Eine weitere Woche war verstrichen. Zwei weitere Morde waren begangen worden. Und immer noch wusste niemand, wer dahintersteckte. Mittlerweile hatte auch die Polizei ein paar der grässlichen Morde mitbekommen, allerdings versuchte diese momentan noch, es vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Alessandro hatte nicht mehr mit Scarlett gesprochen und Matt hatte sich zwar mit ihr über alles mögliche ausgetauscht, war aber auch nicht mehr auf diesen eigenartigen Abend eingegangen.
»Immer noch keine neuen Artefakte?«, fragte Scarlett Matt gelangweilt.
»Bis jetzt nicht.«, war seine Antwort, so wie jedes Mal, wenn sie ihn das fragte.
Allmählich machte sich auch Scarlett etwas Gedanken, weshalb keine magischen Artefakte mehr auftauchten. Allerdings war sie heute mit Kane verabredet und wollte sich die Stimmung nicht verderben lassen.
Sie warf nur noch einen kurzen Blick auf ihr Handy, um sicherzugehen, dass ihr Treffen stand. Als sie dies tat, blieb ihr aber der Mund offen stehen. Sie hatte mehrere Anrufe und SMS von Samantha verpasst.»Hast du dir etwas für Amandas Geburtstag überlegt, falls du's vergessen hast, der ist heute.«~10:09
»Hallo?«~12:15
»Vielen Dank auch, ich habe jetzt selbst alles vorbereitet, wir treffen uns um 15:00 Uhr bei Amanda, um sie abzuholen. Wehe du kommst nicht!«~13:46Scheiße! Sie hatte Amandas Geburtstag vergessen. Es war halb drei, also noch eine halbe Stunde, in der sie sich umziehen, ein Geschenk finden und zu Amandas Haus gehen musste. Kane schrieb sie rasch eine SMS und entschuldigte sich bei ihm. Dann rannte sie in ihr Zimmer und suchte sich ein schlichtes Kleid und ein paar Stiefel raus. Danach fuhr sie sich mit einer Bürste nochmal durchs Haar und trug etwas Make-up auf. Anschließend stürmte sie durch die Flure zum Ausgang der Station. Dabei rempelte sie Matt, der sie verwirrt anblickte.
»Wozu hast du's denn so eilig?«, fragte er sie. Sein Blick war für sie nicht zu deuten.»Ich hab Amandas Geburtstag vergessen und jetzt lass mich endlich gehen.«, erklärte sie ihm hektisch.
»Wer ist Amanda?«, rief er ihr irritiert hinterher, während Scarlett schon nach draußen stürmte.Es war Punkt 15:00 Uhr, als Scarlett vor Amandas Haus ankam. Samantha wartete schon, mit einem Fuß wippend, auf sie.
»Wird auch Zeit«, sagte sie. Die Verärgerung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. »Hast du wenigstens ein Geschenk?«
»Ja, hab ich.«, meinte Scarlett, auch wenn es nur etwas Kleines war, hoffte sie, dass es Amanda freute.
»Gut.« Dann klingelte Samantha.
»Wahrscheinlich schaut sie erst aus dem Fenster, wer da ist, schließlich sind ihre Eltern nicht zuhause.«, sagte Samantha, nachdem sie eine Weile gewartet hatten.
»Meinst du?« Scarlett konnte die Zweifel in ihrer Stimme nicht verbergen.
»Vielleicht hat sie es einfach nicht gehört.« Erneut presste Samantha ihren Finger auf die Klingel.
Weitere Minuten verstrichen und auch Samanthas Miene wurde immer besorgter.
»Sollen wir einfach warten, bis sie nach Hause kommt?«, fragte Samantha Scarlett.
»Ich weiß nicht. Ich hoffe…aber ich weiß es nicht.« Scarlett hatte eine Vermutung, auch wenn sie unwahrscheinlich war.
Allerdings konnte sie nicht einfach nur hier stehen und warten, sie brauchte einfach Gewissheit.
»Hast du was dagegen, wenn ich kurz da rein gehe und etwas nachsehe?« Scarlett wartete Samanthas Antwort allerdings gar nicht ab, sondern prüfte kurz die Umgebung, bevor sie ein Portal öffnete.
»Scarlett, bitte lass da…« Scarlett schritt durch das Portal, bevor sie Samantha weiter zuhören konnte. Bevor sie jedoch komplett auf der anderen Seite angekommen war, spürte sie, wie etwas -oder eher jemand- sich an ihrer Jacke festhielt. Sie merkte, wie ein Gewicht von hinten gegen sie drückte und sie fiel auf den kühlen Parkett Boden, der nun vor ihr lag.»Verdammt!«, hörte sie jemanden dicht an ihrem Kopf fluchen. »Was war das bitte?!«
»Du solltest gar nicht mitkommen, das hast du jetzt eben davon.«, sagte Scarlett zu Samantha, während sie sich beide wieder aufrappelten.
»Was willst du hier überhaupt?« Samantha blickte sich verblüfft um, obwohl sie schon oft in Amandas Haus gewesen waren.
»Du hast von den Morden in der Stadt gehört?«, hakte Scarlett nach.
»Ja, wer nicht? Die Nachricht hat sich ja wie ein Lauffeuer verbreitet. Auch wenn die Polizei so tut, als hätte sie alles unter Kontrolle.«
»Ja, das stimmt. Allerdings weiß noch niemand, dass die Ursache der Morde Magie ist. Weder ich noch sonst jemand weiß, wer seine Magie dazu missbrauchen würde, aber so ist es. Und es gibt noch viel mehr Tote, als der Polizei bekannt sind.« Scarlett kniff die Augen zusammen, aus Angst vor Samanthas Reaktion.
Jedoch starrte sie Scarlett nur einen Moment an, bevor es in ihrem Kopf Klick zu machen schien.
»Die Vermissten…«, schlussfolgerte sie.
»Ja.«, sagte Scarlett und nickte resigniert.
»Oh Gott…du meinst doch nicht etwa…?«
»Es ist unwahrscheinlich, aber ich komme einfach nicht damit klar, nicht nachzusehen.«, versuchte sie, Samantha zu beruhigen. »Komm, lass uns kurz in ihr Zimmer und dann verschwinden wir wieder.«
Sie liefen in die erste Etage, es sah wie immer sehr gemütlich bei Amanda aus. Überall waren Braun und Gelbtöne zu sehen, beispielsweise an Teppichen, Wänden oder kleinen Sitzecken.
»Weißt du, eigentlich war das eben echt krass.«, meinte Samantha, während sie die Treppen hinauf stiegen.
Scarlett hörte sofort die Nervosität in ihrer Stimme, die verriet, dass Samantha sich in Wirklichkeit nur abzulenken versuchte.
»Du meinst das Portal?«, fragte sie dennoch nach.
»Ja, wenn es das ist, wodurch wir hierher gekommen sind.«, erwiderte sie.
»Außerdem tut es mir echt leid, dass ich so fies zu dir war. Hattest schließlich bestimmt viel zu verkraften in letzter Zeit. Da fehlt es dir gerade noch, dass ich dich stresse, wegen Amandas Geburtstag.« Scarlett konnte hören, dass es ihr tatsächlich leid tat.
»Das konntest du doch nicht wissen, außerdem ist Amandas sechzehnter Geburtstag auch wichtig.« Mittlerweile standen sie vor Amandas Zimmertür. Scarlett sog einmal tief die Luft ein…und stieß dann die Tür auf. Das Zimmer war leer, was keine große Überraschung war, trotzdem durchflutete sie etwas wie Erleichterung. Auch Samantha sah man an, wie die Sorge von ihr abfiel.
»Kurz hatte ich echt Schiss.«, sagte Samantha und lachte auf. »Kannst du jetzt nochmal so ein Portal machen?«
»Lass uns lieber durch die Tür. Das verdächtigt keiner und ist nicht so anstrengend.«
»Wieso anstrengend?«, fragte Samantha.
»Naja, ich bin schon jedes Mal ziemlich erschöpft, nachdem ich Magie eingesetzt habe.«, erklärte sie.
»Okay, da bin ich wohl ziemlich ahnungslos.«, entgegnete sie.
Dann gingen sie die Treppe wieder hinab, in Richtung des Ausgangs. Jedoch blieb Scarlett noch einen Moment stehen. Die Tür der Küche stand leicht offen, was seltsam war, wenn man bedachte, wie perfektionistisch Amandas ganze Familie war.
»Warte kurz, ich weiß es ist verrückt, aber es kommt mir seltsam vor, dass die Küchentür offen steht.«, sagte sie zu Samantha, während diese schon die Hand nach der Türklinke ausgestreckt hatte.
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The System of Magic - Verführt & Verraten
Fantasíaℱ𝓁𝒶𝓂𝓂ℯ𝓃, 𝓃𝓊𝓇 𝒽ℯ𝒾𝓈𝓈 𝓁ℴ𝒹ℯ𝓇𝓃𝒹ℯ ℱ𝓁𝒶𝓂𝓂ℯ𝓃. 𝒰𝓃𝒹 𝓂𝒾𝓉𝓉ℯ𝓃𝒹𝓇𝒾𝓃, ℳℯ𝓃𝓈𝒸𝒽ℯ𝓃, 𝒹ℯ𝓇ℯ𝓃 𝒮𝒸𝒽𝓇ℯ𝒾ℯ 𝒾𝓂 𝒦𝓃𝒾𝓈𝓉ℯ𝓇𝓃 𝒹ℯ𝓈 ℱℯ𝓊ℯ𝓇𝓈 𝓋ℯ𝓇𝓀𝓁𝒶𝓃ℊℯ𝓃. Scarlett lebt, seit sie denken kann, mit ihrer Mutter in Los Angeles...