"Die Hochzeit"

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Daenerys ließ den Jubel noch für einen Moment anhalten. Sie genoss es. Nach all ihrem Leid, all der Qualen, der Verachtung, der Angst, hatte sie es geschafft. Sie war zur Königin von Westeros gekrönt worden und man jubelte ihr zu. Sie stand vor dem Eisernen Thron, den Aegon der Eroberer erschaffen hatte, in der Burg, die von dessen Söhnen erbaut worden war und die Nachfahren von jenen, die ihr Bruder die Hunde des Usurpators genannt hatte, jubelten ihr zu.

Sie hatte alles erreicht, was sie hatte erreichen wollen, seit sich die rote Tür in Braavos hinter ihr geschlossen hatte und Khal Drogo ihren Bruder gekrönt hatte. Sie hatte das erreicht, was Viserys, nie geschafft hatte: Sie hatte Westeros erobert und die Liebe des Volkes und den Respekt und die Anerkennung der Adeligen. Beinahe wäre ihr eine Träne entwischt, doch sie würde keine vergießen. Nicht hier, nicht an diesem Tag, nicht einmal vor Freude. Dann musste sie an all jene denken, die sie verloren hatte. Ihren ersten Gemahl, Khal Drogo, den sie zuerst gefürchtet und dann von ganzem Herzen geliebt hatte. Ihren Bruder, den sie trotz all seiner Grausamkeit geliebt hatte. Ser Jorah, den sie so oft verbannt hatte und der ihr dennoch immer zur Seite gestanden hatte und ihr in Harrenhall das Leben rettete. An Grauer Wurm, der vor in eben jenem Raum Gefallen war. An Daario Naharis, ihren Geliebten, den sie in Meereen zurück gelassen hatte. Von jenen, die sie aus dem Osten nach Westeros begleitet hatten, war nur noch Missandei ihre wirkliche Vertraute. Die dunkelhäutige Übersetzerin saß an einem der Tische und aß nur einige wenige Bissen von dem ihr fremden Essen, in der ihr fremden Stadt, umgeben von ihr fremden Menschen. Noch immer trauerte sie um ihre Geliebten. Daenerys wünschte sich für einen Moment, sie könnte sich neben sie setzten und ihr in ihrer Trauer beistehen.

Daenerys Blick traf den von Jon, der in ihrer Nähe stand.

Auffordernd sah er sie an.

Daenerys begriff, das sie sich zu lange ihrem Triumph hingegeben hatte. Sie nickte ihm zu und hob die Hände. Langsam verstummten der Jubel der Menschen. „Doch dieser Tag, soll nicht nur eine Krönung bedeuten. Er soll auch für das Alte stehen, das sich erneuert und erhebt.“, verkündete sie und klatschte in die Hände.

Ein halbes Dutzend Männer versammelten sich vor der großen Doppeltür des Thronsaales.

„Denn ein Haus fehlt hier. Das Haus Baratheon. Einst hat Robert Baratheon mein Haus dem Untergang geweiht und fast vernichtet. Doch Robert Baratheon ist tot. Ebenso wie Stannis und Renly. Lady Sharin ist verheiratet und steht im Dienste von Haus Stark. Es muss also ein neuer Lord von Sturmkap ernannt werden. Und es gibt nur einen, der dies sein kann,“ verkündete Daenerys feierlich und deutet zur Tür. Aus dem Tor kam ein Mann, der einen Waffenrock aus gelber Wolle trug und auf der Brust den schwarzen Hirsch von Baratheon, der sich stolz aufrichtete. Sein Umhang war ebenfalls golden und trug ebenfalls den Hirsch der Baratheons. Allerdings war dieser nicht gekrönt, wie noch unter König Robert. Daenerys hatte es verboten. Sie würde keine anderen Königssymbole akzeptieren.
Gendrys kohlrabenschwarzes Haar war kurz geschnitten und er trug die Andeutung eines Bartes, welcher der Linie seines Kiefers folgte.

Gendry Wasser. Bastard und letzter Sohn von Robert, aus dem Hause Baratheon, dem Ersten seines Namens. Anerkannt von Renly aus dem Hause Baratheon, dem Ersten seines Namens!“, rief der Herold mit lauter Stimme.

Gendry trat an die Spitze der sechs Männer. Es waren die letzten hohen Lords der Sturmlande und alle Vasallen von Sturmkap. Bryn Caron, Emmerich Dondarrion, ein Knabe, Alyn Estermont, Richard Lonmund, Guyard Morrigen und Selwyn Tarth.
Mit Gendry an der Spitze, gingen sie zum Eisernen Thron und beugten vor Deanerys das Knie. „Meine Königin.“, sagte er feierlich.

„Gendry Wasser.“, antwortete Daenerys im Ton einer Königin. „Wer ist euer Vater?“

Gendry hob den Kopf, als er antwortete. „Mein Vater war Robert Baratheon.“

Das andere Lied, von Eis und Feuer - Der letzte SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt