Kapitel 7

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Madelyn

Die Straßen wurden langsam leer, als Madelyn das Waisenhaus erreichte. Sie und Theodore hatten auf dem Weg nicht viel geredet, zu groß war die Beunruhigung. Madelyn war noch nie so froh, Theodore an ihrer Seite zu haben.

Bei jedem Geräusch schreckte sie zurück, bei jedem Ruf erwartete sie, die fremden Wölfe zu sehen. Hör auf, dich so ängstlich zu benehmen! Du bist Prebeta und bald Beta. Du darfst keine Angst zeigen! Außerdem sind die doch nicht wirklich so doof, sich in Wolfsgestalt den Menschen zu zeigen.

Madelyn straffte die Schultern und hob entschlossen ihr Kinn. Ihre dunkelbraunen Locken fielen ihr leicht über die Schulter. Was für die Fremden galt, galt auch für sie. Sie hatten sich am Waldrand zurückverwandelt.

Zwar waren bestimmt mindestens die Hälfte der Bewohner der Stadt Werwölfe, aber sie wollte es nicht unbedingt darauf ankommen lassen. Es gab immer noch einige Menschen in der Stadt und wenn die sie sehen würden... Das wollte sie sich garnicht vorstellen und das ganz abgesehen von den Standpauken und dem Hausarrest.

„Madelyn!!!" Eine helle Stimme erklang hinter ihr und sie wirbelte herum. Doch nicht aus Panik, sondern in freudiger Erwartung auf ein bekanntes Gesicht. Ein kleines neunjähriges Mädchen mit hellbraunen Haaren und einigen blonden Strähnen fiel ihr um den Hals.

Flora. Sie ist schon so groß geworden. Madelyn blickte in das vor Glück strahlende Gesicht.
„Was machst du hier? Ich dachte du kommst erst in ein paar Wochen wieder, weil du ja soviel mit deinen Pflichten zutun hast und..."

Madelyn lachte. Die Kleine konnte garnicht aufhören zu reden. Floras großen Augen leuchteten sie bewundernd an.

Das Waisenkind war schon eine Freundin von Madelyn, seit sie denken konnte und durch sie war das Waisenhaus zu einer Art Treffpunkt für die Jugendlichen unter den Werwölfe geworden. Theodore unterbrach das kleine Mädchen mit den smaragdgrünen Augen.

„Wir erzählen gleich alles, aber wir würden gerne auch mit den anderen reden. Sind sie da? Es ist wirklich wichtig." Ein Junge, der ungefähr im selben Alter wie Flora war, gesellte sich dazu.

„Was ist wichtig?" Immer mehr Kinder stellten sich nun dazu und wollten von ihrem Prealpha wissen, was los war. Sie sind zu jung, um ihnen sowas zu erzählen. Die Kinder des Waisenhauses sollten sich noch keine Sorgen um das Rudel machen. Es war schon schlimm genug, dass Flora und ihre Freunde immer sogut wie alles mitbekamen, aber das blieb nunmal nicht aus, wenn sie sich im Waisenhaus versammelten.

Die Kinder ließen sich auch nur schwer davon abhalten zu lauschen oder nachzufragen. Das taten sie so lange, bis sie auch bis aufs kleinste Detail Bescheid wussten. Deshalb hatte Madelyn irgendwann aufgehört, Flora zu verbieten ihren Treffen beizuwohnen und so waren Flora, Zelda, Cameron und Oliver eigentlich immer dabei.

Sie hoffte fest, dass es noch lange dauern würde, bis sich auch die anderen Kinder durchsetzten. Bei dem Gedanken musste Madelyn ein wenig schmunzeln. Was bist du nur für eine Prebeta, wenn dir nichtmal die Werwolfkinder des Waisenhauses gehorchen?

Die Erwachsenen hatten den Kindern zumindest einschärfen können, niemandem zu verraten, was sie waren und worum es bei den Treffen ging.

Theodore hatte sich zu einem Jungen gestellt, der etwas älter als er war und hielt nun die Tür auf, um zu den anderen zu gehen. Madelyn, der auffiel, dass ihr Freund auf sie wartete, beeilte sich zur Tür zu gehen.

In dem Waisenhaus roch es nach trockenem Holz und einige alte Bilder und Gemälde hingen an der Wand. Man konnte von hier ein loderndes Kaminfeuer sehen. Madelyn hätte sich liebend gerne einfach an den Kamin gesetzt und dem Knistern der Flammen gelauscht, aber dafür war keine Zeit.

Der Treffpunkt war nur eine Treppe und fünf Zimmer entfernt. Die Kinder hatten sich an ihr vorbeigeschoben und veranstalteten ein Wettrennen, die Treppe hoch.

Madelyn bewegte sich zu der offenstehenden Tür, aus der bereits einige Stimmen kamen, die sich laut unterhielten. Die Köpfe der Jugendlichen drehten sich zur Tür, als Madelyn eintrat.

Sie wurden augenblicklich still, denn auch sie begriffen, dass wenn ihr Prealpha und ihre Prebeta mit so einem ernsten Blick erschienen, es wohl keine guten Neuigkeiten gab.

Mate of my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt