Kapitel 4

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Theodore

Theodore atmete tief die kalte Luft ein, die zu ihm wehte. Er stand auf der Veranda vor dem Haus, wo er mit seiner Mutter gemeinsam lebte.

Eine schwere Schneeschicht bedeckte das Dach, welche sicher im Laufe des Tages noch herunterfallen würde. Wind wehte ihm leicht ins Gesicht und bewegte seine blonden Haare. Trotz der Kälte schienen ihm einige Sonnenstrahlen ins Gesicht und er musste die Augen zusammenkneifen, um nicht geblendet zu werden.

„Theodore, kommst du rein? Ich habe Tee gemacht. Und nebenbei können wir ein paar Akten und Verträge durchgehen." Theodore seufzte. Auch ohne sich umzudrehen wusste er genau, wer da wartend stand.

„Können wir das nicht irgendwann anderes machen, Mum? Ich wollte noch mit Maddi wegfahren und..."
„Madelyn muss das genauso wie du lernen! Wenn sie gleich kommt, umso besser." Seine Mutter hatte sich das offensichtlich in den Kopf gesetzt und würde nicht so schnell nachgeben.

Das ist der Teil, den sich viele unter Prealpha sein nicht vorstellen. Ich bin sicher, dann würden sie mich auch nicht so beneiden. Er nahm die Hände von dem Geländer der Veranda und wollte gerade seiner Mutter nach drinnen folgen.

„Hey Theo, Guten Tag Miranda." Madelyn stand am Treppenansatz, der zum Haus führte und kam nun die Stufen hinaufgeeilt.
„Es ist schön Sie zu sehen. Ich bin hier, weil ich Theodore holen wollte."

Madelyn hatte offensichtlich nicht lange genug dagestanden, um mitzukriegen, dass sie wohl so schnell Nirgendwo hingehen würden.

„Hallo Schätzchen, wir haben gerade von dir gesprochen." Miranda, Theodores Mutter, war wie immer höchst entzückt Madelyn zu treffen. Sie hatte ihrem Sohn schon oft gesagt, dass er so fleißig und verantwortungsbewusst wie Madelyn werden musste, um ein guter Alpha zu sein.

Sie redete nicht gerade selten in hohen Tönen von der Freundin ihres Sohnes. Zum Glück, denn sonst wäre es sicherlich komplizierter. Irgendwann wird Madelyn meine Beta und wird mit mir das Rudel führen.

Leicht stolz streckte er die Brust raus. Er hatte solches Glück. Madelyn war liebevoll, freundlich und wusste immer was zu tun war. Das Rudel könnte sich keine bessere Prebeta wünschen.

„Du bist sicher durstig, ich habe Tee gemacht, den musst du unbedingt probieren." Theodore wurde aus seinen Gedanken gerissen, als seine Mutter fortfuhr.

„Natürlich, vielen Dank für das Angebot." Obwohl Madelyn höflich blieb, sah Theodore am Blitzen ihrer Augen, dass sie ebensowenig den Nachmittag mit Tee und Akten verbringen wollte wie er.

„Weißt du Mum... wir haben da noch diese Sache mit dem Rudel zu klären. Und wir sollten uns besser sofort auf den Weg machen." Theodore zögerte. Hatte seine Mutter ihm geglaubt? Das Gesicht der Frau zeigte kurz eine Regung, dann war es wieder normal.

„Na dann schnell! Ihr solltet nicht zu spät kommen." Erst dachte Theodore, seine Mutter hätte ihm geglaubt. Da bemerkte er allerdings den belustigten Ausdruck, der fast versteckt in ihren Augen lag.

Sie kannte ihren Sohn gut genug um zu wissen, dass sie ihn heute wohl nicht mehr so einfach zum Aktenlesen kriegen würde. Sie hatte Verständnis für den Wunsch ihres Sohnes auch mal Zeit als ganz normaler Jugendlicher zu verbringen. Theodore antwortete mit einem dankbaren Blick.

„Wir sollten dann los... Auf Wiedersehen Miranda. Ich hoffe, dass wir uns bald mal wieder sehen." Madelyn machte einen respektvollen Knicks. Obwohl Miranda die Mutter ihres Freundes war, betrachtete Madelyn sie stets als eine ranghöhere Wölfin. Sie war immerhin auch die Beta des Rudels.

„Das hoffe ich ebenfalls und sorge doch bitte dafür, dass mein Theodore früh genug wieder Zuhause ist. Um die Akten kommst du nicht herum, mein Lieber!" Die letzten Worte waren an Theodore gerichtet, der kurz glaubte er hätte sich verhört. Genervt verdrehte er die Augen. Seine Mutter war eben eine zielstrebige Frau.

Madelyn befand sich schon am Waldrand und konnte es offensichtlich kaum erwarten endlich wegzukommen. Theodore verschwendete keine weiteren Augenblicke an seine Gedanken und sprintete ihr hinterher. Er stolperte die rutschigen Stufen hinunter.

Erleichtert wieder Gras unter seinen Schuhen zu spüren beschleunigte er. Er hatte Madelyn mittlerweile eingeholt und rannte nun neben ihr her.

Ein Blick zur Seite zeigte ihm, wie sich die Struktur des Mädchens veränderte, bis sie mit grauem Fell bedeckt war. Sie sprang elegant mit angelegten Ohren und zusammengekniffenen Augen zwischen den Kiefern vor ihm her.

Die Wölfin wirbelte Schnee auf, als sie zwischen den Nadelbäumen umherlief. Als sich seine Freundin langsam entfernte, nahm Theodore alle Kraft in seinen zwei Beinen zusammen und sprang.

Während des Sprungs veränderte er sich ebenfalls. Seine blonden Haare wurden zu einem hellbraunen fleckigen Fell und auch seine Füße und Hände verformten sich.

Der hellbraune Wolf landete auf dem Boden und hinterließ tiefe Spuren, wo er aufgekommen war. Theodores Krallen waren ausgefahren, um besseren Halt zu haben.

Seine kräftigen Beinmuskeln spannten sich an, als er seiner Freundin nachjagte.

Mate of my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt