25 Kahnjahr

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»Scarlett!«, hallte eine laute Stimme von den Wänden wider.

Sie schlenderte durch die Station und war auf dem Weg zu den Trainingsräumen. Es war beachtenswert, wie geräumig und modern die Station war. Denn von Matt hatte sie erfahren, dass die Hüter, die Station und alle Bau-, Energie- und sonstigen Kosten, die dazu gehörten, aus eigener Tasche zahlten. Doch nun sah sie Alessandro vor der Tür von Trainingsraum eins, der  ihr mit einem Grinsen auf den Lippen zuwinkte. Dieses war allerdings nicht im geringsten herzlich, sondern eher hochmütig. Es war der Raum, in dem sie vor wenigen Wochen das erste mal trainiert hatte. Mit Matt.

»Hätte nicht gedacht, dass du kommst.« Sofort verflog sein Grinsen und seine Augen schienen zu sagen: »Ich hatte es auch gehofft.«

»Tja, ich wäre auch nicht gekommen, hätte es mich nicht interessiert, wieso gerade du mich vor einem Trainingsraum erwartest.«, schmiss sie ihm entgegen und hoffte auf ein paar Antworten.

Alessandro ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Mit Schwung ließ er sich gegen die Wand fallen und kreuzte die Beine übereinander. Eine Geste, die sie bereits öfters bei ihm gesehen hatte. »Hmm, bist du nicht selbst drauf gekommen?«, fragte er dann. Seine Augen glitten kurz an ihr auf und ab.
»Nein, bin ich nicht.«, war ihre unverblümte Antwort, denn sie hatte tatsächlich keinen Schimmer, warum er  sich mit ihr treffen wollte.

»-Trainingsraum?-« Er wedelte mit den Händen durch die Luft und deutete auf die robuste stählerne Tür neben sich.
»Du willst mit mir trainieren? Jetzt?« Ungläubig blickte sie ihn mit großen Augen an.

»Mit ›wollen‹ hat das nichts zu tun, aber ja, ich werde mit dir trainieren. Allerdings nur, weil es sonst niemand tut.«, erwiderte er genervt. »T. S. O. M., was auch immer es ist, ist mit ziemlicher Sicherheit gefährlich und wir sollten vorbereitet sein. Nur für den Fall.« Dies waren die ersten Worte von ihm an diesem Tag, die wahrhaftig beunruhigend klangen.

Scarlett nickte stumm, dann traten sie beide in den Trainingsraum. Alessandro schloss die Tür hinter ihnen und steuerte auf die kleine, angefügte Waffenkammer zu. Er schloss auch diese Tür auf und verschwand eine kurze Weile darin. Währenddessen sah Scarlett sich ein wenig um. Der Raum wirkte noch genauso wie vor ein paar Wochen, allerdings erkannte sie jetzt mehr Einzelheiten und war um einiges entspannter. Beispielsweise bemerkte sie eine kaputte Lampe und einen abgebrochenen Kleiderhaken. Bevor sie sich weiter umsehen konnte, kehrte Alessandro auch schon wieder zurück. Er trug mehrere Schwerter, Messer, Dolche, Bogen und Pfeile auf den Armen. Er legte die Waffen auf eine schmale Ablage neben den Kleiderhaken.

»Wozu brauchst du das alles?« Scarlett blickte unruhig auf die geschärften Klingen.

»Ich sagte doch bereits, dass wir trainieren werden. Und wenn es zu einem Kampf kommen sollte, wäre es ganz gut, wenn du mit ein paar Waffen umgehen könntest.« Dies war zwar nicht gerade beruhigend, doch sie war erleichtert, dass es sich nur um Trainingswaffen zu handeln schien.
Er griff nach einem Dolch und reichte ihn ihr. Unsicher nahm Scarlett den metallischen Gegenstand mit dem hölzernen Heft entgegen und betrachtete ihn. Vorsichtig fuhr sie mit einem ihrer Finger an der hakenförmigen Klinge entlang. Kurz zuckte sie zusammen, als ihre Haut aufriss und Blut hervor quoll.

»Die Klinge ist echt.«, stellte sie mit leichtem Entsetzen fest.

Wie in Trance beobachtete sie, wie Tropfen roter Flüssigkeit von der mit Blut berührten Klinge fielen.

The System of Magic - Verführt & VerratenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt