"Die Königin der Rosen - 2"

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Das Abendessen, das Margaery geplant hatte, verlief ruhig. Da die Vorräte in der Stadt knapp waren, wurde kein Festmal geboten, doch alle wurden satt. Gebratener Fisch, eine gute Suppe, dazu Bier und Wein. Catelyn, die noch immer den Respekt einer Königin erhielt, wurde heißer Hippokras eingeschenkt. Doch trotz Margaerys Bemühungen blieb die Stimmung getrübt. Sansa war noch immer wütend auf ihre Mutter, weil sie Brandon Strom so umsorgte. Catelyns Gedanken wurden weiterhin von den Sorgen um ihre Kinder getrübt. Robb, verletzt in Harrenhall, Rickon, irgendwo in Essos. Arya, die verschwunden war.

Auch die Übersetzerin von Daenerys, Missandei von Naath, trug nicht zur Stimmung bei. Mit gebückter Haltung saß sie am Tisch und ihre goldenen Augen waren trübe vor Trauer. Margaery hatte gehört, dass sie ihren Geliebten während der Schacht verloren hatte.

Keiner sprach wirklich und auch eine Unterhaltung wollte nicht recht zustande kommen. Mehrere Wachen standen an den Türen, so als würde von der Gruppe aus Frauen, zu der auch die ehemaligen Septa Lemore gehörte, eine Gefahr ausgehen.

Irgendwann ertrug Margaery die drückende Stille nicht mehr. „Lady Missandei," sprach sie die Übersetzerin in dem Versuch an, ein Gespräch zu beginnen, „wie seid ihr in die Dienste von Königin Daenerys gelangt?"

Nur langsam hob Missandei den Blick. „Ich war Übersetzerin in Astapor. Mein Meister verschenkte mich an die Königin," antwortete sie mit leiser Stimme.

„Wie ist sie? Die Königin?", fragte Margaery weiter.

Nun sahen auch die anderen Damen zu Missandei.

Missandeis von Kummer getrübter Blick, wurde klarer. „Sie ist eine gütige, gnädige und weise Königin," sagte sie mit unverkennbarer Ehrerbietung, die zeigte, wie ehrlich sie ihre Worte meinte, „sie hat alle Sklaven in der Drachenbucht von ihrem Leid befreit und uns eine Zukunft voller Möglichkeiten geboten."

„Dennoch seid ihr bei ihr geblieben und dient ihr.", stellte Sansa fest. „Warum?"

„Ich diene meiner Königin, weil es mein Wunsch ist, meiner Königin zu dienen.", beharrte Missandei.

„Und wenn ihr es nicht mehr wollt? Was, wenn ihr morgen schon zurück nach Naath wollt?" fragte Catelyn.

„Dann würde sie mir ein Schiff geben und mir viel Glück wünschen," antwortete Missandei einfach.

„Und das glaubt ihr wirklich?" Sansa schien noch immer skeptisch.

Missandei sah sie mit Stolz an. „Ich weiß es. Wir alle, die ihr von Essos gefolgt sind, glauben an sie. Sie ist nicht unsere Königin, weil sie die Tochter eines Königs ist, den wir nicht kennen, sondern weil wir es wollen."

„Und weswegen sollen wir ihr dann folgen? Wir haben sie uns nicht ausgesucht. Ihr folgt ihr, weil ihr es wollt. Doch was ist mit uns? Ihr Anspruch auf den Eisernen Thron kommt daher, weil sie die Tochter eines Königs ist, an den sich hier auch kaum einer mehr erinnern kann," sagte Sansa mit deutlicher Geringschätzung für Daenerys Targaryen.

„Ich erinnere mich noch," sagte Catelyn leise. „Ich kann mich noch an den Irren König erinnern. Und an das was er deinem Vater angetan hat. Und mir.", sie zog ihren Umhang fester an sich. „Als ich Aerys das erste Mal sah, war er gerade zum König gekrönt worden. Ich war damals noch jung und mein Vater brachte mich und Lysa zu einem Ball nach Königsmund. Damals war er schon beinahe vollkommen Irre, doch Lord Tywin konnte es noch überdecken. Doch was ich nach dem Ball alles erfuhr, vieles erst noch später, war schrecklich. Er hat den Vater meines Gemahl und meinen damaligen Verlobten bei lebendigem Leib verbrennen lassen," sie sah zu Missandei, „könnt ihr schwören, das Daenerys nicht so ist?",

Das andere Lied, von Eis und Feuer - Der letzte SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt