Kapitel 47

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Bella

"Dem Embryo geht es soweit gut, aber bitte vermeiden sie zu viel Stress Mrs Franchini." Ich nicke erleichtert dem jungen Italiener zu und setze mich vorsichtig auf, um mich in der kleinen Kabine wieder untenrum anzuziehen.

Es ist für mich noch sehr neu nicht mit Nicoletti angesprochen zu werden. Aber man gewöhnt sich daran. Auch das ich mich eben von einem Mann untersuchen lassen musste, war eine überwindung für mich.

Offenbar hatte Nikita meine wichtigsten Utensilien mitgehen lassen. Sowie Ausweis und Handy. Was gut ist, denn so konnte ich Rebecca kontaktieren und sagen das es mir gut geht. Nikita meinte sofort das ich niemandem sagen dürft wo wir uns befinden, aber das hatte ich sowieso nicht vor.

Als sie mir sagte das Federico wieder im Krankenhaus liegt, brach es mir mein Herz. Er ist mir so wichtig geworden das man denken könnte ich wäre lebensmüde. Doch dieser alte Mann ist so freundlich und gütig. Wieso sollte ich ihn nicht in mein Herz schließen?

Der Frauenarzt meinte noch das wir uns einen weiteren Termin von den Schwestern geben lassen sollen, was wir auch Taten. Zumindest kann ich jetzt beruhigt sein das es meinem Baby gut geht.

***

Ramona schließt gerade die Tür auf und wir treten ein. Doch im Apartment ist es so ruhig, als würde keine Menschen Seele hier wohnen.
"Du solltest eine Kleinigkeit essen." Sie geht mit geradem Rücken in die Küche und ich folge ihr. Zumindest behält sie, so wie eben im Bad, einen kühlen Kopf und denkt an das wichtigste.
"Lasagne?" Erkundigt sie sich. Ich nicke ihr zu, während sie einen Teller aus dem Kühlschrank hervor holt und diesen in die Mikrowelle stellt. Anscheinend noch Reste von gestern.

Das piepen ertönt einige male und sie holt den Teller heraus um ihn auf den Tisch zu platzieren. Die Italienerin will mir gerade eine Gabel reichen als ich hinter mir plötzlich ein knurren wahrnehme.
"Merda (Scheiße)" nuschelt Ramona und ich drehe mich nur langsam um.

Vor mir steht ein sehr großer Hund, welcher seine Zähne flätscht und wirklich fürchterlich aussieht. So das man meinen könnte, das er einen jeden Augenblick zerfleischt.

Der schwarze Dämon kommt näher und fängt auch noch an zu bellen, was mich aufschreien lässt.
"Wo kommt der Hund her?" Richte ich mich hysterisch an meine Begleiterin.
"Angolo!" Ruft diese nur erbost. Doch dieser scheint uns nicht mal zu hören.
"Ramon!" Versucht sie es wieder. Doch keiner scheint hier zu sein. Da sind wir wohl auf uns alleine gestellt.

"Aus, böser Hund." Versucht sie es, doch der Dobermann Knurrt nur noch lauter. Ich seh es diesem Monster an, das er sich auf mich stürzen will. Und tatsächlich kommt er schneller auf mich zu. Hilfe suchend klammer ich mich an Ramona, doch die könnte an diesen Monster beissern auch nichts ändern.

"Reacher!" Höre ich unschwer den russischen Akzent heraus. Der Hund Knurrt weiterhin, geht jedoch einige Schritte zurück.
"прекращать (hör auf)" mahnt er den Dämon streng und dieser gehorch sofort.

Erleichtert atme ich aus und versuche mich wieder zu beruhigen. Doch die junge Italienerin wird nur noch zorniger.
"Verdammt ich hab dir gesagt lass den Köter in Russland!"
"Reacher ist kein Köter, Püppchen. Und sei froh das er hier ist." Ist das Nikita sein Hund? Sieht wohl so aus. Warum sollte er sonst auf ihn hören und hier sein.

"Entschuldige, mein Fehler. Natürlich ist es schön das er uns jeden Augenblick zerfleischen kann!" Sie wirft ihre Hände in die Höhe und geht auf ihn zu. Der Hund, welcher anscheinend Reacher heißt, geht wieder in alarm Bereitschaft. Aber sein Herrchen hält ihn davon ab wirklich noch jemanden zu zerfetzen.

"Hör mal zu Jerry Maus." Seine Stimme hat etwas bedrohendes angenommen aber auch hönisches und ich bekomm schon allein von dem Ton Angst. Jedoch macht er auch noch einen Schritt auf sie zu.

"Dein Lieblings Cousin ist auf der Suche nach unserer Rose. Und glaub mir wenn ich sage das er stink sauer ist. Reacher bleibt also! Ihm vertraue ich wenigstens." Seine Stimme wird immer leiser und bedrohlicher.

Und wen meint er mit Cousin? Etwa Emilio? Ist er wirklich auf der Suche nach mir? Heißt das, das Ramona und Ramon mit Angolo und Emilio verwand sind? Meinte sie das vorhin, vor unserem Arzt Besuch? Dann würde sie ja jetzt auch zu meiner Familie gehören. Der Gedanke jetzt mit ihr verwand zu sein, zaubert ein kleines Lächeln in mein Gesicht. Denn bis jetzt ist sie mir sehr sympathisch.

Ramona scheint von Nikita aber nicht eingeschüchtert zu sein. Stattdessen hebt sie nur unbeeindruckt eine Augenbraue und schiebt ihn langsam und warnend von sich weg. Sie erinnert mich etwas an Rebecca. Und wieder an sie und Federico zu denken macht mich traurig. Ich hoffe sehnlichst, das es ihnen an nichts mangelt und der alte Mann schnell wieder gesund wird.

Nikita lässt es einfach zu und sieht dann aufeinmal zu mir herüber.
"Ich hoffe er hat dir keine Angst gemacht." Erkundigt er sich nun etwas freundlicher. Eingeschüchtert sehe ich zu dem Dämon herunter, welcher mich jetzt auch ins Visier nimmt.
Der Russe setzt ein teuflisches grinsen auf und kommt langsamen auf mich zu. Der Hund folgt ihm natürlich auf schritt und tritt, was mir wieder Angst macht.

Nikita nimmt so schnell meine Hand in seine das ich auf quitsche.
"Keine sorge, ich hak sie dir schon nicht ab." Meint er beruhigend. Doch nun geht er mit meiner Hand auf den Hund zu und panik überrollt mich. Mit aufgerissenen Augen versuche ich mich zu befreien, doch wer wäre ich wenn ich ihm entkommen könnte? Immerhin hat er einem Fremden einfach in den Kopf geschossen.

"Beruhig dich. Er kann deine Angst spüren." Na toll, das beruhigt mich jetzt selbstverständlich sehr. Reacher sitzt vor mir und beugt sich mit dem Kopf in meine Richtung. Leicht schnuppert er erst an Nikita seiner Hand, dann an meiner. Wo er jedoch sein Maul auf reißt sehe ich meine Hand schon abgetrennt vor mir.

Angespannt kneife ich meine Augen zu und lausche der Stille um mich herum. Aber zu einem schmerzhaften biss kommt es nicht. Stattdessen setzt etwas feuchtes an meiner Hand an und zieht sich einmal drüber. Erschrocken mache ich die Augen wieder auf, nur um fest zu stellen das der Dämon gerade meine Hand ab schleckt.

Seine feuchte und kalte Zunge bringt mich zum kichern und Nikita lässt mich los. Langsam und vorsichtig gehe ich in die hocke. Reacher legt seinen Kopf schief und sieht von mir zu seinem Herrchen.
"Друг (Freund)" gibt dieser ruhig von sich und Reacher kommt auf mich zu um mein Gesicht ab zu lecken.

"Irgendwann bekomme ich noch einen Herzinfarkt wegen ihm." Murmelt Ramona vom Tisch aus und scheint schon zu essen. Was wirklich keine schlechte Idee wäre. Und wie aufs Stichwort beginnt mein Magen zu knurren, was Reacher mit seinem Kopf hoch Schrecken lässt um mich verwundert an zu sehen.

Von dieser Perspektive ist er sogar recht süß. Mit seinem schwarzen dichten und kurzem Fell. Am Bauch schimmert leichtes braun hindurch. Doch der Name Dämon passt von seinem Erscheinungsbild eigentlich perfekt. Jedoch auch der zum Furcht einflösenste brocken, hat einen weichen Kern. Das habe ich schon öfter festgestellt.

Vorallem an Emilio.
Bei dem Gedanken an ihn richte ich mich auf und halte mir meinen Bauch.
War es zu übereilt ihn zu verlassen?
War ich zu streng, als ich ihm die Schuld gegeben hatte?
Sicherlich wollte er nie etwas böses. Dafür war er viel zu oft, viel zu nett zu mir. Und wenn ich ihm doch nicht so wichtig gewesen wäre, dann wäre er mit mir doch nie so weit gegangen.

Doch ich bin immernoch zu verletzt von ihm, so das ich ihm das einfach verzeihen könnte.

Er wusste von Anfang an, was auf dem Spiel steht.
Er wusste von Anfang an, was passieren hätte können.
Er wusste es und hat es trotzdem getan.
Er wusste es und wollte es mir offensichtlich nie sagen.
Er wusste es.
Doch es war ihm egal.

Und nun hab ich eine Mini Version von uns beiden in meinem Bauch.
Sitze in Italien fest.
Und weiß absolut nicht wie es weiter gehen soll.

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Dem Baby geht es gut Leute, könnt wieder beruhigt schlafen.

Seit ihr Hunde oder Katzen Menschen?

Findet ihr meine Story gut, oder zu vorhersehbar?

𝐂𝐥𝐮𝐞𝐥𝐞𝐬𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt