Kapitel 60

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Bella

Ich konnte es nicht glauben.
Ich wollte es nicht glauben.
Nicht mal als wir im Krankenhaus ankamen und seinen leblosen Körper im Bett sehen.

Das ist alles so surreal.
Und ich hatte ihn auch noch versprochen das er meinen Sohn aufwachsen sieht. Hätte ich gewusst das das niemals passiert...
Ich...
Dann...

Die Ärzte reden durcheinander. Doch ich höre nur ein rauschen. Alles zieht an mir vorbei. Die Menschen die trauern und schluchzen. Emilio der versucht meine Hand zu halten. Logen der fassungslos auf Federico hinab blickt.

Alles ist wie in einem schlechten Traum.
"Alles ok cuore mio?" Holt mich mein Ehemann zurück in die Realität. Ich kann jedoch nichts anderes als einfach wie automatisch zu nicken.

Dabei würde ich am liebsten schreien. In mich zusammen fallen und mich selbst bemitleiden.

Warum er?
Warum jetzt?
Hatten sie nicht schon genug durchgemacht?
Haben wir nicht schon genug durchgemacht?

Das kommt alles so plötzlich.
Es war doch noch alles in Ordnung.
Er sollte entlassen werden.

Und jetzt liegt er hier regungslos vor uns. Seine Brust hebt und senkt sich nicht mehr. Seine Lider sind geschlossen. Es ist als würde er schlafen. Ein elendig langer Schlaf, aus dem er nicht wieder erwachen würde.

"Hey, rede mit mir." Bittet mich Lio um eine richtige Antwort. Doch auch wenn ich wollen würde, würde kein Wort meinen Mund verlassen.

Ich hab jetzt bereits zwei liebevolle Menschen verloren. Wenn muss ich noch alles verlieren? Was muss noch alles passieren? Wird es jemals ein glückliches happyend geben?

Emilio stellt sich so vor mich, das ich gezwungen bin ihn anzusehen. Er sieht mich an. Still schweigend beobachtet er meine Gesichtszüge. Bis er mich plötzlich an seine Brust drückt und meinen Rücken auf und ab streichelt. Es fühlt sich so vertraut und geborgen an. So sicher und behütet.
"Es ist ok. Lass es zu." Flüstert er zu mir hinunter.

Es ist als hätte sich ein Schalter in mir umgelegt. Ich beginne zu weinen, zu schluchzen und zu zittern. Klammernd suche ich halt bei meinem Ehemann. Lio hält mich und zeigt mir das ich mich fallen lassen kann. Das er da ist um mich aufzufangen.
Und das tu ich. Ich lasse mich fallen.

Die Tränen fließen wie ein Wasserfall. Mein wimmern und schluchzen ist so laut, dass ich befürchte von jedem angestart zu werden. Doch es ist mir egal. Ich hatte Federico verloren. Einen Mann der trotz Distanz immer für einen da war. Er würde nie wieder zurück kommen. Nie wieder.

Vorsicht hebe ich meinen Kopf an, um seinen Enkel anzusehen. Was mein Herz nur noch mehr brechen lässt. Stille Tränen verlassen seine Augen, welche schon leicht gerötet sind. Er hatte seine Familie verloren. Fede war wie ein Vater für ihn. Zurück bleiben nur er und Angolo. Doch die beiden sind wie Feuer und Eis.

"Ach Lio." Wimmere ich bedauernd. Er ist immer für mich da, wird Zeit das ich für ihn da bin. Ohne viele Worte, ziehe ich ihn zu mir und versuche seinen Körper zu umklammern. Leise höre ich sein schniefen. Er versucht stark zu bleiben.
Doch man kann nicht immer stark sein. Es geht nicht. Das zerbricht uns noch mehr als die Trauer zu zu lassen.

Keiner beobachtet uns. Alle sind mit sich selbst beschäftigt. Und selbst wenn, würde man nicht meinen das Emilio gerade der schwache ist. Nur Logen sieht kurz zu uns rüber und schenkt mir ein dankendes Lächeln.

𝐂𝐥𝐮𝐞𝐥𝐞𝐬𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt