Seven of Swords

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Vehement schüttelte er den Kopf und spürte, wie ihm die Schamesröte in sein unstoffliches Gesicht stieg.

"Ich brauche dringend deine Hilfe, Faina. Und ich hatte keine andere Möglichkeit dich zu kontaktieren."

"Okay?" Sie hob die Augenbrauen. "Dann setz dich doch zu mir und erzähl mir, worum es geht."

Kilian fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte gehofft, dass sie ihm die Szene mit Sally verziehen hatte und war nun zusätzlich froh, dass sie nicht ausflippte, weil er sie in ihrem Zimmer heimgesucht hatte. Und in ihrem Traum. Sie hätte ihn wirklich für eine schlimme Sorte Stalker halten können.

"Ich bin an einem Ort. Ich weiß nicht, wo. Aber es ist ein Wald. Der Wald. Woda. Hast du davon schon einmal gehört?", stammelte er aufgeregt. An ihrem fragenden Blick erkannte er, dass er sich mehr Mühe geben musste, sinnvoll zu sprechen. Also fing er bei der Seance an zu erklären, erzählte von der Traumreise und wie er mit Radha seine Blockade gelöst hatte.

"Und nun bin ich hier in Woda und weiß nicht weiter", schloss er seinen Bericht. Faina zog nachdenklich die Stirn in Falten und nickte.

"Ich weiß nicht, ob ich dir helfen kann, aber ich kann für dich Karten legen."

Kilian nickte. Auch wenn er nicht wusste, was das bringen sollte. Vielleicht würde ihm das einen Anhaltspunkt liefern.

"Geht das denn im Traum?"

"Noch besser als außerhalb", grinste sie und legte die Karten, die sie plötzlich in der Hand hatte, auf den Tisch, der in dem Raum stand, in dem sie sich nun befanden. Erstaunt sah Kilian sich um. Doch außer dem Tisch und Faina war alles in Dunkelheit getaucht.

Zwei Karten konnte Faina aufdecken: Das Ass der Schwerter und die Sieben der Schwerter, als plötzlich die Umgebung zu flackern begann. Etwas stimmte nicht.

"Faina, was passiert hier?"

Doch Faina antwortete nicht, das Zittern des Traumes wurde stärker und Zack! -

Nach dem nächsten Flackern befand sich Kilian wieder in Fainas Zimmer.

Diese setzte sich auf. Kilian hätte erwartet, dass sie gähnt oder blinzelt, sich streckt - was man eben so macht, wenn man gerade aufgewacht ist - doch Faina richtete sich kerzengerade auf und öffnete die Augen. Besorgt musterte er sie. Doch er konnte sie nicht berühren und auch nicht ansprechen, um zu fragen, ob alles in Ordnung war.

Dann begann sie zu sprechen. Ihre Stimme klang mechanisch. Wie eine KI-Version ihrer selbst, als sie sagte:

"Noch sechs ungeschmiedete Schwerter müssen vereint werden, um das eine zu beschwören."

Dann schloss Faina wieder die Augen und sank in ihr Bett zurück, als wäre nichts gewesen.

Kilian versuchte noch einmal, sie am Arm zu fassen, um wieder in ihrem Traum mit ihr sprechen zu können, doch es funktionierte nicht. Frustriert dachte sich Kilian also wieder zurück in seinen Körper.

In dem Pentagramm in Woda liegend schlug er die Augen auf und erschrak. Zwei Augen blickten direkt über ihm in seine. Es dauerte einen Moment, bis Kilian begriff, dass es Radhas waren. Kilian versuchte durch tiefes Atmen seinen rasenden Herzschlag zu verlangsamen, bevor er keuchte:

"Musst du mich so erschrecken?"

Sie antwortete nicht, sondern legte den - immer noch über ihn gebeugten - Kopf schief, sodass ihre langen schwarzen Haare Kilian ins Gesicht fielen. Unwirsch schob er sie beiseite und setzte sich hin.

"Wo ist Flynn? Was machst du hier?", fragte Kilian Radha und sie schmunzelte.

"Dasselbe wollte ich dich fragen, Schwertsucher", gurrte sie.

"Also nicht das mit Flynn, den habe ich ins Lager geschickt, um sich auszuruhen." Forschend betrachtete sie ihn.

"Astralprojektion. Ich habe meine Freundin besucht, um sie nach einem Rat zu fragen", murmelte er etwas verlegen. Radha brummte und ihr Blick wurde kurz leer, bevor er sich wieder klärte.

"Noch sechs ungeschmiedete Schwerter müssen vereint werden, um das eine zu beschwören", wiederholte sie. Kilian starrte sie - mal wieder - verblüfft an.

"Hast du eine Ahnung, was das bedeuten soll?" Wenn nicht Radha, wer dann?

"Erzähl mir, wie es zu dieser Prophezeiung gekommen ist. Was hat sie ausgelöst?" Neugier ob des ungelösten Rätsels schien in ihren Augen. Vermutlich war es für Radha, die immer so viel wusste über andere und ihre Gedanken, eine ganz neue Art von Spannung, etwas nicht zu wissen. Also erzählte Kilian von der Astralprojektion, dem Traum und den beiden Karten.

"Wenn die eine Karte die Sieben der Schwerter war, warum hat sie dann von sechs gesprochen? Sechs weitere Schwerter? Das heißt doch, eins ist schon da?" Kilian dachte laut nach und ein Funkeln trat in Radhas Blick.

"Ja, ein Schwert ist hier. Wobei ich es nicht mehr als ungeschmiedet bezeichnen würde." Vielsagend lächelte sie ihn an.

"Ich verstehe nicht, was du -" Er stockte. Dachte nach. Sprach weiter: "Meinst du mich?"

"Finde sechs weitere wie dich und ihr könnt gemeinsam das Schwert aus seiner Ruhestatt heraufbeschwören." Ihre Stimme war sachlich. Als wäre das ganz logisch.

"Sechs weitere wie mich?"

"Naja, Hexenjungen." Wieder dieser Tonfall, der vermittelte, dass es ganz klar war, was er erreichen musste. Dass es die ganze Zeit offensichtlich war. Kilian verzog das Gesicht.

"Danke, Radha. Auch, wenn du mir das Gefühl gibst, dumm zu sein. Du hast mir schon wieder sehr geholfen."

Radha schloss kurz die Augen, sog tief Luft ein, atmete aus und sagte dann unvermittelt:

"Ja, das stimmt. Ohne mich würdest du sterben." Sie öffnete die Lider wieder und lächelte unschuldig. Kilian schluckte bei ihren Worten.

"Also werde ich es schaffen? Weil du mir geholfen hast?" Er hatte sich vorher die ganze Zeit nicht getraut, sie nach seiner Zukunft zu fragen, doch nun rutschten ihm die Worte geradezu heraus. Am liebsten hätte er sie zurückgenommen. Doch es war zu spät. Radhas Gesichtsausdruck verfinsterte sich.

"Das hängt jetzt von dir ab, Kilian. Woda hat alles getan, um dir zu helfen. Ich habe alles getan. Den Rest des Wegs musst du nun gehen."

Kilian spürte plötzlich ein Stechen in seiner rechten Hand, die in seinem Schoß lag. Er öffnete sie und sah etwas schimmern. Nach einem kurzen Augenblick konnte er im Mondlicht erkennen, was es war. Der kleine Plastiksiegfried lag in seiner Handfläche. Kilian blickte wieder auf, um Radha zu fragen, wo er herkam, was jetzt geschehen würde, um sich zu bedanken, sich zu verabschieden - doch sie war nicht mehr da. Vor ihm stand mitten im Wald die Tür seines Zimmers. Kilian erhob sich und ging darauf zu. Mit einem tiefen Atemzug öffnete er die Tür und stand im Flur seines Hauses.

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