26 | Verliebt, Verlobt

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Rosabella

Emilio verhielt sich echt komisch. Ich mein, er ist allgemein ein Rätsel, doch nachdem ich mit ihm über das Gespräch mit dem Russen geredet habe war es anders. Er wurde genauso nervös wie Nikita, aber auch sauer. Nur schwer konnte ich seine Laune wieder heben. Nachdem aber schon ein paar Gäste gegangen sind, entspannte er sich wieder.
Jedoch ist Nikita immernoch hier.

"Darf ich?" Signor Franchini steht wie aus dem nichts vor mir und hält mir seine Hand hin. Verwundert starre ich nur auf diese und er räuspert sich.
"Ich hätte auch gerne die Ehre mit dir zu tanzen." fragend Dreh ich mich zu Emilio, welcher mir nur monoton ein nicken schenkt.
Ich werde nie wieder mit ihm über Nikita reden, wenn er sich ab jetzt immer so verhalten würde!
Also lege ich meine Hand in die von dem älteren Mann und gemeinsam gehen wir auf die Tanzfläche.

Wie auch bei Nikita ist seine eine Hand auf meiner Taille, während seine andere meine zaghaft nimmt. Meine linke verweilt solange auf seiner Schulter. Zum Glück ist er nicht so groß wie die anderen zwei Männer. Aber ich bin mir sicher das er früher sogar noch größer war als sie.

"Weißt du mein Kind, ich habe alles ernst gemeint, was ich in meiner Rede gesagt habe." überrumpelt sehe ich ihn neugierig an.

"Warum sollte ausgerechnet ich ihren Enkeln heiraten?" diese Frage schwirrt mir schon seit dem Gespräch im Krankenhaus in meinem Kopf herum. Warum ausgerechnet ich? An mir ist absolut nichts besonderes. Und reich bin ich auch nicht, das sie ihren Geldbetrag verdoppeln könnten.

"Als ich zum ersten mal in deine Augen gesehen habe, wusste ich es. Und glaub mir, ihr beide seit wie Magneten. Ihr könntet nicht unterschiedlicher sein, doch ihr braucht einander um stark zu sein. Emilio braucht genau das! Er hat schon fast seine ganze Familie verloren. Ich möchte nicht das er alleine und verbittert versauert. Ich bin auch nicht mehr der jüngste. Und auch meine Zeit hier auf der Erde neigt sich dem Ende zu. Das spüre ich in meinen alten Knochen. Aber verrate es keinem." die letzten zwei Sätze flüstert er mir entgegen und ich weiß was er meint. Es ist traurig aber wahr. Schon in meinem Job musste ich früh genug mit dem tot umgehen. Aber wenn es um einen Bekannten geht, ist es nochmal um ein Vielfaches schwerer.

Eine kleine Träne verläuft sich und kullert meine Wange herunter, welche der alte Mann vorsichtig mit seiner rauen Hand weg wischt.
"Shh, liebes. Bitte weine nicht um mich." er schenkt mir ein kleines Lächeln und ich nehme den furcht einflößenden Mann in meine Arme. Auf einmal wirkt er nicht mehr so stark und düster. Eher zerbrechlich und alleine.

"Ach Federico." Murmel ich an seiner Wange. Als ich mich wieder von ihm löse, strahlt er mir warm entgegen. Jetzt bin ich verwirrt.
"Du hast mich gerade bei meinem Vornamen genannt." strahlt er weiterhin. Das stimmt. Das ist mir überhaupt nicht aufgefallen. Aber vielleicht liegt es daran das er mir seine verletzliche Seite gezeigt hat. Denn jeder hat so eine Seite in sich. Nur viele verstecken sie. Und wenn der große Federico Franchini mir diese offenbart, dann vertraut er mir. Und das lässt nun mich Lächeln.

"Du könntest mir kein besseres Geschenk machen Rosabella."
"Nicht?" langsam bewegen wir uns wieder zur Musik.
"No. Du heiratest Emilio, machst ihn glücklich und duzt mich. Mehr wünsche ich mir garnicht." ich mache Emilio glücklich? Wie automatisch suchen meine Augen nach ihm. Doch wo ist er?

Als ich ihn erblickte steht er mit fünf Männern in einer Ecke und redet. Doch seine Augen liegt auf mir, was mich sofort den Blickkontakt brechen lässt und meine Wangen sich rot verfärben. Federico muss darüber schmunzeln.

𝐂𝐥𝐮𝐞𝐥𝐞𝐬𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt