Scarlett schmeckte seine Zunge, spürte, wie er seine Hände an ihre Wangen legte. Sie sah das Funkeln in Kanes Augen, dieses unbändige Verlangen. Ihre Hände bewegten sich über seine Wirbelsäule, weiter nach vorne, über seine Brust, hinunter zu seinem Bauch, den sie hart unter ihren Händen fühlte. Seine Haut war warm und glatt.
Plötzlich spürte sie, wie sich die Wimpern ihres rechten Auges verklebten. Sie wollte Kane nur ungern loslassen, aber irgendetwas war da in ihrem Auge. Kurz darauf löste sie sich von ihm, die Verblüffung schien ihm ins Gesicht geschrieben.»Was ist los?«
»Ich hab nur irgendwas im Auge.«, meinte Scarlett, während sie immer noch versuchte, was auch immer störte, raus zu bekommen.Endlich hatte sie es geschafft, doch als sie erkannte, was es war, zuckte sie kurz zusammen. Es war eine der Kontaktlinsen, wie hatte sie die nur vergessen können? Schnell wandte sie sich von Kane ab, in der Hoffnung, dass er nichts bemerkt hatte. Sie konnte sich vorstellen, wie verdattert er sie nun ansehen musste, doch es ging nicht anders. Zärtlich legte er ihr eine Hand auf die Schulter und wollte sie zu sich umdrehen. Scarlett ließ es allerdings nicht zu.
»Ich gehe jetzt besser.«, sagte sie und merkte, wie ihre Stimme brach.
Sie spürte seinen enttäuschten Blick auf sich, doch sie musste dieses Gefühl, sie musste ihn ignorieren. Sie stand auf, um den Kopf etwas frei zu bekommen und den Abstand zu Kane zu wahren.
»Bitte, Scarlett, rede mit mir!« Er klang etwas verzweifelt. Es tat weh wieder einmal weg zu rennen. Einfach allem zu entrinnen und den Menschen, denen man etwas bedeutete, damit am meisten zu schaden. Ein allerletztes Mal drehte Scarlett sich zu ihm um. Auch wenn es nicht einmal eine Sekunde war, konnte sie sehen, wie er die Lippen aufeinander presste, beim Anblick ihres schwarzen Auges. So schnell, wie nie zuvor öffnete sie ein Portal zurück zur Station.Der salzige Geschmack von Tränen glitt ihre Zunge hinab, während Scarlett erschöpft auf ihrem Bett lag. Sie fühlte ihre Kleidung schweißnass an ihrem Körper kleben und hoffte, dass Kane nun endlich erkannte, dass da nichts gutes in ihr war, dass er sie nie wieder aufsuchen würde… Sie spürte, wie sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzog, bei diesem Gedanken. Doch es war besser so. Er sollte damit nichts zu tun haben.
Das Training mit den Hütern stand an, Scarlett wollte am liebsten einfach nicht hingehen. Sie musste erst einmal ihre Magie in den Griff bekommen und dann weitersehen. Doch was, wenn das möglich wäre? Die Trainings waren freiwillig und der einzige, der wusste, dass sie hingehen wollte, war Kane. Er würde deshalb wohl kaum Kontakt zu Mr. Havering aufnehmen. Sie würde an diesem Training nicht teilnehmen.
Mit entschlossenen Schritten, schritt sie durch den Korridor zu ihrem Zimmer. Auf einmal allerdings hörte sie Stimmen. Sie klangen dumpf, weit entfernt, als würde etwas zwischen ihr und den Stimmen liegen. Sie folgte den Geräuschen bis hin zu Mr. Haverings Büro. Es war nicht ihre Absicht, die Hüter zu belauschen, doch die Versuchung war in diesem Moment einfach zu groß. Gespannt lauschte sie den Leuten hinter der Tür.»…dann sollten wir es uns selbst bestätigen.« Scarlett erkannte die tiefe Stimme von Ryan Lyall, Matts Vater.
»Wir sollten das Training nicht verschieben, das würde nur Fragen zurückbleiben lassen.«, widersprach ihm Mr. Havering.
»Ich und Sarah werden uns auf jeden Fall auf den Weg in den North Carolwood Drive machen.« Damit setzte Mr. Lyall sich in Bewegung. Scarlett ahnte, dass das Gespräch beendet war und schlich mit schnellen Schritten fort.Was hatte Mr. Havering damit gemeint, es würde Fragen geben? Eines stand auf jeden Fall fest: Die Hüter unternahmen irgendetwas im geheimen, wovon am besten niemand Wind bekommen sollte. North Carolwood Drive. Scarlett kannte die Straße, aber sie wusste, dass es eine dumme Idee war, den Hütern hinterher zu schnüffeln, doch sie wollte wissen, worüber sie geredet hatten. Es klang sehr Ernst, fast schon, als könnte der kleinste Fehler, fatale Folgen haben.
Die Flure lagen lang und leer vor Scarlett. Die perfekte Gelegenheit. Schleunig ging sie zum Ausgang, doch sie hörte eine nur allzu bekannte Stimme hinter sich. Schon jetzt stöhnte sie innerlich auf, wie konnte es sein, dass sie immer bei allem aufgehalten wurde?
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The System of Magic - Verführt & Verraten
Fantasiaℱ𝓁𝒶𝓂𝓂ℯ𝓃, 𝓃𝓊𝓇 𝒽ℯ𝒾𝓈𝓈 𝓁ℴ𝒹ℯ𝓇𝓃𝒹ℯ ℱ𝓁𝒶𝓂𝓂ℯ𝓃. 𝒰𝓃𝒹 𝓂𝒾𝓉𝓉ℯ𝓃𝒹𝓇𝒾𝓃, ℳℯ𝓃𝓈𝒸𝒽ℯ𝓃, 𝒹ℯ𝓇ℯ𝓃 𝒮𝒸𝒽𝓇ℯ𝒾ℯ 𝒾𝓂 𝒦𝓃𝒾𝓈𝓉ℯ𝓇𝓃 𝒹ℯ𝓈 ℱℯ𝓊ℯ𝓇𝓈 𝓋ℯ𝓇𝓀𝓁𝒶𝓃ℊℯ𝓃. Scarlett lebt, seit sie denken kann, mit ihrer Mutter in Los Angeles...