"Vor der Schlacht"

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Jon stand in der Kammer der bemalten Tafel und starrte auf die Karten von Königsmund, die Varys und Tyrion ihm besorgt hatten als Daenerys zu ihm kam. Leise stellte sie sich neben ihn.

„Es sind mindestens zehntausend Mann in Königsmund stationiert. Doch ich habe einen Plan," nahm Jon ihre Frage vorweg und fuhr mit der Hand über das Bild der Mauer. „Wir gehen in drei Schritten vor. Aegon wird die Mauer in Brand setzten und damit die Tore schwächen. Das gibt den Elefanten der Goldenen Kompanie die Möglichkeit, durch die Tore zu brechen."

„Das klingt gut." Daenerys stellte sich neben ihn. „Was ist der nächste Schritt?"

„Die Drachengrube."

Jon legte eine Hand auf den Standort der Ruine, in der in den Tagen der alten Targaryen-Dynastie ihre Drachen untergebracht worden waren. „Neben dem Roten Bergfried und Drachenstein ist die Drachengrube ein Zeichen der Macht für das Haus Targaryen.

Die Unbefleckten können durch die Tore im Norden in die Stadt eindringen und die Grube besetzen. Und ihre Disziplin kann das Flohloch unter Kontrolle halten. Die Dornischen unter Prinz Oberyn werden über den Schlammweg und den Haken einmarschieren.

Und wenn die Goldene Kompanie durch die anderen Tore kommt, können wir die Stadt von drei Seiten aus einnehmen."

„Und der dritte Schritt?" fragte Daenerys.

„Der Rote Bergfried. Der Eiserne Thron." Jon sah Daenerys an, kühl und distanziert. „Die Schritte werden gleichzeitig durchgeführt," er richtete sich auf. „Ich brauche Hundert der Unbefleckten."

„Du bekommst alles was du brauchst.", versicherte ihm Daenerys.

„Danke. Bis zum Ende der Woche sitzt du auf dem Eisernen Thron." Jon wollte die Kammer der bemalten Tafel schon verlassen, doch Daenerys hielt ihn auf. „Jon."

„Euer Gnaden," er verschränkte die Arme hinter dem Rücken.

„Bitte. Hör auf mich so anzusehen. Wir hatten eine so gute Beziehung, als wir Meereen verließen." Daenerys ließ die Hand über die bemalte Tafel wandern. „Was ist los?"

Jon senkte den Blick. „Darf ich ehrlich sein, euer Gnaden?"

„Natürlich."

Jon sah Daenerys finster an. „Ich habe dich damals in Meereen aufgesucht, um Hilfe gegen die Weißen Wanderer zu erbitten. Und du hast zugestimmt. Und jetzt? Wir sind seit fast vier Monaten in Westeros. Und bisher hast du weder einen Raben in den Norden gesendet noch einen Botschafter. Du hast Dorne, den Westen, das Grüne Tal. Und inzwischen auch die Sturmlande. Renly ist am Ende. Du musst ihn nicht einmal töten, um den Thron zu erobern. Wann wirst du gegen die Weißen Wanderer ins Feld ziehen?"

Daenerys wirkte nachdenklich. „Ich werde gegen die Weißen Wanderer ins Feld ziehen, sobald ich davon überzeugt bin, dass sie die Mauer überwunden und eine Bedrohung für die Reiche der Menschen sind. Doch das weißt du. Ich habe von Anfang an klar gemacht, dass der Eiserne Thron mein Ziel ist."

Jon runzelte wütend die Stirn, sagte aber nichts. Es würde ihm nichts bringen.

Daenerys bemerkte seine Wut. „Weißt du, warum ich dir den Auftrag gegeben habe, die Eroberung von Königsmund zu planen?", fragte sie sanfter. Jon schüttelte den Kopf. Er wusste es nicht.

„Weil du weiser bist als ich. Ich würde mich selber als gute Königin bezeichnen. Doch wenn ich an die Drachenbucht denke, dann habe ich ich in der Vergangenheit manchmal zu gnadenlos gehandelt. Ich kann nicht versprechen, dass ich keinen von Renlys Anhängern umbringen lasse, wenn sie mir in die Hände fallen. Darum brauche ich dich. Wenn du den Angriff planst, dann weiß ich, wird er mit so wenig Blutvergießen sein wie möglich."

Das andere Lied, von Eis und Feuer - Der letzte SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt