Madelyn
Madelyn konnte immer noch nicht glauben, was gerade passiert war. Es fühlte sich so unwirklich an. Doch tief in ihr drin hatte sie es die ganze Zeit gewusst, von dem ersten Moment an, wo sie Finley gesehen hatte.
Aber ich kann keinen Mate haben, ich habe doch einen Freund und eine Zukunft. Das Rudel verlässt sich doch auf mich.
„Ich kann es nicht fassen! Von uns allen findest ausgerechnet du deinen Mate? Mehr Pech kann man auch echt nicht haben!" Wyatt brachte Kitty mit einem bösen Blick zum Schweigen.
Doch Madelyn wusste, dass sie Recht hatte. Theodore, der sich neben Wyatt und Kitty befand, schien kurz zu zögern. Dann beschleunigte er seine Schritte, bis er neben Madelyn lief.
Er warf ihr einen unsicheren Blick zu und eigentlich hätte Madelyn mit ihm reden sollen. Doch das war das Letzte, was sie jetzt wollte. Ich wüsste ja nichtmal was ich ihm sagen sollte. Und was wenn er mich fragt, ob ich Gefühle für Finley habe?
Bei dem Gedanken an ihren Mate blieb ihr Herz kurz stehen. Sie sah ihn, als ob er noch vor ihr stehen würde. Seine schwarzen Haare, die sich leicht bewegten, wenn er redete und seine eisblauen Augen, die... Nein! Konzentriere dich!
Verzweiflung machte sich in ihr breit, aber Madelyn schluckte ihre aufgewühlten Gefühle herunter und setzte eine entschlossene Miene auf. Die Schüler um sie herum, die sie mitleidig oder abwertend musterten, versuchte Madelyn einfach zu ignorieren.
Die Stimmen im Kursraum wurden lauter, als sie diesen betrat. Es war nicht sonderlich schwer zu erraten, um wen es ging. Mittlerweile hatten wohl auch jene Werwölfe, welche nicht an den Spinden gestanden hatten, mitbekommen was los war. Außer einigen menschlichen Schülern und dem Lehrer, welcher sich irritiert am Kopf kratzte, hatte die Nachricht jeden erreicht.
Wie kann es eigentlich sein, dass egal was ich mache, ich immer im Mittelpunkt stehe? Madelyn zog den Kopf ein und versuchte sich möglichst klein zu machen.
Theodore hatte offensichtlich gemerkt, wie unwohl sie sich fühlte bei all der Aufmerksamkeit. Er machte einen Schritt und versperrte den Schülern kaum merklich die Sicht. Obwohl er es sichtlich gut meinte, beschämte das Madelyn nur noch mehr.
Er hat heute erfahren, dass ich einen Mate habe, denkt wahrscheinlich, dass ich es gewusst habe und hilft mir trotzdem. Habe ich es denn gewusst? Madelyn musste an den Moment zurückdenken, wo sie Finley zum ersten Mal gesehen hatte. Sie dachte an die eisblauen Augen, die sie wie magisch in der Dunkelheit angezogen hatten.
Vielleicht habe ich es einfach nicht wahrhaben wollen. Weil es nämlich alles kompliziert macht.
„Geht es dir gut?" Wyatt sah sie besorgt von der anderen Seite an.
„Mach dir keine Sorgen, irgendwann haben die was besseres, worüber die lästern können!" Der so sensible Wyatt schien garnicht zu merken, dass ihr das im Moment noch am wenigsten Angst machte. Nein, die größte Angst hatte sie davor Theodore zu verlieren. Trotzdem nickte das Mädchen tapfer.„Natürlich, das wird schon wieder." Theodore hatte sich von ihrer Seite gelöst und schlich zu seinem Platz. Man sah ihm den Schock immer noch an. Madelyn warf ihm einen vorsichtigen Seitenblick zu, in der Hoffnung irgendein Gefühl in seinen Augen zu sehen. War er wütend? Enttäuscht? Oder war das Thema für ihn damit abgeschlossen und er würde sie einfach verlassen?
Bei dem Gedanken fühlte sie einen stechenden Schmerz in ihrem Herzen. Obwohl Madelyn ihren Mate gefunden hatte, spukte Theodore weiterhin in ihrem Kopf herum. Sie konnte und wollte ihn nicht verlieren.
Madelyn hatte ganz vergessen, dass sie Theodore immer noch anstarrte. Dieser blickte nun ebenfalls zur Seite. Er schien ein bisschen überrascht, lächelte sie dann aber liebevoll an.
Was Madelyn wenige Tage vorher noch Kraft gegeben hatte, löste jetzt nur noch Angst aus. Also wandte sie einfach den Blick ab und konzentriere sich auf den Lehrer, der nun die Aufgaben erklärte.

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Mate of my heart
Werwolf„Einige wünschen sich einen Freund oder einen Mate - nun, ich habe leider beides!" Madelyn, eine 17 jährige Werwölfin, führt ein perfektes Leben. Sie hat einen perfekten Freund, ein perfektes Zuhause und eine perfekte Zukunft. Nur leider kommt ihr...