Jon hatte gewusst, dass der Nachtkönig das Horn des Winters besaß. Er hatte es gewusst, hatte um die Macht dieses Horns gewusst und war dennoch mit den Drachen in den Himmel aufgestiegen. Er hätte sich gerne einen Narren geschimpft, doch während Rhaegal in die Tiefe stürzte, waren seine Gedanken ein einziges panisches Schreien.
Während der Boden immer näher kam, schaffte Jon es irgendwie, seine Gedanken zu beruhigen und auf ein Ziel zu konzentrieren: Er durfte nicht sterben!
Mit dem letzten Rest seines Verstandes, der nicht in Panik war, schaffte er es, seinen Geist mit dem von Rhaegal zu vereinen. Der Verstand des Drachen war ein Sturm aus Feuer. Der Drache verstand nicht, was passiert war. Er war Rhaegal, der König der Lüfte. Warum konnte er nicht fliegen?
Jon wurde von diesem Sturm aus Feuer beinahe hinweg gefegt, doch er zwang sich dazu, das Eis zu sein, dass das Feuer beruhigte. Er verband seinen Geist mit dem des Drachen, enger, als sie jemals verbunden gewesen waren. Sie wurden zu einem Geist, einem Verstand und einem Körper.
Gleite, Rhaegal, Gleite. Wir sind eins.
Jon ließ den beruhigenden Gedanken in die des Drachen einfließen.
Und Rhaegal gehorchte ihm. Der grüngoldene Drache breitete seine Flügel aus und der unkontrollierte Fall wurde zu einem kontrolliertem Gleitflug. Doch noch immer schaffte Rhaegal es nicht, wieder Aufschwung zu bekommen. Dicht an den Rücken des Drachen gepresst beobachtete Jon durch Rhaegals Augen, wie die schwarze Mauer von Harrenhal immer näher kam.
Im letzten Moment schaffte es Rhaegal innerhalb der Mauern zu landen. Jon wurde beim Aufprall die Luft aus dem Leib gepresst, doch er schaffte es, sich auf Rhaegals Rücken zu halten.
Seine steifen Finger lösten sich von den Stacheln, die ihm als Griff dienten. Rhaegal drückte sich auf den Mauerkamm und Jon rutschte von seinem Rücken. Er fühlte sich müde, abgeschlagen und hoffnungslos.
Weit über sich, hörte er das Brechen von Stein und Holz und das Brüllen eines anderen Drachen,
Mit steifen Hals sah Jon nach oben zum Königsbrandturm. Viserion landete auf der Spitze des Turmes und brüllte triumphierend.
Das Brüllen des weißen Drachen gab Jon neuen Mut. Er stand auf und wollte erneut auf Rhaegals Rücken klettern, um sich dem Kampf anzuschließen, da traf ein weißer Speer Viserion. Der Drache kreischte vor Schmerz und fiel hinab, wobei er Feuer und Blut in alle Richtungen verlor. Mitten im Flug traf er auf die Brücke, die den Königsbrandturm mit dem Turm der Angst verband und zerstörte sie. Mit einem dumpfen Krachen landete er auf dem Boden. Feuer stieg auf und Blut färbte den Stein schwarz.
„NEIN!", rief Jon entsetzt und viel auf die Knie. Die Kraft verließ ihn und er musste sich mit den Fäusten abstützen, um nicht völlig zusammen zu brechen. Er hätte es wissen müssen! Er hätte wissen müssen, das der Nachtkönig die Drachen ins Visier nehmen würde. Er verfluchte sich und seine Naivität. Nun war einer der Drachen tot. Einer der letzten Drachen auf der Welt war tot.
Nein. Nicht der letzten. Es gab weitere. Die drei Eier, die Rhaegal, oder Viserion in Meereen gelegt hatten und die nun in den Tiefen des Drachenberges auf Drachenstein ruhten. Der Gedanke an die drei Eier ließ neue Kraft in Jon aufsteigen. Die Drachen würden nicht erneut aussterben!
Entschlossen stand er auf und legte Rhaegal eine Hand auf die Schuppen. Der Drache schrie und brüllte seine Trauer über den Tod des Bruders hinaus. Es war ein trauriges Lied von Kummer und Schmerz. Und auch Jon trauerte, denn Aegon Schwarzfeuer, der Viserions Reiter gewesen war, schien mit seinem Drachen gefallen zu sein.
Irgendwo auf der anderen Seite von Harrenhal hörte Jon Drogons Antwort. Jon war schon lange mit den Drachen verbunden und kannte die Stimmen der Drachen. Und Drogons Brüllen war anders als Rhaegals. Voller Schmerz und Wut und Angst
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Das andere Lied, von Eis und Feuer - Der letzte Sturm
FanfictionDie Mauer ist gefallen und die Toten kommen Jon nähert sich, mit Daenerys Targaryen, seinem Blutsbruder Aegon Schwarzfeuer, seiner Frau Arianne und ihren drei Drachen, den Sieben Königslanden. Doch kommen sie noch rechtzeitig, um den Nachtkönig und...