"Die Kriegerin und der Schmied"

38 8 5
                                    

Das Gesicht unter einer Kapuze verborgen, im Schatten eines zerstörten Hauses stehend, beobachtete Arya, wie das Banner der Goldenen Kompanie, ein goldener Totenkopf, im kalten Wind wehte. Ritter in vergoldeten Rüstungen ritten an Arya vorbei, ohne sie zu bemerken. Arya biss noch einmal von ihrem verschrumpeltem Apfel ab und warf ihn dann den marschierenden Soldaten vor die Füße, wo er zertreten wurde. Ein langer Strom aus Rittern, Bogenschützen und Waffenknechten, wanderte von der Drachengrube durch das zerstörte Flohloch, zu den Toren der Stadt. Die Goldene Kompanie verließ Königsmund. Arya war das nur recht. Sie verachtete die Fremden aus dem Osten.

Sie wanderte durch die Gassen von Königsmund, zu ihrer Unterkunft. Die Hauptstadt war noch immer in einen Schleier aus Rauch gehüllt, der sich langsam mit dem leichten Schneefall vermischte. Der Winter kam langsam nach Königsmund.. Die Straßen waren voller Matsch, Trümmern und Obdachlosen. Der Angriff der Drachenkönigin, hatte schwere Schäden verursacht. Das Flohloch war eine Trümmerlandschaft, über der sich die Drachengrube erhob. Die Stadttore waren noch immer nicht Instand gesetzt worden und standen beinah die ganze Zeit über offen. Doch kaum einer verließ die Stadt, denn die Soldaten der Drachenkönigin waren überall. Die Goldene Kompanie hatte ihr Lager in der Drachengrube aufgeschlagen und Kontrollierte den Norden von Königsmund, so wie die Straße nach Rosby und Dämmertal. Die Unbefleckten hatten den Roten Bergfried unter ihrer Kontrolle. Und auf dem Schwarzwasser, der Schwarzwasserbucht und dem Hafen, drängten sich die Langschiffe der Eisenmänner, die gewaltigen Schiffe der Eisernen Flotte und die Galeeren der Velaryons. Die Stadt war vollkommen in der Hand der Drachenkönigin und niemand wehrte sich.

Auf dem Schusterplatzt beobachtete Arya, wie die Soldaten der Drachenkönigin Essen an die Bevölkerung verteilten. Die Menschen drängten sich um den Stand, der von, in schwarzes Leder gehüllten Unbefleckten geschützt wurde. Die Augen der Menschen waren leer und sie hoben die Arme, gierig, etwas zu Essen zu bekommen. Aryas Magen knurrte und sie ging auf den Stand zu.

Sie schlüpfte durch die Menschen hindurch und griff nach einer Vorratstasche, die in die Menge gehalten wurde.

„Das ist meine!", keifte ein abgemagerter Mann. Mit knochigen Fingern, griff er nach Arya. Geschickt wich sie ihm aus. Der Mann landete auf dem kalten Boden, wo er sich vor Schmerzen wand. Arya hatte Mitleid. Unauffällig, ließ sie ein Brot fallen. Gierig schnappte der Mann es sich und drückte es an sich, wie Mütter ihr Neugeborenes.

Arya wollte den Platz verlassen, doch ein Bote, der das Symbol der Targaryen trug, baute sich auf einem schwarzem Pferd auf. „Hört her, Bürger von Königsmund.", sagte er mit lauter und tönender Stimme, so das jeder ihn hören konnte. „Königin Daenerys, aus dem Hause Targaryen, erste ihres namens, Königin der Andalen, der Rhoynar..."

Komm zum Punkt, dachte Arya gereizt, während der Mann alle Titel der Eroberin nannte. „...und König Renly, aus dem Hause Baratheon..."

„Wohl eher Lord Renly. Wenn überhaupt.", murmelte Arya.

„...befohlen dass, alle Truppen sich nach Harrenhal begeben, um gegen einen Gemeinsamen Feind zu kämpfen. Die Weißen Wanderer haben sich im Norden erhoben und alle Lebenden, sollen sich bei Harrenhall versammeln."

Arya horchte auf. Die Truppen der Drachenkönigin und Renlys würde gemeinsam marschieren? Sie fragte sich, was Loras Tyrell davon hielt. Oder Margaery. Oder ihre Mutter.

Arya versuchte nicht an ihre Mutter zu denken, oder an Margaery. Sie hatte sie im Roten Bergfried zurück gelassen, umgeben von Fremden Soldaten und der Gnade von Jon ausgeliefert, den sie kaum noch erkannte. Als sie sich in Dorne wiedergesehen hatten, war er anders gewesen, doch sie hatte sich nicht vorstellen können, das er der Drachenkönigin so willig gehorchte. Der Tot ihres Großonkels, Ser Brynden Tully, hatte Arya erschüttert und als sie gesehen hatte, wie Jon Loras zugerichtet hatte, war es für sie vorbei gewesen. In diesem Moment hatte sie sich entschieden, Gendry zu retten, koste es, was es wolle. Er hätte keine Chance gegen Jon gehabt. Sie hatte ihn retten müssen! Das der Unbefleckte, den sie umgebracht hatte, der Anführer dieser Eunuchen war, hatte sie erst Tage später erfahren. Das war auch einer der Gründe, warum sie sich versteckt hielt. Jon würde sie suchen lassen, wenn er zurück kehrte und was er dann mit ihr machen würde, wussten nur die Götter.

Das andere Lied, von Eis und Feuer - Der letzte SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt