13 | Hühnerbrühe

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Rosabella

Und?

Bin ich krank?
Ja!

Ist es was ernstes?
Nein!

Darf ich nach Hause?
Nein!

Hat Emilio dafür gesorgt das der Arzt alles mögliche untersucht?
Ja!

Trichtert er mir Medikamente ein, die ich nehmen soll?
Ja!

Werde ich behandelt als sei ich aus Glas?
JAA!!!

Bin ich es langsam leid?
JAAAAA!!!!!

Ist es dennoch schön, wenn sich jemand um einen kümmert?
Ja...

Gestern durfte ich das Bett nicht mehr verlassen. Emilio hatte allen Angestellten klare Anweisungen gegeben. Männer durften nur wenn notwendig zu mir. Die Frauen und vor allem Marie sollten sich besonders gut um mich kümmern.
Und wenn etwas nicht so läuft wie er es wollte, musste dieser mit den Konsequenzen rechnen.

Und wenn Emilio Konsequenzen meinte, befürchte ich nicht nur eine Verwarnung. Ich könnte ihm alles zu trauen.

Immerhin kann er seine Gefühle von absolut einschüchternd in äußerst besorgt in null Komma nichts ändern.
In der einen Sekunde war er noch fürsorglich und plötzlich hat er ein Problem mit dir und schnauzt dich an um gleich darauf zu verschwinden.

Denn genau das hat er getan!
Er war fürsorglich, hat mich aber gleich in die Schranken gewiesen. Ich solle ihm nicht widersprechen. Er weiß was gut sei. Er klingt schon wie sein Großvater! Und das ich nach Hause wollte hatte alles getopt. Wir hatten uns so richtig in der Wolle!

Doch nun bin ich wirklich krank und erschöpft. Die Grippe macht sich bemerkbar.
Aaron hatte mir heute geschrieben.
Warum ich nicht auf der Arbeit bin?
Und das beste ist das er gefragt hatte ob ich gut nach Hause gekommen bin.

Soll mal einer die Stimmungsschwankungen der Männer verstehen!

Erst lässt er mich in der Kälte stehen. Ja sogar im Regen stehen.
Fährt mit meinem Schlüssel davon.
Ist sichtlich angepisst.
Meldet sich nicht, um zu fragen ob alles gut ist.

Am nächsten morgen schreibt er um halb 3 am Mittag und fragt warum ich nicht zur Arbeit komme.
Dann; ob ich gut zuhause angekommen bin.
Wenig später das meine Schlüssel bei ihm im Auto lagen und wo ich dann war.
Und jetzt ob ich noch lebe und er sich sorgen machen müsste.
Zu guter letzt ein: es tut mir leid Rosa.

Das ist doch echt der größte Witz!
Ich hab ihn ignoriert. Und als Rebecca mich angeschrieben hatte um zu wissen was mit mir und Aaron los ist, hab ich ihr geschrieben das es eine lange Geschichte ist. Sie wiederum blieb standhaft und behaarte auf eine Antwort. Also hab ich ihr eine Kurzfassung gegeben.

Aaron und ich hatten gestritten.
Er hat mich zurück gelassen und mein Schlüssel lag noch bei ihm im Auto.
Sie ist nicht an ihr Telefon gegangen.
Ein Bekannter hat mich abgeholt.
Ich bin krank geworden und liege immer noch bei ihm.

Das ich bei Emilio bin, braucht keiner zu wissen. Geht niemanden etwas an.

Apropos Emilio.
Ich hab ihn seitdem der Arzt gestern da war nicht mehr gesehen. Und ich frag mich ob er mir aus dem Weg geht. Aber natürlich sollte ich mich nicht so wichtig nehmen. Immerhin hat er auch ein Leben. Ist ein wichtiger Geschäftsführer und muss die momentane Arbeit von seinem Opa übernehmen.

Er hat viel zu tun!
Also warum sollte er dann bei mir hocken?
Und außerdem sollte ich erleichtert sein mal in Ruhe gelassen zu werden.

Doch stattdessen fühle ich mich einsam...

***

"Miss Nicoletti, ich habe hier eine Hühnerbrühe für sie." na toll. Ich kann die langsam nicht mehr sehen!
Marie stellt mir die Suppen Schüssel auf den Nachttisch und sieht mich abwartend an.
"Danke Marie." Ich hab ihr schon gesagt sie soll mich mit meinem Vornamen ansprechen, doch sie bleibt dem ‚Befehl' von Emilio treu. Ich fühle mich schon wie Signor Franchini, welcher es mir auch angeboten hatte, doch ich abgelehnt hatte.

Das ich ein Problem mit der Suppe habe, weiß sie. Doch mehr als einen mitfühlenden Blick habe ich nicht bekommen.

Ich liege schon den ganzen Tag im Bett, und es ist irgendwie langweilig.
Aber andererseits macht sich die Grippe bemerkbar und ich schlafe oft.

Marie sieht alle halbe Stunde nach mir und fragt mich ob ich etwas benötige, oder bringt mir meine krankensuppe.
An sich ist sie ganz süß, redet aber nicht viel.

"Benötigen sie noch etwas Miss?" erkundigt sie sich wieder nach mir.
"Nein Danke Marie, ich bin nur müde und möchte etwas schlafen."
"Aber natürlich, ihre Medikamente liegen neben dem Suppenteller." teilt sie mir noch mit bevor sie aus dem Zimmer geht.

Ich glaube sie hat Mitleid mit mir, fühlt sich aber gleichzeitig nicht wohl.

Da ich tatsächlich wieder müde bin, beschließe ich wirklich ein kleines nickerchen zu machen.

Ich kuschel mich nochmal richtig in Emilio sein Bett, ziehe die Decke bis zu meinem Hals hoch und schließe die Augen.
Es dauert auch nicht lange und ich schwebe durch meine Traumwelt.

***

Langsam öffne ich meine Augen und versuche in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Doch ohne Glück. Ich Taste den Nachttisch nach meinem Handy ab und finde es schließlich nach einigen Anläufen. Mein Sperrbildschirm zeigt mir das wir 3:46 Uhr haben. Warum zum Geier bin ich um solch eine unchristliche Zeit aufgewacht?

Ich leg mein Telefon wieder bei Seite und dreh mich in die entgegen gesetzte Richtung um.
Vor Schreck hätte ich beinahe geschrien als ich eine Gestalt neben mir im Bett wahrnahm.
Doch bei genauerem hinsehen stellte sich heraus das es Emilio ist. Erleichtert atme ich auf und versuche ihn etwas genauer zu beobachten.

Seit wann liegt er schon hier?
Wann ist er gekommen?
Was hatte er gemacht?

Er trägt diesmal ein graues T-Shirt zu seiner grauen Jogginghose, welche ich etwas unter der Decke hervorstechen sehe, da diese ihm nur um die Hüfte liegt. Er liegt mir zugewandt und scheint zu schlafen.
Seine Atmung geht flach und ist beruhigend.

Seine Haare sind das erste mal seit dem ich ihn kenne durcheinander und es sieht wirklich unglaublich sexy aus.
Seine Augenbrauen sind zusammen gezogen als würde er grübeln und eine Sorgenfalte erstreckt sich auf seiner Stirn.

Meine Instinkte sagen mir ich sollte ihm helfen. Doch mein Bauchgefühl sagt ich sollte mich zurück nehmen.
Im Endeffekt höre ich lieber auf mein Bauch Gefühl.

Ich kann es aber nicht lassen und beobachte ihn noch etwas bevor ich wieder in einen Schlaf drifte.

𝐂𝐥𝐮𝐞𝐥𝐞𝐬𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt