Eine verlorene Erinnerung

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Seine Schwester stand vor ihm und musterte Kilian mit aufgerissenen Augen.

„Kilian? Was machst du hier? Hast du dich- Was ist los?" Mit besorgter Miene scannte Selena mit ihren Augen die Umgebung ab.

„Faina Good?" der abschätzige Ausdruck in ihrem Gesicht verhieß nichts Gutes. "Was machst du mit Faina Good nachts auf einem Friedhof?" Sally zog die Augenbrauen zusammen und sah von Faina zu Kilian und zurück.

"Was machst du hier nachts alleine auf dem Friedhof?", erwiderte Kilian.

„Ich brauchte Vollmond-Friedhofserde für- egal. Komm erstmal hoch. Das ist hier nicht der richtige Ort", sagte sie schließlich und zog ihn zu sich nach oben, um ihn aus einer Armeslänge Abstand zu begutachten.

„Geht es dir wieder gut?", fragte sie schließlich und Kilian nickte. Der Schweiß war wider getrocknet und die Übelkeit hatte nachgelassen.

„Ich glaube, wir gehen besser nach Hause und sprechen dort", schlug sie vor, doch Kilian schüttelte den Kopf.

„Wir müssen hier erst etwas zu Ende bringen", erklärte Faina.

„Du-", spuckte seine Schwester förmlich, „hast mit meinem Bruder gar nichts-", setzte sie an, doch Kilian unterbrach sie: „Sally, wir haben es schon angefangen. Wir müssen das erledigen", erläuterte er und spürte, wie ihm wieder flau im Magen wurde. Mit misstrauisch verengten Augen nickte Selena in die Richtung, aus der Faina gekommen war: „Zeigt mir, was ihr getan habt."

„Ach du Scheiße, Kilian!", stöhnte Sally angewidert, als sie den geöffneten Sarg mit der Leiche und ihrer halb abgetrennten Hand sah. Die Säge steckte noch im Handgelenk.

„Was für eine verfluchte, kranke Scheiße! Was hast du dir dabei gedacht? Woher hast du überhaupt diese beschissene Idee?" Kilians Augen zuckten unwillkürlich zu Faina. Er konnte es einfach nicht verhindern. Selena sog wütend Luft durch ihre Nase ein und wirbelte zu Faina herum.

„Du toxische Schlange! Hast du nicht genug eigene Probleme in deinem Leben verursacht? Musst du jetzt auch noch meinen Bruder in deinen Abgrund reißen?", fuhr Sally sie an. Kilian erwartete eine abwehrende Reaktion, er war schon bereit, sich vor seine Freundin zu stellen und seine Schwester in ihre Schranken zu weisen, doch Faina ging bereits zum Gegenangriff über.

Mit verzerrtem Gesicht schnarrte sie: „Wenn auch nur eine von euch Henot-Schnepfen sich für Kilian interessieren würde, wäret ihr es vielleicht, die ihm helft. Aber ihr lasst ihn ja einfach in seinen Tod hineinvegetieren!"

Es klatschte - lauter, als Kilian es sich hätte ausmalen können - als seine Schwester zuschlug und Faina eine Ohrfeige verpasste. Deren Hand schnellte zu ihrem Gesicht und ein hasserfülltes Funkeln trat in ihre Augen.

„Das wirst du bereuen", zischte Faina und trat einen Schritt auf Sally zu, doch Kilians Schwester versetzte ihr einen derben Stoß, der sie zurücktaumeln ließ.

„Verpiss dich! Und lass deine schmierigen Finger von meinem Bruder", grollte sie. Ohne Kilian noch einmal anzusehen, drehte Faina sich um und stolzierte davon. Kilian war so verdattert von der Situation, dass er einige Momente brauchte, um sich zu fangen.

„Was sollte das? Du kannst doch nicht einfach meine Freu-", begann er seine Schwester anschnauzen, doch Sally fiel ihm direkt ins Wort:

"Deine ,Freundin'? Faina Good ist nur mit sich selbst befreundet. Wo immer sie ihre knochigen Hände reinsteckt, gibt es Ärger. Ich habe dir gerade einen Gefallen getan", schnaubte sie. Kilian rollte mit den Augen.

"Ich brauche keinen Gefallen von dir. Ich kann für mich selbst reden und meine eigenen Entscheidungen treffen!"

"Ach ja? Und wessen Idee war es einer Leiche die Hand abzusägen?"

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