyler seufzend.

Nach der Pause wurden dann zwei Psychiater gehört, die sich mit den Männern beschäftigt hatte. Dann kam die Gerichtsmedizinerin dran, die die Fotos von meinen Verletzungen gemacht hatte und diese wurden angeschaut. Mit einem Beamer wurden die Fotos an die Wand gestrahlt, sodass jeder sie sehen konnte. Ich schaute nicht hin.
Jaiden strich mir die ganze Zeit über beruhigend über den Rücken und Tyler hielt meine linke Hand. Ich bin echt froh, dass sie hier sind.

Dann war der erste Tag des Prozesses auch schon zuende und wir verließen den Saal.