Kapitel 43

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Rosabella

„Das kann doch nicht dein Ernst sein Rosa!?" müde reib ich mir über die Augen und blicke meiner besten Freundin entgegen, welche mit gestemmten armen vor dem Bett steht und mir zornig in die Augen blickt.
„Becca? Was tust du hier?" frage ich sie gähnend, als sie nur schnippisch nach Luft schnappt.
„Das selbe könnte ich sie auch fragen Miss Nicoletti!" wie? Was meint sie?

Mein Blick spricht Bände, weshalb meine Freundin sofort weiter brabbelt.
„Du wolltest doch bei mir schlafen verdammt! Warum zum Teufel bist du dann hier?! Ich hab mir Sorgen gemacht Rosabella!" wie? Warum sollte ich— SHIT!
„Ganz genau meine Liebe." entziffert sie meine Gesichtszüge. Sofort entweicht mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht.

Ich hatte doch tatsächlich bei Emilio geschlafen und noch dazu auch noch mit ihm geschlafen.
UND HEUTE IST DIE HOCHZEIT!
Ich bin unmöglich. Das wird in einem Chaos enden. Ich weiß es.

Ein grummeln geht durch denn Raum und ich sehe zu meiner Rechten wo Lio noch immer zu schlafen scheint. Allgemein fällt mir gerade auf das wir beide noch nackt sind. Schnell ziehe ich die Decke etwas fester um meinen Körper. Und auch die von Emilio richte ich vorsichtig. Doch dieser erhebt sich mürrisch und sieht Becca streng entgegen. Aber meine Freundin lässt sich nicht einschüchtern.

„Was willst du Hexe so früh hier?" seine Augen sind nur kleine Schlitze, während die von Becca sich empört aufreißen.
„Diese Hexe tritt dir gleich in den Arsch du aufgeblasener, egoistischer—„
„Na na na. Keine Kraftausdrücke." unterbricht Logen ihr aufbrodelndes verhalten und Mustert uns alle belustigt.
„Ach halte du doch einfach mal deinen Mund! Wäre besser für alle Beteiligten." kontert sie zurück. Und ich dachte das sich zwischen den beiden etwas anbahnt, doch anscheinend irre ich mich auch mal. Dabei gleichen sie sich in vielerlei Hinsichten.

„RAUS! ALLE BEIDE!" brüllt Emilio plötzlich laut, was mich erschrocken zusammen Zucken lässt. Sein Blick weicht entschuldigend zu mir, doch schnell wieder streng zu den anderen.
„Ihr heiratet heute!" zischt meine Freundin zurück. Sie lässt sich halt nicht gerne etwas sagen. Aber Emilio auch nicht.
„Ganz genau! Ohne uns läuft sowieso nichts. Also können diese ganzen Wiesel auch schön warten!" da ist heute aber jemand besonders stark auf Krawall aus. Olle Kratzbürste. Leicht muss ich über meine eigenen Gedanken kichern. Niemals würde ich das laut zu Emilio sagen. Ich hänge immerhin noch an meinem Leben. Doch Rebecca offensichtlich nicht.

Die zwei diskutieren tatsächlich noch geschlagene 15 Minuten, bis Emilio die Schnauze voll hat und sich schnell anzieht um dann schnell zu verschwinden. Da Rebecca noch ein kleinen wenig Schamgefühl besitzt, hat sie sich zumindest dafür umgedreht.
„Ich schau mal unten nach dem rechten. Wenn jedoch was sein sollte, Schrei einmal laut und ich bin in 10 Sekunden bei dir." flüstert Lio mir Rau uns Ohr, ehe er mir einen Kuss auf den Mund drückt. Jetzt wo die Männer weg sind kommt sie schmunzelnd zu mir aufs Bett.

„Ich kann mir schon denken wie er dich überredet hat." mit hoch roten Wangen schlage ich die Decke beiseite und laufe ins ankleide Zimmer. Dort ziehe ich mir Unterwäsche an und werfe mir einen Bademantel über. Im Badezimmer Wäsche ich mir schnell mein Gesicht und Putz mir meine Zähne. Mein Kleid und das ganze Zubehör ist alles bei Becca zu Hause. Peinlich berührt und enttäuscht von mir selbst trete ich wieder zurück ins Schlafzimmer, wo plötzlich alles auf dem gemachten Bett liegt.
„Dankeschön Marie." höre ich meine Freundin noch an der Tür murmeln.

„Wie zum—„
„Becca Magie." unterbricht sie mich grinsend. Glücklich strahle ich sie an. Und mit einem Blick auf die Uhr sehe ich das wir sogar noch gut in der Zeit liegen.
„Signor Franchini kümmert sich gerade um den letzten Schliff unten und ich mich jetzt um unseren Sonnenschein hier oben." ich liebe sie! Hatte ich das schon einmal erwähnt? Egal, ich sag es gerne jeden Tag.
„Du bist einfach die beste." laufe ich auf sie zu.
„Ja ja. Heb dir das für später auf, wenn ich mit dir fertig bin." stimmt, noch bin ich nicht gestylt und angezogen.

„Na dann, auf ans Werk." spreche ich optimistisch, was meine Freundin dazu animiert mich auf einen Stuhl zu drücken.
„Dafür wurde ich geboren." lächelt sie boshaft, das ich schon langsam Angst bekomme und einen Rückzieher machen möchte. Jedoch macht Rebecca keine halben Sachen und beginnt sofort.

***

„So, noch den letzten Schliff und dann bin ich fertig." Rebecca schiebt gerade eine weitere Klammer in meine hochsteck Frisur und lächelt überglücklich meine Erscheinung an.
„Ich bin wirklich immer wieder von mir selbst überrascht." strahlt sie noch mehr.

Nach 1 1/2 Stunden sehe ich mir endlich im Spiegel entgegen und bin geflasht. Sie ist wirklich eine Künstlerin! Ich sehe fantastisch aus. Mit meinen hochgesteckten Haaren, wo vorne noch zwei Strähnen raus hängen. Meinem Make-up welches hell gehalten ist und meine Augen sowie meine Lippen betont. Jedoch nicht mit einem Knall roten Lippenstift, sondern in einem Rose Ton. Alles ist aufeinander abgestimmt. Mich selbst bei uns zu Hause in meinem Hochzeitskleid zu sehen ist nochmal um Welten anders als im Geschäft.
„Bist du zufrieden?" kommt es seitlich von meiner Freundin, welche ich sofort in eine Umarmung ziehe.

„Nein nicht! Mein Kunstwerk! Hör auf!" beginnt sie zu lachen und zu schimpfen. Kichernd trennen wir uns wieder voneinander und ich bestaune meinen Anblick im Spiegelbild.
„Du siehst wunderschön aus." spricht sie glücklich zu meinem Spiegelbild. Eine kleine Träne kullert mir herunter, welche sie streng weg wischt.
„Nein! Nicht weinen, sonst war alles um sonst meine Liebe." lächelnd sieht sie mir wieder in die Augen.
„Du hast nur das beste verdient Rosa." wird sie jetzt auch noch emotional. Gott ich heul gleich wie ein Schlosshund!
„Danke." wispere ich ihr entgegen, was sie nur abwinkt.

„So, jetzt mach ich mich noch schnell fertig und dann geht es auch schon los." nervös schlägt mein Herz schneller bei ihren Worten, weshalb ich mich erst einmal auf unser Bett plumpsen lasse.
Mit fertig machen, meinte Becca jedoch nur ihr mint grünes Kleid an zu ziehen. Welches ihr wie angegossen passt. Ich hätte mir keine perfektere Brautjungfer angeln können.
Schnell zieht sie noch ihre Lippen mit einem leicht braunen Ton nach und grinst mich dann an.
„Bereit?" nervöser als vorher ziehe ich nochmal die ganze Luft ein und beantworte ihre Frage mit einem nicken.

„Gut.
Sie können rein kommen." überrascht ziehe ich eine Augenbraue hoch uns sehe dabei zu wie die Schlafzimmer Tür aufgeht.
„Federico kommt im schwarzen Anzug herein und strahlt mich wie ein Wunder an.
„Endlich scheint die Sonne wieder über meine Familie." lächelt er mich warm an.
„Ach Fede." Hauche ich den Tränen nahe. Der alte Mann nimmt mich vorsichtig in den Arm und gibt mir einen leichten und behüteten Kuss auf die Stirn.

Dieses Verhalten hätte ich mir eigentlich von meinem Vater gewünscht...

„Na dann komm Sonnenschein, unten warten schon alle." er reicht mir seine Hand, welche ich auch sofort ergreife. Gemeinsam gehen wir hinunter und bleiben vor der Garten Tür noch einmal stehen, ehe sich diese öffnet und alle blicke auf uns liegen.
Alle sind sie in schwarz gekleidet, selbst Aaron, welcher mir lächelnd und bestärkend vorsichtig zuwinkt. Rebecca läuft voraus nach vorne und scheint die ganze Aufmerksamkeit zu genießen, welche sie besitzt da sie die einzige in Farbe ist.

Meine Augen suchen den Blick von Lio welcher mich schon überwältigt ansieht. Sein Blick zeigt reinste liebe.
Nein, niemals könnte er böse Absichten haben.
Er sieht umwerfend aus in seinem schwarzen Anzug. Nur warum sind alle komplett schwarz angezogen? Es sieht ja fast schon so aus als wäre ich das einzigste Licht unter uns. Das ist doch hier keine Trauerfeier, oder?

Doch kaum ertönt die Musik bin ich nur noch auf ihn fixiert. Alle anderen Gedanken ziehen sich zurück.
Emilio ist mein jetzt.
Emilio ist mein morgen.
Emilio ist mein für immer.

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Wie schön ruhig doch alles ist, findet ihr nicht auch?

𝐂𝐥𝐮𝐞𝐥𝐞𝐬𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt