Kapitel 19

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Madelyn

Die Geräusche im Bus waren betäubend laut und Madelyns Ohren waren kurz davor abzusterben. Kitty schien es ähnlich zu gehen, denn auch sie verzog das Gesicht und hielt sich kaum merklich die Ohren zu.

Einzig und allein Flora machte die Geräuschkulisse überhaupt nichts aus. Die wippte erfreut über ihre gut funktionierende Überzeugungskraft auf ihrem Sitz. Das Quietschen der Bustüren war Gift für Madelyns Ohren, doch als sie ihre Arme hochriss, um sich ruckartig die Hände vor ihre Ohren zu halten, wurde sie schon von einer Hand mitgezogen.

Ein erneutes Quietschen und die Türen schlossen sich wieder. Schon standen die drei Mädchen zwischen mehreren Menschengruppen. Vor ihnen erstreckte sich die Stadt. Die Dächer der Häuser waren schneebedeckt und einige Lichterketten hingen an den Läden, welche mit vielen bunten Farben in den Schaufenstern versehen waren. Die Lichterketten erhellten die altmodische Stadt zusammen mit ein paar warmleuchtenden Straßenlaternen.

Kitty hatte offensichtlich der Shoppingwahn gepackt, denn sie schleifte Madelyn in Höchstgeschwindigkeit hinter sich her von Schaufenster zu Schaufenster. Die kleine Flora hatte Mühe hinterherzukommen. Nach einer Stunden und etwa 12 Läden fing sie an zu meckern und auch Madelyn wurde müde.

„Können wir nicht auch mal eine Pause machen? Ich hab solchen Hunger!" Flora hatte wohl endgültig genug von den Schaufenstern. „Meine Füße tun weh!" Flora sah Madelyn flehend an. Kitty wollte schon protestieren, doch Madelyn sah sie streng an.

„Wir sind den ganzen Abend schon in Geschäften gewesen und haben dich beraten." Kitty seufzte mit sehnsüchtigem Blick auf die Schaufenster, die von ihr noch unerforscht waren.

„Na schön. Wohin wollt ihr denn gehen, Madds?" Flora und Madelyn sahen sich vielsagend an und aus ihrem Mund kamen gleichzeitig die Worte.

„Pfannkuchen!" Madelyn zeigte auf ein Schild, auf welchem einige Restaurants und Cafés angegeben waren.
„Das nächste Café ist nur ein paar Straßen weiter." Die Mädchen setzten sich in Bewegung und Flora, die ihre Energie zurück hatte, lief voraus.

Das Café lag am Waldrand und wirkte durch das Licht, was aus ihm schien, warm zwischen dem ganzen Schnee. Ein leises Glöckchen klingelte, als sie das Café betraten.

„Was macht ihr denn um diese Uhrzeit noch alleine da draußen?" Ein junger Kellner mit blonden Haaren und braunen Augen sprach sie an. Er trug eine kleine karierte Schürze und hatte einen Notizblock bei sich, den er jetzt jedoch wegsteckte.

Er musterte die Mädchen fragend. Offensichtlich wunderte es ihn, dass sie nur in dünnen Jacken ohne Handschuhe oder Schal ankamen. Werwölfe sind eben nicht so kälteempfindlich. Wahrscheinlich kommen nicht so viele Leute hierher. Es ist den Menschen zu abgelegen und Werwölfe gehen normalerweise nicht gerne in eine Stadt voller Menschen.

Der menschliche Kellner schob sich nun grinsend die Haare zur Seite. Er wartete immer noch auf eine Antwort. Kitty schenkte ihm jedoch nur ein strahlendes Lächeln und setzte sich an einen Tisch, ohne den Jugendlichen aus den Augen zu lassen. Aus ihren Augen sprach pure Unschuld und Liebenswürdigkeit. Sie braucht nie sehr lange um einen Jungen um ihre Finger zu wickeln. Wie macht sie das nur immer?

Flora hatte dem unscheinbaren Flirtversuch keine Aufmerksamkeit geschenkt und krabbelte auf einen anderen der Stühle. Sie streckte die Arme und griff nach der Karte und schubste Kitty an, die immer noch dabei war, den Kellner anzuschmachten.

„Kann ich eine Cola haben?" Kitty schien die Frage der Neunjährigen nicht gehört zu haben. „Was? Ja, natürlich." Madelyn mischte sich ein.

„Nein, ganz sicher nicht. Du bist definitiv zu jung und kannst dann wahrscheinlich die ganze Nacht nicht schlafen." Sie wollte noch etwas hinzufügen, doch da war ihr Blick auch schon beim Fenster. Da war dieses Gefühl wieder. Als würde sie etwas nach draußen rufen.

„Kommt ihr von hier?" Ihr Gedankengang wurde vom Kellner unterbrochen, der seine Frage eigentlich nur an Kitty gerichtet hatte. Sie hatte es offensichtlich geschafft.

„Keine Ahnung. Lass mich mal überlegen. Ja, es könnte sogar sein, dass ich demnächst nochmal hier in der Nähe bin. Da werde ich wohl Gesellschaft brauchen." Kitty sah ihn immer noch mit einem verschmitzten Lächeln an, der dieses freudig erwiderte. Doch darauf konnte Madelyn sich kaum konzentrieren.

„Ich gehe mal kurz nach draußen. Ich brauche etwas frische Luft. Und Kitty? Keine Cola für Flora!" Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging im Laufschritt zur Tür.

Ich komme ja schon!

Mate of my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt