40 Schock

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Er klappte das Buch in seiner Hand zu. Es hatte sowieso keinen Zweck es zu lesen, wenn er sich nicht darauf konzentrieren konnte. Matt wusste, dass irgendwas merkwürdig war seit dem Tag am Fluss - an den er sich am liebsten gar nicht mehr erinnern würde. Doch was wollte ihm einfach nicht in den Sinn kommen. Unwillkürlich wanderte seine Hand zu dem Amethysten, der um seinen Hals hing. Was wollte er damit überhaupt noch? Er hatte keine romantischen Gefühle mehr für Scarlett, da musste er auch keine Kette tragen, die sie ihm geschenkt hatte. Er wollte sie sich abstreifen, doch plötzlich durchzuckte ihn ein schockender Schmerz. Er blickte sich einen Moment irritiert um, bevor er es erneut versuchte. Wieder ein Stromschlag.

»Verdammt!«, zischte er und schüttelte seine Hand aus.

Wieder und wieder zog er an der Kette, doch sie ließ sich einfach nicht abnehmen. Er strafte den Amethysten mit einem bösen Blick, bevor er sich wieder seinem Buch widmete. Er wusste, dass etwas nicht stimmte, doch momentan schien er nichts weiter tun zu können.

...

»Lass das.« Scarlett stieß Alessandros Hand schmunzelnd von ihrem Arm weg.

Sie trainierten seit einer Weile, doch Scarlett fühlte sich viel ungezwungener als sonst. Sie wusste nicht, was geschehen war, doch Alessandro schien seine eiserne Mauer etwas fallen gelassen zu haben. Das warum und wieso, war ihr auch eigentlich gar nicht wichtig. Sie war nur froh, dass er sie nicht mehr mit diesem eisigen Blick bedachte.

Gerade trainierten sie wieder mit den Schwertern und er zeigte ihr, wie sie ihr Gleichgewicht besser halten konnte.

»Aber jetzt sag mal, wer hat dir das eigentlich beigebracht?«, fragte sie ihn mit einem Blick auf sein Katana.

»Mein Vater.«, antwortete er nach kurzem Zögern.

»Trainiert ihr jetzt auch noch?«

Er vollführte eine Bewegung mit dem Schwert und kam dann mit geschmeidigen Schritten auf sie zu.

»Nein.«

»Warum nicht?«

Sie spürte, wie er sich verkrampfte und fürchtete, dass er nicht antworten, sich vielleicht sogar wieder völlig verschließen würde.

Doch dann drehte er ihr bloß den Rücken zu, als er sagte: »Weil er tot ist.«

Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet. Sie wusste nicht, was sie tun sollte.

»Das tut mir leid.«, sagte sie so nur.

»Ich brauche dein Mitleid nicht.«, sagte er mit einer Stimme wie aus Eis.

Sofort bereute sie es, das Thema überhaupt aufgegriffen zu haben. Vor ihr war ein Holzscheit platziert. Rasch ließ sie das Katana darauf hinab sausen und zerteilte ihn in zwei Teile.

»Was ist mit deinem?« Seine Frage kam so unerwartet, dass sie einen Moment brauchte, um zu antworten.

»Hat sich vor Jahren aus dem Staub gemacht.« Auch ihre Stimme klang wie gefroren.

»Idiot.«, murmelte Alessandro.

»Was?«, fragte sie unnötigerweise nach.

The System of Magic - Verführt & VerratenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt