Kapitel 10

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Finley

Der Lärm, der von den anderen Schülern kam, war nervtötend. Finley schob sich zwischen diesen hindurch und suchte die Gänge ab. Wo ist sie? Ich weiß doch, dass sie hier irgendwo stecken muss!

Er quetschte sich durch eine Gruppe Schüler, die leise mit abwertendem Blick tuschelten. Finley wusste genau, dass sie über ihn redeten. Über den Außenseiter, der jeden abwies, der ihm zu nahe kam und garnicht erst versuchte neue Kontakte zu knüpfen.

Finley spürte die Abneigung gegen all diese verweichlichten Schüler, die nichts konnten außer reden. Er würde wohl nie verstehen, wie man so gewillt sein konnte einem Rudel anzugehören.

Den Gedanken, dass er zwangsweise auch dem Rudel der Stadt angehörte, schob er gekonnt beiseite. Irgendwann hau ich von diesem nervigen Rudel ab, dass die ganze Zeit nur von Zusammenhalt redet, aber doch nichts hinbekommt!

Er kümmerte sich nicht weiter um die tuschelnde Menge und richtete den Blick zielstrebig auf den Gang vor sich. Mit seinen eisblauen Augen suchte er zwischen den Menschen und Werwölfen nach einer ganz bestimmten Person.

Das Mädchen, dass schon seit Wochen seine Träume verfolgte. Wie lange hatte er auf sie gewartet und nun war er ihr auf einmal einfach über den Weg gelaufen.

Finley erinnerte sich noch genau an den Moment, als er die Blitze in seiner Brust gespürt hatte. Wie elektrisiert hatte er sich gefühlt. Das Mädchen mit den braunen Locken war herumgefahren und hatte ihn mit großen dunkelgrünen Augen angestarrt.

Ihre Freundin, die in dem Moment hektisch irgendetwas am nächsten Tisch aufgeschrieben hatte, schien das Mädchen garnicht mehr wahrgenommen zu haben. Finley hatte gerade einen Schritt auf sie zumachen wollen, da hob ihre schwarzhaarige Freundin mit einem Ruck den Kopf.

„Fertig! Nichts wie weg hier, bevor denen noch die Augen aus dem Kopf fallen!" Sie wartete garnicht erst auf die Reaktion des braunhaarigen Mädchens, die aufgeschreckt war, sondern zog sie schon zur Tür. Von Finley hatte die schwarzhaarige Freundin nichts gemerkt.

Das Mädchen, dass ihn so erschaudern ließ, warf ihm noch einen letzten Blick durch ihre wunderschönen dunkelgrünen Augen zu. Dann schoben sie sich auch schon an Mr. Princali vorbei.

Dieser war zunächst überrascht die zwei fremden Schülerinnen in seinem Kurs zu sehen, bis er eins und eins zusammenzählte.

„Hey bleibt mal kurz stehen! Ich würde gerne mit euch sprechen!" Doch die Mädchen waren längst über alle Berge. Mr. Princali schüttelte nur den Kopf und widmete sich wieder der Klasse. Finley hatte noch einen Augenblick einfach nur dagestanden, bis ihn sein Lehrer zu seinem Platz geschickt hatte.

Doch das Mädchen hatte er die ganze Stunde nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Den ganzen Nachmittag hatte er diese Ungeduld, diese Leere gefühlt.

Er war schließlich, als es schon dunkel gewesen war, endlich an dem Ort angekommen, wo er die Nähe des Mädchens mit den dunkelbraunen Locken am intensivsten spürte. Sie schien es ebenfalls gespürt zu haben, denn sie kam nach draußen. Finley hatte gerade mit ihr sprechen wollen, aber da war ihm das Mädchen zuvorgekommen.

„Wer auch immer du bist, wehe du kommst näher! Sonst kriegst du meine Krallen zu spüren." Zum ersten Mal hatte er ihre Stimme gehört, die ihn sofort verzauberte. Wie kann man gleichzeitig so stark und doch so sanft klingen?

Den ängstlichen Unterton in ihrer Stimme überhörte er aber nicht. Er hatte sie noch eine Weile beobachtet, dann aber entschieden, dass er sie nicht noch mehr ängstigen wollte. Auch als sie schon lange weg gewesen war, hatte es ihn große Überwindung gekostet, zu gehen.

Nun schritt er erhobenen Hauptes an einer älteren Schülergruppe vorbei, die den Blick zu den Spinden versperrte. Obwohl Finley nicht an ihnen vorbeiblicken konnte, war dieses Gefühl der Sehnsucht wieder da.

Es zog ihn an der Gruppe vorbei. Hinter dieser standen vier Schüler, die ungefähr in seinem Alter waren, vielleicht ein Jahr jünger.

Das schwarzhaarige Mädchen bemerkte ihn garnicht und redete einfach weiter. Die beiden Jungen, von denen Finley der blonde merkwürdigerweise sehr bekannt vorkam, hatten sich umgedreht, um Finley zu mustern.

Doch ohne den intensiven Blick des Mädchens, welches ihm so vertraut schien, hätten die ihn wahrscheinlich auch nicht bemerkt. Ganz zu schweigen davon, dass sie ihrem Blick nicht gefolgt wären und sich nicht umgedreht hätten. In den dunkelgrünen Augen leuchtete Erkennen und sie schien den Atem anzuhalten.

Finley trat entschlossen noch einen Schritt näher. Dann sprach er so leise, dass es nur die Werwölfe, die um ihn waren und ihn mittlerweile beobachteten, hören konnten.

„Meine Mate, endlich habe ich dich gefunden!"

Mate of my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt